"Grüß Dich, Anton, schon lange nicht gesehen: Alles Gut bei Dir? - Ja passt schon. Und bei Dir?"
Zwei junge Männer, Ende 20, treffen sich in de Kantine des Autozulieferers ZF Friedrichshafen. Sie kennen sich schon lange.
"Ist ja cool, das sich unsere Wege hier wieder kreuzen, nachdem wir sogar zusammen in der Schule waren.. Stimmt, ja."
Anton Ihly, Ende 20, trägt einen blauen Monteurs-Anzug. Die Aufschrift: Meister."Ich habe nicht studiert. Ich habe den Maschinenbautechniker gemacht."
Tobias Janischek trägt einen pinkfarbenen, elegant wirkenden Rollkragen-Pullover. "Ich habe studiert, Fahrzeug-System-Engineering, Fahrzeugbau."
Beide haben gemeinsam das Karl-Maybach-Gymnasium Friedrichshafen besucht, beide schlugen danach unterschiedliche Ausbildungswege ein. Anton Ihly wollte sich nach der Schule nicht nochmals jahrelang mit theoretischen Inhalten beschäftigen. Ihn juckte es in den Fingern nach was Praktischem:
"Ich dachte, ich möchte etwas Mechanisches machen, möchte was mit den Händen machen, dürfte nach einem Schülerpraktikum mal reinschnuppern, wollte den Weg in die klassische Berufsausbildung gehen."
"Ärmel hochkrempeln und herumschrauben"
Anders dagegen Tobias Janischek: Er sieht sich: "In gewisser Weise eher der Theoretiker, der aber die Praxis anwendet. Ich seh' mich jetzt nicht so, dass ich ständig die Ärmel hochkrempele und am Rumschrauben bin. Ich sehe mich eher bei irgendwelchen Projekten, die ich in Zukunft mal leiten kann."
Dafür hat Tobias Janischek an der Dualen Hochschule Ravensburg sein Studium mit dem Bachelor abgeschlossen - eine Investition in die Zukunft. Ebenso sieht der ausgebildete Industriemechaniker Anton Ihly seine eine Zusatzausbildung zum Maschinenbautechniker als Investition in die Zukunft. Dementsprechend, stellen beide übereinstimmend fest, gibt es beim Gehalt zwischen ihnen keine großen Unterschiede:
"Also wenn ich so die Stellenausschreibungen ansehe, man sieht sie ja bei den Meisterausschreibungen und bei den Ingenieurausschreibungen. Ich denke mal, der normale Ingenieur und der normale Meister sind sehr ähnlich in der Einstufung, weil beim Meister auch der Faktor Personalführung hinzukommt, der sich in einem höheren Entgelt niederschlägt."
"Und wenn ein Meister gleich verdient? Ich sag' mal, warum nicht - die leisten auch ihren Beitrag."
Allerdings: Wenn es darum geht, beruflich mal ins Ausland zu gehen, ergeben sich für den Akademiker deutlich bessere Chancen. Hier stehen dem Fahrzeugingenieur Tobias Janischek gerade in einem Großkonzern wie dem Automobilzulieferer ZF alle Möglichkeiten offen:
"Ja, Ausland ist definitiv möglich. Und ich werde das, wenn es von den persönlichen Umständen auch passt, entsprechend in Erwägung ziehen."
Da tut sich der Maschinenbautechniker schon ein wenig schwerer:
"Das denke ich schon, dass das schwieriger ist. Das hat sich auch noch nicht so etabliert wie das beim Ingenieurwesen gelebt wird. Aber der Trend wird schon in diese Richtung gehen."
Wenn es um Karrierechancen geht, sieht Anton Ihly dagegen Möglichkeiten, die denen eines Kollegen mit Hochschulabschluss nicht nachstehen:
"Ich denke mal, mit meinem Maschinenbau-Techniker habe ich ebenso die Möglichkeit, mich auch Ingenieursposten zu bewerben und kann eigentlich durch meine Berufserfahrung, die ich seit der Ausbildung haben beziehungsweise punkten wie jetzt ein frisch ausgelernter Akademiker, der frisch von der Uni kommt und die Berufswelt nur von der Theorie kennt."
Allerdings, betont Tobias Janischek, habe ein 'frisch ausgelernter Akademiker' wie er im Gegensatz zum Industriemeister die Möglichkeit, nach dem Bachelor ein zweites Masterstudium anzuschließen, das nach dem Abschluss zusätzliche Karrierechancen ermögliche:
"Ich entwickele mich gerade ja auch weiter. Ich mach ein berufsbegleitendes Studium. Abschluss strebe ich den Master, den MBA, an."
Besonders karriereträchtiges Studienfach
Ganz bewusst hat Janischek dabei ein Studienfach gewählt, dass sich von seinem Bachelor-Studium unterscheidet - und nach seiner Ansicht besonders karriereträchtig sein dürfte.
"Mein Master mach' ich im BW-Bereich, International Business. Schlussendlich ist es mir wichtig, die komplette Sichtweise auf das Unternehmen zu sehen, nicht nur aus Techniker-Sicht, sondern auch aus BWL-Sicht. Und da braucht man nach meiner Meinung beide Standbeine, Technik und BWL."
Diese Möglichkeit steht dem Maschinenbautechniker Anton Ihly in dieser Form nicht offen. Aber:
"Das bedrückt mich nicht, weil ich ja immer noch die Möglichkeit habe, mein Studium anzuhängen und den akademischen Grad jederzeit nachzuholen. Die Chancen sind ja immer noch da, weiter zu machen. Das habe ich auch konkret vor. Der klassische Meisterjob, wie das früher mal war, also Meister bis zur Rente, das hat sich gewandelt. Mittlerweile ist das nur eine Station, der Meister. Und die Perspektive weiterzumachen das möchte ich auch gerne anstreben."
Das wiederum, freut sich Anton Ihly, bietet auch solchen Mitarbeitern große Karrierechancen, die wie er mit einer klassischen Lehre ins Berufsleben gestartet sind.
"Es gibt Vorstandsvorsitzende. Und wenn man deren Lebenslauf ansieht, dann wird da der Industriemechaniker als erste Station angeführt."