
Die Hochschule begründete den Schritt mit dem Aufruf Philosophy for Palestine. Den hatte Fraser mitunterzeichnet, allerdings bereits im vergangenen November. In diesem offenen Brief wird Israel ein beginnender Genozid und ein der Apartheid in Südafrika ähnliches Vorgehen gegenüber den Palästinensern vorgeworfen. Zum Terrorangriff der Hamas heißt es, die Gewalt in Nahost habe nicht erst damit angefangen. Philosophen weltweit werden in dem Brief zu einem "akademischen und kulturellen Boykott" israelischer Institutionen aufgerufen.
Universität lehnt Ehrung von Fraser ab
Der Rektor der Universität Köln, Joybrato Mukherjee, sagte im Deutschlandfunk, die Albertus-Magnus-Professur sei die größtmögliche Ehrung eines Gastprofessors oder einer -professorin. Es sei schwierig, eine solche Ehrung mit einem Aufruf zum Boykott israelischer Partnerinstitutionen in Übereinstimmung zu bringen, insbesondere weil die Universität Köln viele Verbindungen nach Israel habe.
Mukherjee, der sich zum Zeitpunkt des Interviews selbst in Israel aufhielt, betonte, dass die Ausladung die Wissenschaftsfreiheit ausdrücklich nicht berühre. Fraser könne auf Einladung weiterhin an der Universität auftreten und ihre Positionen deutlich machen.
Kritik an Kölner Entscheidung: "Versuch, wissenschaftliche Diskussion einzuschränken"
Inzwischen verurteilten wiederum namhafte Wissenschaftler wie die Soziologen Stephan Lessenich und Hartmut Rosa oder der Philosoph Axel Honneth die Entscheidung der Universität Köln als kaum vereinbar mit der Wissenschaftsfreiheit. In ihrer Stellungnahme heißt es, die Kölner Ausladung von Nancy Fraser erscheine als weiterer Versuch, die öffentliche und wissenschaftliche Diskussion zu Israel und Palästina einzuschränken, und zwar unter Verweis auf vermeintlich eindeutige und regierungsamtlich definierte rote Linien.
Diese Nachricht wurde am 06.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.