Er hat es getan. Er ist ausgestiegen. Professor Dieter Lenzen, der Präsident der Uni Hamburg, erklärt, warum sich seine Hochschule nicht mehr an Umfragen zu Ranglisten beteiligt:
"Die Kernaufgabe der Universitäten ist, junge Leute auszubilden und zu forschen und nicht, Fragebogen zu beantworten."
Lenzen wirft den Rankings methodische Schwächen vor. Ihre gesammelten Daten seien nicht aussagekräftig - außerdem sei die Zahl der Befragten zu niedrig.
"Das hilft niemandem. Sondern was wir brauchen, sind qualitative Äußerungen über eine Universität und nicht quantitative. Akademische Qualität lässt sich eben nicht quantifizieren. Und das ist der entscheidende Punkt."
Direkt betroffen vom Hamburger Ausstieg ist die Arbeit des CHE. Das von der Bertelsmannstiftung getragene Centrum für Hochschulentwicklung führt das bekannteste Ranking in Deutschland durch. Petra Giebisch weist die Kritik an den Methoden zurück:
"Wir stehen im Dialog um mögliche Optimierungen durchaus noch in das Ranking einfließen zu lassen. Aber das, was wir veröffentlichen, ist auch haltbar und zuverlässig."
Die so erstellten Ranglisten bieten Unentschlossenen eine wichtige Grundlage für die Studienplatzwahl- so rechtfertigt das CHE seine Arbeit:
"Gerade Studierwillige aus bildungsfernen Schichten haben nicht die Möglichkeit, in einem akademischen Elternhaus nachzufragen, wo die besten Studienmöglichkeiten für das Fach sind, sodass wir davon überzeugt sind, dass so ein Ranking eine ganz wichtige Orientierungshilfe ist."
Genau das bestreitet Dieter Lenzen vehement. Die erhobenen Daten sagen seiner Ansicht nach nichts über die Qualität der Fachbereiche aus.
"Es ist wenig sinnvoll zu zählen, wie viele Bücher eine Bibliothek hat oder wie hoch der Etat einer Bibliothek ist, oder zu zählen, wie viele Studierende die Bibliothek gut finden, oder etwas anderes. Zumal die Befragtenzahlen häufig viel zu niedrig sind, um repräsentativ zu sein; sie sind hoch zufällig."
Rankings behindern nicht zuletzt wissenschaftliche Innovationen. Auf diesen Effekt wies Lenzen zuletzt in einem ausführlichen Vortrag hin: Untersuchungen ergaben, dass sich Wissenschaftler, um hoch gerankt zu werden, eher auf Mainstream-Themen mit leicht zugänglichen Daten konzentrieren. Aufwendige Forschungen werden danach eher unterlassen. Die Rankings führen Studierwillige auch aus diesem Grund in die Irre, so Lenzen und mit ihnen mögliche externe Geldgeber, die sich von dem Tabellenplatz eines Faches oder einer Uni blenden lassen. Bei seinen eigenen Studierenden rennt der Hamburger Unipräsident mit seiner Entscheidung offene Türen ein. Luise Günter vom AStA-Vorstand ist voll und ganz einverstanden:
"Wir haben die Rankings schon immer kritisiert, da sie methodisch sehr unzureichend sind, aber vielen Studierenden und auch gerade den Unis nichts bringen. Die spielen die Universitäten nur gegeneinander aus. Die Studierenden können nicht die wirklich wichtigen Informationen daraus ziehen und die Rankings sind auch nicht besonders verlässlich."
Und für viele Studienanfänger auch darum nicht hilfreich, weil sie sich ihre Uni in Zeiten knapper Plätze sowieso nicht frei aussuchen können. Andere entscheiden sich bewusst für einen Standort – gegen das Ranking, wie Biologiestudentin Anna Sofie Roloff:
"Ich hab 2007 das damalige Zeit-Campus, also das CHE Ranking mir angekuckt, wo die Uni Hamburg auch relativ schlecht abgeschnitten hat, aber das hat meine Entscheidung, hierher zu gehen, eigentlich nicht beeinflusst."
Sie belohnen Mainstream und bestrafen riskante neue Forschungswege. Nicht nur die Uni Hamburg ist aus den Rankings ausgestiegen. Auch andere Hochschulen wie die Unis Köln oder Leipzig liefern keine Daten mehr. Das gilt in Hamburg aber nur für private Datensammler. Dieter Lenzen betont, er sei selbstverständlich bereit, parlamentarischen und staatlichen Gremien jede nötige Auskunft zu erteilen. Für ihn liegt die Zukunft nicht im quantitativen Ranking, sondern im qualitativen Rating, wie es der Wissenschaftsrat der Bundesregierung praktiziert:
"Der Versuch also für bestimmte Fächer, die häufig studiert sind, beispielsweiseweise exakt herauszufinden: was wird an dem einzelnen Hochschulort unterrichtet, das heißt, welchen Schwerpunkt hat das Fach Soziologie, welche Schwerpunkte hat die Physik? Und nicht alle Unis hintereinander zu schreiben, womöglich noch mit den Fachhochschulen zusammen und zu sagen, die eine ist 0,0 Prozent besser als die andere."
