Dietmar Bluhm ist Schatzmeister beim Schwimmverein ASC Duisburg und steht auf dem Vereinsgelände am Beckenrand. Neben dem Becken stehen Gartenstühle aus Kunststoff, auf denen die Zuschauer an Spieltagen sitzen können. Hier sollen in einem Jahr im Rahmen der Universiade die Wasserball-Wettkämpfe stattfinden.
"Die letzte Tribüne soll dann im Wasser stehen, damit dat‘ auch so ein, sagen wir mal, bei den spannenden Spielen, so einen richtigen Hexenkessel gibt. Dass die Zuschauer auch Einfluss nehmen auf die Spieler und so ein bisschen Radau machen können."
Zu den temporären Tribünen sollte auf dem Gelände aber noch an anderen Stellen gebaut werden. Das Schiedsrichterhaus am Becken sollte vergrößert, ein neuer Anfahrtsweg auf das Vereinsgelände und ein Gebäude mit Fitnessgeräten für die Sportler gebaut werden. Das war das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, die das Land NRW schon 2022 mitfinanziert hatte. Kostenpunkt etwa 4,2 Millionen Euro.
Die Staatskanzlei signalisierte laut dem Verein die Bereitschaft, die Projekte umzusetzen. Schon im vergangenen Jahr sollte das Geld überwiesen werden. Mitte April wurde die Förderung des Landes dann aber komplett gestrichen. Der ASC Duisburg zog daraufhin die Reißleine und kündigt den Vertrag mit dem internationalen Hochschulsportverband FISU. Die Umsetzung der Wasserballspiele in Duisburg steht damit auf der Kippe.
"Es waren alle geschockt, konsterniert. Ich sag mal, man war schon geneigt, sich umzudrehen und die versteckte Kamera zu suchen. Sowas hat es in der Form nicht gegeben, zumal wir auch eine Genehmigung hatten für einen vorgezogenen Maßnahmenbeginn und Ähnliches."
Fehlende Gelder im NRW-Haushalt führten zu Streichungen
Das Land NRW begründete die Streichung mit fehlenden Geldern im Haushalt. Auch die Steuerschätzungen für das kommende Jahr sorgten laut den Organisatoren nicht für eine Verbesserung. Auf Deutschlandfunk-Anfrage wollte sich die Staatskanzlei nicht weiter äußern. Wasserball gilt als Kernsportart der Universiade und muss deshalb laut den Verträgen zur Veranstaltung auch durchgeführt werden. Bedeutet das also das Aus für die Universiade in Rhein und Ruhr?
Diese Frage stellte sich auch der Vorstandsvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands Jörg Förster. Er als Steuerzahler habe Verständnis für die Entscheidung des Landes: "Insofern ist das erstmal ein normaler Prozess, der uns aber natürlich auch Sorge bereitet hat, das will ich auch nicht verschweigen. Wir sind ja auch ein gebranntes Kind, wenn es darum geht – ne Bewerbung 2015 – einen gesamten Prozess aus finanziellen Gründen dann auch mal abzusagen."
Dazu wird es im Fall der Universiade nach jetzigem Stand aber nicht kommen. Am 16. Juli hat der Veranstalter, die Rhein Ruhr 2025 FISU Games gGmbH, erklärt, dass die Veranstaltung mit einem angepassten Konzept stattfinden wird. Der Grund für die Kostensteigerungen für die Umsetzung der Universiade sei allein die gestiegene Inflation.
Im neuen Konzept steht, dass in Bochum, Duisburg, Essen und Mülheim an der Ruhr als sogenannte Host-Cities ein Großteil der Sportarten stattfindet. Die Landeshauptstadt Düsseldorf fällt dagegen aus dem Programm, erklärt der Geschäftsführer von Rhein Ruhr 25, Niklas Börger:
"Da ist Düsseldorf mit der Art und Weise, wie wir die Sportarten umgesetzt hätten – vornehmlich ja mit temporären Bauten in den Messehallen vor allen Dingen auch - dann einfach budgetär nicht möglich. Wir gehen natürlich davon aus, dass sich die Sportstadt Düsseldorf grundsätzlich hervorragend eignet für Sportveranstaltungen auch. Aber in diesem besonderen Konstrukt mit dem Budgetdruck ist es eben nicht möglich, diese Sonderaufbauten auch so umzusetzen."
Wo sollen Schwimmen, Turnspringen und Volleyball stattfinden?
Stattdessen habe man aber mit den vier anderen Städten die Möglichkeit kurze Wege für die Zuschauer zu ermöglichen. Der ASC Duisburg geht aktuell davon aus, dass bei den Wasserball-Wettkämpfen nur acht statt den bisher geplanten zwölf Teams anreisen werden. Kleinere Umbaumaßnahmen wird der Verein dafür selbst finanzieren müssen.
Unklar ist aber noch, wo Schwimmen, Turmspringen und Volleyball stattfinden. Diskutiert wird dabei wohl auch über die Schwimmhallen in Berlin oder Darmstadt. Trotz der Einsparungen und Einschnitte im neuen Konzept wollen die Organisatoren darin auch eine neue Chance für die Universiade sehen.
"Auch wenn man sich mehr wünschen würde und vielleicht noch bunter, noch glitzernder hätte werden können, sind wir fest davon überzeugt, dass die Spiele sehr, sehr beeindruckend sein werden. Das wird ganz sicher auch einer möglichen Olympia-Bewerbung helfen, wenn diese Frage nach Budgets und ausufernden Budgets bei uns jetzt sehr deutlich mit einem Gegenbeweis umgesetzt wird."
Das bedeutet allerdings nicht, dass keine Steuergelder für die Umsetzung der Universiade genutzt werden. Allein für die Modernisierung des Lohrheidestadions in Bochum-Wattenscheid investiert das Land über 30 Millionen Euro. Die Gesamtrechnung der Universiade wird allerdings wie immer erst danach vorliegen.