Es sind die Jahre 2019 bis 2025, die das neue Rahmenprogramm absteckt.
"Wir wollen auch noch mehr Geld da hinein geben, bisher waren es ja so durchschnittlich 74 Millionen Euro im Jahr, jetzt sollen es ungefähr 100 Millionen im Jahr sein."
In Summe bedeutet das also eine Fördersumme von über 700 Millionen Euro. Unsere Gesellschaft stehe unter großem Veränderungsdruck und 'zur Bewältigung dieser Aufgabe leisten die Geistes- und Sozialwissenschaften unverzichtbare Beiträge', so steht es im Rahmenprogramm. Etwa 40 Millionen Euro davon sind schon jetzt für das in Aufbau befindliche "Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt" reserviert, in dessen Kontext etwa die Antisemitismusforschung vorangetrieben werden soll.
Mehr Praxisorientierung in der Forschung
Daneben sollen vor allem neue interdisziplinäre und praxisorientierte Forschungsansätze von dem Rahmenprogramm profitieren. Diese umreißt Anja Karliczek so:
"Dass Behörden beispielsweise auch in der Lage sind, daraus Erkenntnisse zu ziehen, wie gehe ich zum Beispiel mit extremistischen Tendenzen um? Oft sind das ja sehr kleinteilige Strukturen. Gucken wir mal in die Schulen hinein: was kann ich denn für Angebote machen, um ganz schlicht und einfach eine Schulklasse bei einander zu halten, wenn ich merke, dass da extremistische Tendenzen unterwegs sind. Die Extremismusforschung stellt dann die Ergebnisse zur Verfügung und dann werden eben Tools überlegt, mit was für Tools kann dann so eine Behörde da ran gehen und in die Schulen hinein Empfehlungen geben, wie man mit so einer Situation dann fertig wird. Bisher war es ja eher so, dass die Extremismusforschung eher gestärkt wurde und zusammen gebracht wurde. Jetzt geht es eben einen Schritt weiter."
Ein weiterer Schwerpunkt: Das kulturelle Erbe. Als Beispiel nennt die Ministerin dafür barocke Gemälde in Kirchen, die Schulkindern nahe gebracht werden sollen, zeitgemäß mit digitalen Medien.
Internationalisierung fördern
Darüber hinaus soll das Rahmenprogramm die Internationalisierung der Geistes- und Sozialwissenschaften fördern, aber nur ab Doktorandenebene aufwärts und innerhalb bestehender Strukturen. Etwa durch das Käte-Hamburger-Kolleg.
"Einmal holen wir internationale Wissenschaftler nach Deutschland, um auch deren Expertise und deren Blick beispielsweise auch auf Deutschland ja noch mal besser nutzen zu können. Die Käte-Hamburger-Kollegs entscheiden selbst, was sie denn beforschen wollen, und in welchem Bereich sie tätig sind, sie reichen dann ihre Programme bei uns ein und holen dann die internationalen Wissenschaftler aus aller Herren Länder im Grunde hier ins Land, um diesen internationalen Blick hier nach Deutschland zu holen."
Andererseits sollen auch verstärkt deutsche Forscher mithilfe der Merian-Zentren im Ausland arbeiten können. Man wolle den Wissenschaftlern dabei keine Themen vorgeben, betonte die Bundesbildungsministerin heute wiederholt. Und gefördert werden soll sowohl die Grundlagenforschung an den Universitäten - als auch die anwendungsorientierte Forschung an den Fachhochschulen bzw. den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Die Philosophie des mehrere hundert Millionen schwere Rahmenprogramms formulierte sie so:
"Wir brauchen jetzt irgendwelche Möglichkeiten, um die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, was hält denn eine Gesellschaft in einer immer schnelleren, diversifizierenden Zeit zusammen? Und deshalb haben wir dem Ganzen im Grunde nochmal einen neuen Schwerpunkt gegeben, dass wir gesagt haben: die letzten Jahre waren dem Aufbau und der Stärkung der Geistes- und Sozialwissenschaften gewidmet und jetzt wollen wir sie zwar weiter stärken, aber wir wollen natürlich auch Erkenntnisse daraus haben, was wir tun können, um die Gesellschaft zusammen zu halten."
Den Geistes- und Sozialwissenschaften komme 'eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Gestaltung unserer Zukunft zu'.