Schon einer der Trailer von "The Republic" zeigt die Richtung auf: Reißerisch geht es zu auf der neuen Seite, einer etwas kuriosen Mischung aus Nachrichtenseite und Kampagnenplattform. Für den Anfang haben die Macher sich drei Kampagnen ausgedacht. Deren Überschriften lauten: "Gegen den Gender-Wahnsinn", "Radikale Kräfte bremsen" und "Endlich den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk reformieren". Das Projekt erinnert ein wenig an Webseiten aus dem Trump-Umfeld in den USA.
Stoff für die Sozialen Medien
Wolfgang Schweiger, Kommunikationswissenschaftler an der Uni Hohenheim, vermutet, dass Inhalte der Seite wohl vor allem erstmal auf Social Media-Kanälen geteilt werden sollen.
Auch der scharfe Tonfall sei kein Zufall: "Auch wenn ich die Inhalte großteils sehr fragwürdig finde - strategisch ist das gar nicht so ungeschickt, was die machen. Diese Kombination aus einem Namen, der wie eine neue Mediengründung klingt, das könnte ja auch so etwas wie 'Politico' aus den USA sein. 'The Republic', das finde ich schon mal sehr geschickt. Dann eben meinungsstarke Beiträge, die zur Sache gehen, das ist genau der Stoff, der eben gerne in Sozialen Medien von Menschen dieses Meinungslagers gelesen, kommentiert und weitergeleitet wird."
Gründer Armin Petschner-Multari
Der scharfe Ton und die Aufmachung stießen intern in der Union nicht auf ungeteilte Zustimmung. Der Erfinder der Seite, Armin Petschner-Multari, ehemals zuständig für die Social-Media-Arbeit der CSU, twitterte kurz nach dem Start, dass man noch am Anfang stehe, und sich erst noch einpendeln müsse.
Manches bei "The Republic", etwa die Kampagne gegen den "Gender-Wahnsinn" erinnert doch stark an AfD-Aussagen. Petschner-Multari sagt dazu: "Es ist eine pointierte Formulierung, wir wollten die Abwegigkeiten der Gender-Debatte zugespitzt formulieren. Wenn das der AfD ähnlich klingt, liegt das nicht daran, dass wir uns an der AfD orientieren, sondern dass wir eben zufällig in einem ähnlichen Sprachbild gelandet sind."
Doch "zufällig" ist auf der Seite wohl wenig. "The Republic" will den Diskurs beeinflussen, sagt Petschner-Multari, immerhin habe das bürgerliche Lager beim Thema Social Media noch Nachholbedarf.
Tochter von CDU-Politiker Bosbachs ist Kolumnistin
Wer das ganze Projekt unterstützt, ist unklar, man sei aber überparteilich, eine Art "Graswurzelbewegung": "Wir wollen die liberale Bürgergesellschaft bewahren, dem fühlen wir uns verpflichtet, und da wollen wir ein bisschen Sprachrohr für Liberale, für Konservative, für Bürgerliche in weitestem Sinne sein. Und werden uns da zukünftig auch deutlich verbreitern."
Bislang gibt es allerdings noch kein "Mission Statement" auf der Seite, also: Wer sind wir? Was wollen wir? Als eine Autorin haben die Macher immerhin Caroline Bosbach gewinnen können. Die Tochter des CDU-Politikers Wolfgang Bosbach hat eine feste Kolumne, ihr Fokus sind konservative Werte. Auch Friedrich Merz ist mit der Redaktion freundschaftlich verbunden, hat angeblich bereits zu einem Fundraising-Dinner geladen.
Über die Macher und ihr Konzept ist wenig bekannt
"The Republic" richtet sich, mittels knalliger Farben und großer Fotos, erkennbar an ein jüngeres Publikum. Auch inhaltlich, etwa wenn es in einem Text darum geht, dass die Generation Z nicht nur links ist. Oder aber, wenn in einem Rundumschlag "Grünen-Bashing" betrieben wird, und der Partei unterstellt wird, "dass die Grünen eine durchideologisierte Partei sind, die jeden Gesellschaftsbereich kontrollieren will und die die radikalsten Persönlichkeiten in Spitzenpositionen hievt."
Interessant ist, dass sich "The Republic" zwar ausführlich an anderen Parteien abarbeitet, die Redaktion aber nicht sagt, was die Macher selbst wollen. Wer auf der Webseite nach irgendeiner Art politischem Konzept oder Alternativen sucht, wird kaum fündig werden.
Unterscheidung von journalistischen und interessengeleiteten Angeboten wird schwieriger
Es gehe eben hauptsächlich um Zuspitzung und Polarisierung, stellt Johannes Hillje fest, Berliner Politwissenschaftler und Berater, unter anderem für SPD und Grüne: "Man will nicht mit Programmatik, sondern mit Polarisierung den Diskurs verändern. Und wenn man sich nochmal das Problem der Union bei der Bundestagswahl anschaut, dann war es ja nicht unbedingt, dass man zu wenig auf den Putz gehauen hätte. Es fehlte der Union eine programmatische Idee bei der Bundestagswahl, und diese programmatische Idee ist abgesehen von diesen populistischen Schlagworten bei 'The Republic' bisher auch nicht erkennbar."
Die Frage ist, ob "The Republic" Leser und Leserinnen erreicht, die nicht zum Kreis der konservativen Unions-Wähler gehören. Angesichts des mageren CDU-Ergebnisses bei der Bundestagswahl wäre das aus konservativer Sicht wünschenswert.
Mit dem radikalen und polemischen Ansatz wird das wohl auch kaum gelingen, findet der Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Schweiger. Problematisch findet er aber vor allem, dass die Website nicht klar sage, dass sie von einem CSU-nahen Team gemacht werde: "Es trägt halt weiter zu dieser Verwirrung im Netz und in den Sozialen Medien bei, dass keiner mehr so genau weiß, was noch journalistische Medien sind, und was eigentlich Angebote von interessensgeleiteten Akteuren, in diesem Fall Parteien, sind."