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Unis Frankfurt/Main und Jena
Covid-19 als Wahlfach für Medizinstudenten

Viele Lehrveranstaltungen fallen wegen der Corona-Epidemie aus, an manchen Unikliniken kommen welche hinzu: Das eben eingerichtete Wahlfach Covid-19 in Frankfurt am Main etwa hat bereits rund 1.200 Studierende, die praktisch helfen und das als Studienleistung angerechnet bekommen.

Von Ludger Fittkau |
Tuebingen 24.03.2020 Corona: Container Ambulanz Tuebingen, Covid 19 Versorgung auf dem Tuebinger Festplatz. Dr. Julia Martin vorn und ein Medizinstudenten auf dem Weg zur ambulanten Versorgung von Patienten. *** Tuebingen 24 03 2020 Corona Container Ambulance Tuebingen, Covid 19 Supply on the Tuebingen fairground Dr Julia Martin in front and a medical student on the way to the outpatient care of patients ULMER
Studierende helfen an vielen Orten bei der Behandlung von Coronavirus-Patienten - zum Beispiel in dieser provisorischen Covid-19-Ambulanz in Tübingen (imago / Ulmer)
Frankfurt am Main war nicht das erste deutsche Universitätsklinikum, das ein Studienfach "Covid-19" eingeführt hat - sondern das war die Uniklinik in Jena. Das sagt Robert Sader, Professor für Chirurgie und Studiendekan des Fachbereichs Medizin an der Frankfurter Goethe-Universität. Aber er glaubt, die rasche Integration des neuen "Covid-19-Wahlfaches" in das digitale Studienmanagementsystem sei deutschlandweit bisher einmalig:
"Die Idee hatte ich vor zwei Wochen, als wir unsere ganzen Lehrveranstaltungen absagen mussten, aufgrund des Verbotes der Präsenzlehre, wegen bekannter Problematik. Und wir überlegt haben, wie können wir es auf der einen Seite unseren Studierenden ermöglichen, trotzdem in ihrem Studiengang zu bleiben, also weiterhin auch die Unterrichtsverpflichtungen zu erfüllen. Auf der anderen Seite haben sich immer mehr Anfragen des Universitätsklinikum Frankfurt und auch von anderen Stellen ergeben, dass dringend Personal gebraucht wird, um in der anstehenden Corona-Krise zu helfen."
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Eine Win-Win-Situation
Bereits rund 1200 Studierende hätten sich bisher freiwillig gemeldet, um das Studienfach "Covid 19" zu belegen, so die Studierenden Maureen Jacob und Alexander Sanchez. Beide engagieren sich in der Fachschaft Medizin an der Frankfurter Goethe-Uni und telefonieren aktuell mit vielen Studierenden, die in der Krise helfen wollen. Die meisten Studierenden seien tatsächlich mit Feuereifer dabei:
"Natürlich lernt man auch in dieser Krise was", sagt Maureen Jacob. "Wir werden alle aus dieser Krise rausgehen und eine Menge lernen können."
"Ja absolut", sagt Alexander Sanchez. "Es ist so, dass das letztlich ein gemeinsames Projekt von Fachschaft und Dekanat ist. Es geht ja letztlich darum, dass man eine Win-Win-Situation schafft, indem man einerseits die Studierenden vermittelt, damit sie helfen können in den Kliniken, und andererseits ihre fehlenden Studienleistungen in Form von praktischen Studienleistungen zu erlangen."
Studierende brauchen das Praktikum ohnehin
Studiendekan Robert Sader beschreibt, wie die Studierenden an ihre "Covid-19-Praktikumsplätze" in der Uni-Klinik oder in weiteren Krankenhäusern der Region Frankfurt am Main vermittelt werden:
"Ich bin ja selbst Chirurg. Ein Studierender muss normalerweise in dieser Zeit zwei Wochen auf eine chirurgische Station gehen, um dort die ganzen Abläufe kennen zu lernen, wie Ärzte und Pflegepersonal dort zusammenarbeiten und so weiter. Und das Ganze funktioniert jetzt so, dass zum Beispiel eine chirurgische Station einen Studierenden anfordert oder zwei Studierende, die in unserer Datenbank nachschauen, welcher Studierende benötigt dieses zweiwöchige Praktikum, und dann wird der Studierende angerufen und gefragt, ob er bereit wäre, jetzt in den nächsten zwei Wochen dieses Praktikum auf der Station zu absolvieren."
Kontakt zu infektiösen Patienten gehört dazu
Das Praktikum auf den Stationen, wo am Corona-Virus erkrankte Patienten behandelt werden, ist bekanntermaßen nicht risikolos. Alexander Sanchez von der Medizin-Fachschaft beschreibt die Vorsichtsmaßnahmen, unter denen die Studierenden am Krankenbett eingesetzt werden:
"Grundsätzlich ist es so, dass für die Studierenden die gleichen Schutzvorschriften gelten wie auch für die Ärzte und Pfleger. Erfahrungsgemäß ist es so, dass die Ärzte und Pfleger versuchen, dass die Studierenden möglichst wenig Kontakt haben zu infektiösen Patienten. Aber grundsätzlich erlebt man das ja regulär bei Praktika, dass man Tuberkulose-Patienten hat oder Patienten mit multi-resistenten Keimen. So dass an sich der Umgang damit nicht so außergewöhnlich ist. Nur dann eventuell die Masse von Patienten, die so kommt."
"Wir haben die Möglichkeit zu helfen"
Für eine noch stark steigende Anzahl von Covid-19-Patientinnen und Patienten ist man an der Uniklinik Frankfurt am Main gut vorbereitet, erläutert der Chirurgie-Professor und Studiendekan Robert Sader:
"Im Klinikum bereiten wir uns gerade auf die große Corona-Welle vor, der Patienten. In Frankfurt selbst, unser Hauptgebäude ist Corona-Schwerpunktkrankenhaus hier für die gesamte Region Frankfurt. Es werden gerade Abschirmungen vorbereitet, dass nicht jeder mehr Zutritt hat. Der Zutritt ist bereits jetzt restriktiv. Und wir sind an vielen Stellen in der Vorbereitung, wir haben unsere ganzen Wahl-Operationen abgesagt."
Die Medizinstudentin Maureen Jacob freut sich über das große Engagement vieler Mitstudierender und hofft, dass das Jenaer und Frankfurter Beispiel noch in vielen anderen Städten mit Uni-Kliniken Nachahmung findet:
"Wir haben die Möglichkeit zu helfen. Wir müssen nicht jeden Tag zu Hause sitzen, sondern wir können anpacken und können was machen. Und das motiviert einfach viele!"