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Uni Lüneburg schrumpft und baut

An der Leuphana-Universität in Lüneburg wird um einen Campus-Umbau gestritten. Der AStA der Universität vermutet hinter der Baumaßnahme einen weiteren Schritt in Richtung Elite-Uni. Die Hochschulleitung verspricht sich davon Vorteile im Wettbewerb um die Talente.

Von Susanne Schrammar |
    Das Campusgelände der Leuphana-Universität Lüneburg: Nur wenige Studierende laufen zwischen den roten Backsteingebäuden der ehemaligen Kaserne hin- und her. Zwar befinden sich in dieser Woche die meisten Studis im besetzten Vorlesesaal 1, doch so richtig viel los ist hier schon lange nicht mehr, sagt Philine Busch, Sprecherin des AStA:

    „Von Zahlen aus dem Sommersemester 2005 von über 10.000 Studierenden sind wir jetzt bei momentan bei cirka 7500, das heißt, es werden immer weniger. Die Universität hat der Stadt versprochen, mittelfristig die Zahlen auf jeden Fall wieder zu erhöhen. Im Moment sieht es nicht danach aus, es sieht eher danach aus, dass es noch weniger werden, gerade mit den geplanten Bauvorhaben ist aus unserer Sicht gar nicht möglich, dass die Zahlen wieder ansteigen.“

    Das geplante Bauvorhaben, ein Hotel und ein Parkhaus errichtet von privaten Investoren auf dem Universitätsgelände, ist vielen ein Dorn im Auge: Rund ein Drittel der Lüneburger Studierenden haben sich auf einer Unterschriftenliste gegen den Bau ausgesprochen. In Bezug auf die Studierendenzahlen ist die Sache für den AStA klar: Hotel und Parkhaus nehmen Platz weg, der eigentlich für Seminarräume gebraucht würde.

    „Weil dadurch natürlich die Möglichkeiten genommen werden, die Studierendenzahlen zu erhöhen, denn wenn auf dem Campus kein Platz ist für mehr Seminarräume, wo sollen die Studis dann hin?“

    Dahinter, sagt Philine Busch, stecke der Plan der Universitätsleitung, die Hochschule zu einer Eliteeinrichtung umzubauen, zu der nur Ausgewählte Zugang haben sollen. Den Ausdruck „Elite“ mag Holm Keller, Vizepräsident der Leuphana nicht so gerne in den Mund nehmen, doch es stimmt: Obwohl die Zahl der Bewerber in den vergangenen Jahren ständig angestiegen ist, wird nur ein Teil von ihnen in Lüneburg angenommen. Zum einen, weil die Zahl der Professorenstellen, die das Land Niedersachsen bewillige, zu gering sei, um einer größeren Zahl von Studierenden adäquaten Unterricht bieten zu können, so Keller. Zum anderen, weil es zur Qualitätsorientierung der Hochschule gehöre, nur bestimmte Studierende auszuwählen:

    „In einem Verfahren, in dem es nicht mehr nur um die Abitursnote geht, sondern wo auch gesellschaftliches Engagement, wo soziale Faktoren eine Rolle spielen und damit Bewerberinnen und Bewerbern, die vielleicht im Abi Pech hatten, auch eine gewisse Chance gegeben wird, das zu kalibrieren, da wir uns Mühe geben in diesem Auswahlprozess die ganze studentische Persönlichkeit zu berücksichtigen.“

    Um im Wettbewerb um die Talente gerüstet zu sein, will die Universitätsleitung den Lüneburger Campus mit den geplanten Bauvorhaben weiterentwickeln. Mit dem Parkhaus könnte die Nachfrage nach Parkraum befriedigt und gleichzeitig Flächen gewonnen werden, so Kelle. Bei dem sogenannten Hotel handele es sich um ein Gästehaus, in dem vor allem Gastwissenschaftlern neuer Forschungseinrichtungen eine Unterkunft finden sollen. Ursprünglich waren dabei 250 Betten angedacht, nach Verhandlungen mit der Stadt ist die Zahl jetzt auf 100 reduziert worden. Doch das reicht dem AStA nicht. Die Studierendenvertretung hat den Rat der Stadt Lüneburg aufgefordert, die Pläne der Universitätsleitung zu stoppen. Schließlich habe die Stadt auch ein Interesse daran, die Studierendenzahlen wieder zu erhöhen. Stimmt, sagt Oberbürgermeister Ulrich Mädge zu, doch er sieht die Ursache des Problems weniger in den Bebauuungsplänen, sondern vielmehr in der finanziellen Ausstattung der Uni:

    „Sinkende Studierendenzahlen ist auch unser Anliegen, dieses ist aber eine Entscheidung der Landesregierung und nicht der Hansestadt Lüneburg. Insofern sind wir der falsche Adressat und das jetzt mit den Plänen auf dem Unigelände in Verbindung zu bringen, ist völlig absurd.“

    Dass der Lüneburger Stadtrat deshalb heute gegen eine Änderung des Bebauungsplanes stimmen wird, gilt als unwahrscheinlich.