Archiv

Universität El Paso
Studierende fürchten Grenzkontrollen

Noch ist die von US-Präsident Donald Trump geplante Mauer an der Grenze zu Mexiko nicht gebaut, doch Studierende und Lehrende der grenznahen Universität El Paso sind alarmiert: 80 Prozent der Studierenden haben einen hispanischen Hintergrund. Und Repressionen der US-Behörden spüren sie schon jetzt.

Von Heike Wipperfürth |
    Sicherheitskräfte in Uniform gehen an einem Stacheldrahtzaun entlang. Daran hängt ein gelbes Schild mit schwarzer Aufschrift, wonach der Grenzübertritt verboten ist.
    Viele der Studierenden in El Paso pendeln aus der mexikanischen Schwesterstadt Ciudad Juarez zur Uni (AFP/ MARK RALSTON)
    "Wir nehmen alle Studienbewerber an, die sich bei uns bewerben. Denn wir sind für alle offen, die bei uns studieren wollen."

    Kürzlich auf dem Campus der University of El Paso in Texas, kurz UTEP – keine 500 Meter von der Grenze zu Mexiko entfernt. Studierendenvertreter Gary Edens beschreibt das Konzept, mit dem er Tausenden in Armut lebenden Latino-Jugendlichen aus El Paso und der mexikanischen Schwesterstadt Ciudad Juarez eine Ausbildung als Eintrittskarte für ein besseres Leben verschaffen will.
    Ein besseres Angebot gebe es nicht, sagt Catie McCorry-Andalis, die Studiendekanin der Uni:
    "Wir haben eine Tafel eingerichtet, bei der sich auch undokumentierte und internationale Studierende etwas zu Essen holen können. Wenn man Hunger hat, kann man nicht studieren. Wir helfen mit Transportmöglichkeiten und haben sogar eine Kinderbetreuung auf dem Campus."
    80 Prozent Studierende sind Latinos
    Dass eine öffentliche Universität in dem erzkonservativen US-Bundestaat Texas arme Latino-Studierende ausbildet, mag überraschen. Doch laut UTEP sind 80 Prozent der 25.000 Studierenden auf dem Campus hispanischer Abstammung. Über 250 von ihnen sind Kinder illegaler Einwanderer. Viele von ihnen sind sogenannte Dreamer, die durch ein Dekret von Barack Obama temporär vor der Ausweisung geschützt sind. Außerdem pendeln über tausend Studierende aus Mexiko über die Grenze an die Uni. Um noch mehr Dreamer und Pendler aus Mexiko anzulocken, bietet UTEP nicht nur US-Bürgern, sondern auch ihnen etwas ganz Besonderes: Die niedrigsten Studiengebühren in Texas.
    Grenzschutzbehörden auf dem Campus
    Doch so sehr sich UTEP um hispanische Studierende bemüht – viele von ihnen leiden unter der ständigen Überwachung durch Grenzschutz- und Einwanderungsbehörden auf dem Campus, sagt Josiah Heyman, ein Soziologieprofessor an der Universität:
    "Grenzschutzbeamte kommen oft auf unseren Campus. Das beängstigt und verärgert unsere Studierenden. Die Behörde will zeigen, dass sie in unserer Gemeinde präsent ist. Sie will den Leuten das Gefühl geben, dass sie ständig überwacht werden."
    Misstrauen sei die neue Norm, seit neue Einwanderungsgesetze in Texas auch der Campuspolizei erlauben, bei Routinestopps die Immigrationspapiere zu überprüfen. Außerdem kann die örtliche Polizei eng mit der bundesstaatlichen Immigrationsbehörde zusammenarbeiten, um illegale Studierende oder ihre Familienangehörigen und Freunde abzuschieben, sagt Josiah Heyman. Und:
    "Der Regierungschef von Texas hat öffentliche Hochschulen gewarnt, dass sie keine Fördermittel mehr vom Staat bekommen, wenn sie Schutzräume für undokumentierte Studierende einrichten. Das würde ihr Budget enorm vermindern und das können sie sich nicht leisten."
    "Dreamer" kämpfen für ihre Rechte
    Das passt Roberto Valadez-Pena nicht. Der 26-jährige Dreamer, der seit seinem ersten Lebensjahr in El Paso lebt und Soziologie studiert, gründete vor zwei Jahren die Organisation "Education not Deportation". Er setzt sich für die Rechte undokumentierter Studierender ein.

    Eines seiner Ziele: Die Bekämpfung eines Gesetzentwurfs, der die Studiengebühren für die 12.000 Dreamer in Texas erhöhen will. Roberto Valadez-Pena dazu:
    "UTEP ist eine der kostengünstigsten Universitäten in den USA. Ich bezahle 3.500 Dollar für drei Kurse pro Semester. Sollte der Gesetzentwurf verabschiedet werden, muss ich 8.000 Dollar bezahlen. Soviel Geld verdiene ich nicht.
    Viele undokumentierte Studierende kommen aus der Arbeiterklasse und können sich dann ein Studium nicht mehr leisten. Es sei denn, sie erhalten ein Stipendium."
    Roberto Valadez-Penas Organisation gehört zu "United We Dream", einem nationalen Netzwerk für junge Migranten mit 400.000 Mitgliedern in 28 US-Bundesstaaten. Während "United We Dream" mit einem Plakat auf dem New Yorker Times Square Stellung gegen die drakonischen Einwanderungsgesetze und hohen Kosten des Mauerbaus der Trump-Regierung Stellung bezieht, hat Valadez-Pena noch ein anderes Anliegen: Er fordert, den Bundesgrenzschutz und andere Vollzugsbehörden vom UTEP-Campus zu verbannen. Und auf Fördermittel und Stipendien und Bemühungen zu verzichten, die sie machen, um gute Mitarbeiter zu rekrutieren. Dekanin Catie McCorry-Andalis ist jedoch strikt dagegen. Sie sagt:
    "Unsere Studierenden sind bei den US-Vollzugsbehörden sehr beliebt. Wir sind die erste Uni, an die sich der Bundesgrenzschutz wendet, wenn er neue Leute einstellen will."