![Das Logo der FISU, des internationalen Hochschulverbands, auf blauem Hintergrund Das Logo der FISU, des internationalen Hochschulverbands, auf blauem Hintergrund](https://bilder.deutschlandfunk.de/b9/a9/ad/dc/b9a9addc-fcdc-4d34-95a8-c4177757a8b0/universiade-fisu-logo-100-1920x1080.jpg)
8.500 Athletinnen und Athleten sowie Offizielle aus 150 Ländern kommen im Sommer in die Region Rhein-Ruhr und nach Berlin. Vom 16. bis zum 27. Juli 2025 finden dort die World University Games statt, die Weltspiele für Studierende. Nach Duisburg 1989 findet das Sport-Großereignis zum zweiten Mal in Deutschland statt.
Teilnehmen können Menschen zwischen 18 und 25 Jahren, die studieren, aber gleichzeitig auch Leistungssport betreiben. 18 Sportarten gibt es. Hinter all dem steckt die FISU, der internationale Hochschulsportverband.
Karla Borger: "Das waren meine kleinen Olympischen Spiele"
Die heute 36-Jährige Beachvolleyballerin Karla Borger nahm 2011 an den University Games, die damals noch Universiade hießen, im chinesischen Shenzhen teil – und holte den Titel.
"Das war ein Riesen-Step für mich. Das waren meine kleinen Olympischen Spiele, die mich quasi vorbereitet haben auf das, was dann in Rio und Tokio auf mich zukam. Das war ein richtiger Meilenstein", sagte Karla Borger rückblickend im Deutschlandfunk-Sportgespräch.
Heute ist Borger zweifache Olympia-Teilnehmerin, zweifache Deutsche Meisterin und Vize-Weltmeisterin. Außerdem ist sie Präsidentin der unabhängigen Athletenvertretung "Athleten Deutschland".
Geschäftsführer Börger: "Wollen Athleten größtmögliche Bühne bieten"
Organisiert werden die University Games in diesem Jahr von der eigens dafür geschaffenen "Rhein-Ruhr 2025 Gmbh". Dessen Geschäftsführer ist Niklas Börger. "Wir hoffen nicht mehr auf gute Spiele, sondern fangen jetzt an, sie auch garantieren zu können", sagte Börger im Dlf. "Wir sind in allen Bereichen aktuell ausgebucht. Das heißt, sowohl die Quantität als auch die Qualität ist extrem hoch. Das war immer so die leise Hoffnung. Dass es dann auch so eintritt, ist jetzt zum Jahresstart natürlich perfekt."
Ziel sei es laut Börger, "hier schon ein kleines Olympia zu generieren. Das heißt, den Athletinnen und Athleten die größtmögliche Bühne zu bieten und größtmögliche Wertschätzung für ihre Leistungen zu bieten." Dazu sollen die Sportlerinnen und Sportler auch durch Live-Veranstaltungen oder Partys ihr Stundentenleben in der Region genießen können und gleichzeitig Olympia-ähnliche Sportbedingungen vorfinden. Dazu soll in den Medien Reichweite geschaffen werden. "All das versuchen wir zu generieren", sagte Börger.
Sportevent auch als Jobmesse
Darüber hinaus solle es aber auch darum gehen, das Thema duale Karriere weiter in den Fokus zu rücken. "Das sind ganz entscheidende Persönlichkeiten, die wir da aus 150 Ländern zusammenbringen. Also am Ende ist es auch eine sehr große Jobmesse", sagte Börger.
"Vor allen Dingen geht es uns darum, dass die Bedeutung größer wird, die Akzeptanz größer wird, dass es noch mehr einfache Strukturen gibt, dass diese doppelte Karriere dann auch möglich ist in Deutschland. Viele wollen gerne in Deutschland bleiben, aber die Strukturen sind manchmal in anderen Bereichen dann doch einfacher", so Börger weiter.
Er unterstrich: "Die Zahl der Olympiateilnehmer, die Akademiker sind oder einen akademischen Abschluss anstreben, wird immer höher. Und wir müssen einfach gute Antworten finden, wie sich das in Deutschland bestmöglich vereinbaren lässt. Und wir werfen jetzt mit einem ganz großen Scheinwerfer das Licht darauf und hoffen, dass wir da nachhaltige Impulse schaffen können."
Sportbegeisterung auslösen - für die Zukunft des Leistungssports
Aktuell haben Athletinnen und Athleten im Prinzip nur beim Zoll und der Bundeswehr die Chance, neben Job oder Studium noch Spitzensport zu betreiben. "Da sind wir mal wieder bei dem Thema 'Spitzensport ist kein Hobby'. Es ist wirklich ein Beruf. Und es ist relativ schwierig in Deutschland, gerade auch international Fuß zu fassen und seinen Sport so ausüben zu können, wie man es benötigt. Da rede ich sehr stark vom Finanziellen her", sagte Beachvolleyballerin Borger.
