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UNO-Bericht
Glyphosat wohl doch nicht krebserregend

Glyphosat ist das weltweit am meisten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel – der Handel mit dem Wirkstoff ein Milliardengeschäft. Wie steht es um die Krebsgefahr des Herbizids? Dazu hat es in der Vergangenheit widersprüchliche Studien gegeben. Nun sorgt ein UNO-Bericht für Aufsehen – kurz vor einer wichtigen EU-Entscheidung.

    Ein Schmetterling sitzt auf einer Blume vor einer Plastikflasche mit der Aufschrift "Roundup".
    Ein Schmetterling sitzt auf einer Blume vor einer Plastikflasche mit der Aufschrift "Roundup". (imago / Steinach)
    Die Studie der UNO kommt zu dem Schluss, dass der umstrittene Unkrautvernichter doch nicht krebserregend ist. Experten der Welternährungsorganisation (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben dazu Tiere mit Glyphosat in für Menschen relevanten Dosen in Kontakt gebracht. Das Ergebnis: Es sei unwahrscheinlich, dass begrenzte Mengen Glyphosat bei der Nahrungsaufnahme für Menschen ein Krebsrisiko darstellten. Die Chemikalie löst demnach vermutlich auch keine Veränderungen des menschlichen Erbguts aus.
    Zu ähnlichen Erkenntnissen war die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) gelangt. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin war zu dem Schluss gekommen, der Wirkstoff berge vermutlich keine Krebsgefahr für den Menschen.
    Auf die untersuchte Menge kommt es an
    Dagegen hatte die Internationale Behörde für Krebsforschung (IARC), die zur WHO gehört, Glyphosat im März 2015 als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Die WHO-Experten weisen nun aber darauf hin, dass die aktuellen Ergebnisse den früheren Erkenntnissen nicht widersprächen. Demnach kommt es auf die jeweilige Glyphosat-Menge an: So habe die IARC vor einem Jahr auch die Auswirkungen extrem hoher Dosierungen auf den Menschen untersucht. Und auch in der aktuellen Studie wird betont, dass es in den Tests mit Mäusen bei sehr hohen Dosen durchaus einen Krebsverdacht gab.
    Diese Erkenntnisse kommen zu einem brisanten Zeitpunkt: Der zuständige EU-Ausschuss für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit will im Laufe der Woche entscheiden, ob die Zulassung für Glyphosat verlängert werden soll oder nicht. Das Europaparlament hatte im April empfohlen, Glyphosat nur noch für sieben Jahre zuzulassen, statt für 15 Jahre. Derzeit ist unklar, ob eine Mehrheit für eine Verlängerung zustande kommt.
    Glyphosat auch in der Großen Koalition umstritten
    Auch in der Bundesregierung sorgt das Thema für Streit. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) verlangt, es müsse erst zweifelsfrei geklärt werden, ob Glyphosat gesundheitlich unbedenklich ist. Sie hatte angekündigt, die SPD-Ressorts würden eine Neuzulassung des Herbizids in der EU ablehnen. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) ist dagegen für eine Verlängerung. Er erwiderte, er habe "überhaupt kein Verständnis für die Rolle rückwärts" von Hendricks.
    Glyphosat wird seit den 70er Jahren in der Landwirtschaft eingesetzt. Der US-Konzern Monsanto verkauft es unter dem Markennamen "Roundup" auch an private Haus- und Gartenbesitzer und erzielte damit im vergangenen Jahr einen Umsatz von 4,8 Milliarden Dollar. Das Mittel wird aber auch von anderen Konzernen produziert.
    (tj/fe)