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Universität Frankfurt
Kopftuch-Konferenz findet trotz Internet-Kampagne statt

Mit einer Kampagne im Internet wurde versucht, eine Konferenz zum Thema Kopftuch an der Frankfurter Goethe-Universität zu verhindern. Bewirkt hat sie das Gegenteil: Es gab 700 Anmeldungen - weit mehr als erwartet. Die organisierende Professorin vermutet hinter der Kampagne radikalislamische Kreise.*

Ludger Fittkau im Gespräch mit Regina Brinkmann |
Susanne Schröter, Veranstalterin der Konferenz "Das islamische Kopftuch - Symbol der Würde oder der Unterdrückung?" kommt in das Veranstaltungsgebäude an der Goethe-Universität. Die Konferenz hatte im Vorfeld nicht zuletzt in den sozialen Netzwerken für Diskussionen gesorgt.
Susanne Schröter, Veranstalterin der Konferenz "Das islamische Kopftuch - Symbol der Würde oder der Unterdrückung?". Die Konferenz hatte im Vorfeld nicht zuletzt in den sozialen Netzwerken für Diskussionen gesorgt. (dpa/ picture alliance/ Boris Roessler)
Der Andrang zu der Konferenz unter dem Motto "Das islamische Kopftuch - Symbol der Würde oder der Unterdrückung?" war so groß, dass die Veranstalter mehr als 500 Personen auf einen Livestream der Konferenz verweisen mussten. Der Veranstaltungssaal bot nur rund 150 Menschen Platz.
Uni-Präsidentin betont Wissenschaftsfreiheit
Aufgrund der vorangegangenen Anfeindungen fand die Konferenz unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt, die Proteste waren jedoch überschaubar. Gerade einmal eine Handvoll Menschen demonstrierten vor dem Uni-Gebäude, in dem die Tagung stattfand. Sie wiederholten die Positionen der Internetkampagne, dass die Veranstalterin, die Ethnologie-Professorin Susanne Schröter und Alice Schwarzer, die als Referentin eingeladen war, "anti-muslimischen Rassismus" betrieben.
Anonym hatte eine Gruppe auf Instagram außerdem die Entlassung von Schröter gefordert. Doch sowohl das Präsidium der Uni als auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) hatten sich öffentlich hinter die Ethnologie-Professorin und die Konferenz gestellt. Die Uni-Präsidentin Birgitta Wolff kritisierte am Mittwoch noch einmal, dass sich der Angriff aus der Anonymität gegen die Wissenschaftsfreiheit gerichtet habe. Dieser Angriff sei "komplett abgewehrt worden", sagte Schröter.
Kritik von "islamistischen Identitären"
Hinter der Hetzkampagne vermutet die 61-jährige Ethnologin, die auch Fachfrau für islamistische Strömungen ist, die radikalislamische Gruppe "Realität Islam". Diese seien so etwas wie "islamistische Identitäre, die vorgeben, für die Muslime an sich zu sprechen" und "der Meinung sind, Muslime sind eine Sondergruppe, die komplett andere Werte und Norme hat als diejenigen, die in unserer Gesellschaft gelten".
Der AStA stellte sich zwar hinter Schröder, kritisiert jedoch zugleich, dass auch Teilnehmer eingeladen worden seien, die selbst islamistische Positionen vertreten würden. Als Beispiel nannte die Feminismus-Referentin des AStA, Fatma Keser, die Einladung von Khola Maryam Hübsch, Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinschaft und Kopftuch-Trägerin. Jemand, der wie Hübsch in einem Interview die Zwangsehe verharmlost habe, sollte auf der Konferenz nicht sprechen dürfen, kritisierte Keser.
Schwarzer warnt vor politischem Islam
Professorin Schröter betonte, sie habe bewusst Referentinnen mit unterschiedlichen Positionen eingeladen. Die Diskussionen liefen dann sehr ruhig und sachlich ab. Dina El Omari, Theologin an der Universität Münster, etwa gab eine historische Einordnung. Sie erläuterte unter anderem, woher das Kopftauch kommt, wieso es zu Zeiten des Propheten getragen wurde und welche Funktion es damals hatte.
Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer beklagte dagegen ein "Sprechverbot" für kritische Stimmen gegen den politisierten Islam. Jeder, der das Kopftuch kritisiere, werde angefeindet, sagte Schwarzer. In Deutschland habe man "im Namen einer falschen Toleranz" zu lange weggeschaut, kritisierte Schwarzer. Die Politik müsse schnell begreifen, dass es sich beim politischen Islam um eine "gefährliche Ideologie" handele. Das Kopftuch kein religiöses Zeichen, sondern ein politisches.
*Korrektur-Hinweis: Im Teaser kam zunächst nicht klar zum Ausdruck, dass die Einschätzung, dass es sich um eine islamistische Kampagne gehandelt habe, auf die die Konferenz ausrichtende Professorin Susanne Schröter zurückgeht. Sie wiederum beruft sich in ihre Einschätzung auf Sicherheitsbehörden.