Gesunkene Preisgelder und weniger Sponsoren würden es schwieriger machen, Leistungssport zu betreiben, sagte sie. Die Fußball-EM, Basketball-EM oder Handball-EM in Deutschland hätten jedoch gezeigt, wie sportbegeistert das Land ist. "Und das ist auch das, was wir im Ruhrgebiet auslösen können bei den Games. Und dass wir im Nachhinein auch darauf schauen werden und sagen: Hey, Deutschland, wir sind sportbegeistert, lass doch einfach mehr machen. Wir brauchen das. Und wir würden uns total freuen, wenn in Zukunft da noch mehr passiert."
Ruhrpottcharme und riesige Party
Zur Region Rhein-Ruhr sagte Börger: "Wir haben sechs Standorte. Auf den ersten Blick könnte man sagen, das ist alles sehr weit verteilt. Es ist aber genau das Gegenteil. Es sind Distanzen von 50 Metern zwischen Hotel, Trainingsstätte und Wettkampf bis hin zu maximal sechs Kilometern. Also wirklich sehr kurze Wege für alle Athletinnen und Athleten."
Dazu komme der Festival-Aspekt: "Wir wollen gemeinsam mit den Menschen feiern. Wir haben hochprofessionelle Spiele in China gesehen vor zwei Jahren mit neuen Sportstätten, aber am Ende dann doch recht traditionell und vielleicht auch ein bisschen kühl. Und da werden wir den klassischen Ruhrpott-Charme ausbreiten und die entsprechende Herzlichkeit mitbringen und werden hier einfach eine gemeinsame riesengroße Party feiern."
Fingerzeig für Olympia-Bewerbung
Allerdings werden nicht alle Sport-Events in Rhein-Ruhr stattfinden. Die Schwimm- und Volleyball-Wettbewerbe werden nämlich in Berlin ausgetragen. Das habe Budget-Gründe, erklärte Börger: "Das Budget hat sich nicht verändert, aber es wurde vor Corona aufgestellt. Wir mussten eine Lösung finden bei gleichbleibendem Budget und deutlich höheren Preisen. Und in Berlin haben wir die Infrastruktur für Schwimmen, für Diving, für Volleyball und können dort wesentlich kosteneffizienter diese Sportarten hochprofessionell umsetzen."
In der Region Rhein-Ruhr mit ihren kurzen Wegen und den vorhandenen Sportstätten könnten die World University Games auch ein Fingerzeig sein für eine deutsche Olympia-Bewerbung. "Natürlich soll die Veranstaltung einen Impuls für Sportdeutschland grundsätzlich haben. Also eine Ansprache an die Leistungsbereitschaft in der Gesellschaft. Aber natürlich auch, dass wir solche Veranstaltungen grundsätzlich können, dass sie effizient funktionieren und dass sie hier vor allen Dingen auch einen nachhaltigen positiven Effekt haben", so Börger.
Menschen sollen mitgenommen werden
So soll die Summe, die für die Veranstaltung ausgegeben wird, auch wieder eingespielt werden und dann auch der Region und dem Breitensport zugute kommen. "All die Maßnahmen, die an den Sportstätten momentan laufen, machen wir, damit danach auch die Vereine und der Liga-Betrieb besser dastehen. Und es ist ganz wichtig, dass man das offen kommuniziert, dass so eine Veranstaltung im ersten Schritt Geld kostet. Aber es ist wichtig zu zeigen, dass dieses Geld gut und effizient eingesetzt ist", sagte Börger.
"Wenn uns gelingt, dass die Bevölkerung Lust auf eine solche Veranstaltung hat, dann schafft man auch wieder Begeisterung für ein noch größeres Format. Es ist nicht unsere Kernaufgabe, Werbung für Olympia zu machen, aber grundsätzlich Begeisterung für den Sport, für Leistungsbereitschaft und für die Mitnahmeeffekte, die so eine Veranstaltung auf jeden Fall hat", ergänzte er.
"Es geht darum, die Menschen mitzunehmen", meinte auch Beachvolleyballerin Borger. "Und das wurde in den letzten Jahren auch oft zurecht kritisiert, auch von uns, dass es keine wirkliche Transparenz im Olympischen Komitee gab und wir auch einige Spiele hatten, die nicht nachhaltig waren."
Euphorie aus Paris mitnehmen
Nach den Spielen in Paris sei nun jedoch etwas von der Euphorie nach Deutschland rübergeschwappt, so die Wahrnehmung von Borger. "Ich denke, dass es in der Gesellschaft ganz wichtig ist, dass dieses Gefühl zurückkommt. Und ich denke, dass wir mit den World University Games einen ganz tollen Impuls schaffen werden, da eben besonders Kinder und Jugendliche abzuholen."
Niklas Börger betonte, dass Deutschland in der Vergangenheit viele erfolglose Olympia-Bewerbungen erlebt hat, oft wegen mangelnder Geschlossenheit aller Beteiligten. Eine erfolgreiche Bewerbung erfordere ein starkes Konzept, das unabhängig von einzelnen Funktionären überzeugt.
Olympia könne Investitionen vorantreiben und Kommunen bei wichtigen Projekten helfen. Entscheidend sei, die Bevölkerung mitzunehmen und eine gemeinsame Vision für den Spitzensport zu entwickeln. Die Entwicklungen im IOC seien zwar relevant, aber nicht ausschlaggebend – wichtiger sei ein überzeugendes Konzept, das international Anerkennung findet.
lt/og