"Die Kernaufgabe der Universitäten ist, junge Leute auszubilden und zu forschen und nicht, Fragebogen zu beantworten."
Lenzen wirft den Rankings methodische Schwächen vor. Ihre gesammelten Daten seien nicht aussagekräftig - außerdem sei die Zahl der Befragten zu niedrig.
"Das hilft niemandem. Sondern was wir brauchen, sind qualitative Äußerungen über eine Universität und nicht quantitative. Akademische Qualität lässt sich eben nicht quantifizieren. Und das ist der entscheidende Punkt."
Direkt betroffen vom Hamburger Ausstieg ist die Arbeit des CHE. Das von der Bertelsmannstiftung getragene Centrum für Hochschulentwicklung führt das bekannteste Ranking in Deutschland durch. Petra Giebisch weist die Kritik an den Methoden zurück:
"Wir stehen im Dialog um mögliche Optimierungen durchaus noch in das Ranking einfließen zu lassen. Aber das, was wir veröffentlichen, ist auch haltbar und zuverlässig."
Die so erstellten Ranglisten bieten Unentschlossenen eine wichtige Grundlage für die Studienplatzwahl- so rechtfertigt das CHE seine Arbeit:
"Gerade Studierwillige aus bildungsfernen Schichten haben nicht die Möglichkeit, in einem akademischen Elternhaus nachzufragen, wo die besten Studienmöglichkeiten für das Fach sind, sodass wir davon überzeugt sind, dass so ein Ranking eine ganz wichtige Orientierungshilfe ist."
Genau das bestreitet Dieter Lenzen vehement. Die erhobenen Daten sagen seiner Ansicht nach nichts über die Qualität der Fachbereiche aus.
"Es ist wenig sinnvoll zu zählen, wie viele Bücher eine Bibliothek hat oder wie hoch der Etat einer Bibliothek ist, oder zu zählen, wie viele Studierende die Bibliothek gut finden, oder etwas anderes. Zumal die Befragtenzahlen häufig viel zu niedrig sind, um repräsentativ zu sein; sie sind hoch zufällig."
Rankings behindern nicht zuletzt wissenschaftliche Innovationen. Auf diesen Effekt wies Lenzen zuletzt in einem ausführlichen Vortrag hin: Untersuchungen ergaben, dass sich Wissenschaftler, um hoch gerankt zu werden, eher auf Mainstream-Themen mit leicht zugänglichen Daten konzentrieren. Aufwendige Forschungen werden danach eher unterlassen. Die Rankings führen Studierwillige auch aus diesem Grund in die Irre, so Lenzen und mit ihnen mögliche externe Geldgeber, die sich von dem Tabellenplatz eines Faches oder einer Uni blenden lassen. Bei seinen eigenen Studierenden rennt der Hamburger Unipräsident mit seiner Entscheidung offene Türen ein. Luise Günter vom AStA-Vorstand ist voll und ganz einverstanden:
"Wir haben die Rankings schon immer kritisiert, da sie methodisch sehr unzureichend sind, aber vielen Studierenden und auch gerade den Unis nichts bringen. Die spielen die Universitäten nur gegeneinander aus. Die Studierenden können nicht die wirklich wichtigen Informationen daraus ziehen und die Rankings sind auch nicht besonders verlässlich."
Und für viele Studienanfänger auch darum nicht hilfreich, weil sie sich ihre Uni in Zeiten knapper Plätze sowieso nicht frei aussuchen können. Andere entscheiden sich bewusst für einen Standort – gegen das Ranking, wie Biologiestudentin Anna Sofie Roloff:
"Ich hab 2007 das damalige Zeit-Campus, also das CHE Ranking mir angekuckt, wo die Uni Hamburg auch relativ schlecht abgeschnitten hat, aber das hat meine Entscheidung, hierher zu gehen, eigentlich nicht beeinflusst."
Sie belohnen Mainstream und bestrafen riskante neue Forschungswege. Nicht nur die Uni Hamburg ist aus den Rankings ausgestiegen. Auch andere Hochschulen wie die Unis Köln oder Leipzig liefern keine Daten mehr. Das gilt in Hamburg aber nur für private Datensammler. Dieter Lenzen betont, er sei selbstverständlich bereit, parlamentarischen und staatlichen Gremien jede nötige Auskunft zu erteilen. Für ihn liegt die Zukunft nicht im quantitativen Ranking, sondern im qualitativen Rating, wie es der Wissenschaftsrat der Bundesregierung praktiziert:
"Der Versuch also für bestimmte Fächer, die häufig studiert sind, beispielsweiseweise exakt herauszufinden: was wird an dem einzelnen Hochschulort unterrichtet, das heißt, welchen Schwerpunkt hat das Fach Soziologie, welche Schwerpunkte hat die Physik? Und nicht alle Unis hintereinander zu schreiben, womöglich noch mit den Fachhochschulen zusammen und zu sagen, die eine ist 0,0 Prozent besser als die andere."