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UNO-Bericht zum IS-Terror
"Extreme Gewalt" und "schockierende Verbrechen"

Ein neuer UNO-Bericht schildert die ungehemmte Brutalität, mit der die Terrormiliz IS gegen die syrische Bevölkerung vorgeht. Da die IS-Kommandeure einzeln für die "schockierenden" Verbrechen verantwortlich seien, gibt es in dem Text auch einen Vorschlag, wie sie zur Rechenschaft gezogen werden sollten.

Von Hans-Jürgen Maurus |
    Paulo Pinheiro, Vorsitzender der internationalen Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats.
    Die IS-Anführer handelten willkürlich und müssten vor dem Internationalen Strafgerichtshof individuell zur Rechenschaft gezogen werden, so der Vorsitzende der internationalen Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats, so Paulo Pinheiro. (picture alliance / dpa - Salvatore Di Nolfi)
    Ich muss Ihnen schockierende Details der Terrorherrschaft der bewaffneten Gruppen der IS berichten, so der Vorsitzende der internationalen Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats Paulo Pinheiro, der Bericht beruhe auf rund 300 Interviews mit Augenzeugen und Opfern der Terrormiliz. Gleichzeitig werteten die UN-Mitarbeiter Unterlagen, Fotos und Videos der IS aus. Wir zeichnen ein verheerendes Bild des Alltags der Zivilisten in jenen Gebieten Syriens, die vom Islamischen Staat kontrolliert werden, betonte Pinheiro.
    Und es sind grausame und barbarische Akte, die die IS-Milizen begehen, öffentliche Exekutionen, Amputationen und Auspeitschungen sind alltäglich geworden, das Zurschaustellen verstümmelter Leichen terrorisiert und traumatisiert die Bevölkerung, vor allem Kinder:
    Pinheiro spricht von schockierenden und systematischen Gewaltakten gegen Zivilisten, insbesondere gegen Frauen und Kinder und Minderheiten. Auch Aktivisten und Journalisten werden attackiert und umgebracht. Der sogenannte islamische Staat hat laut Pinheiro Kriegsverbrechen und schwere Menschenrechtsverletzungen begangen.
    Auch Kinder als Ketzer verurteilt und ermordet
    Das neuste UNO-Dokument enthält zahllose Beispiele für ungehemmte Brutalität. IS-Kämpfer haben im Nordosten Syriens Männer, Frauen und Kinder als Ketzer verurteilt und öffentlich enthauptet, erschossen oder gesteinigt, heißt es im Bericht. Unerlaubter Kontakt mit dem anderen Geschlecht wird als Ehebruch gewertet, im Juni und Juli wurden allein acht Frauen ermordet, die meisten von ihnen gesteinigt, in Al Mayadin wurde eine Zahnärztin enthauptet, nur weil sie männliche und weibliche Patienten behandelt hatte.
    Der Islamische Staat veranstaltet auch öffentliche Auspeitschungen und Amputationen. Nach Exekutionen werden die Opfer häufig an Kreuzen bis zu drei Tage lang aufgehängt und als Abschreckung öffentlich zur Schau gestellt. Mädchen werden mit IS-Kämpfern zwangsverheiratet, die jüngsten sind 13 Jahre alt. Nach einer Attacke in Sinjar im Nordirak im August 2014 wurden Hunderte jesidischer Frauen und Mädchen entführt und später in Syrien auf Märkten als Kriegsbeute verkauft, sie werden als Sexsklaven gehalten. IS-Kämpfer werden auch mehrfacher Vergewaltigungen beschuldigt.
    Die Kriegsverbrechen sind Teil einer kalkulierten Strategie, unterstrich der Kommissionsvorsitzende. Die Anführer der Terrormiliz handelten willkürlich und müssten vor dem Internationalen Strafgerichtshof individuell zur Rechenschaft gezogen werden. Die Terrormiliz habe sich aufgrund fehlender politischer Lösungen für Syrien ausbreiten und in bestimmten Gebieten ein Machtvakuum füllen können, so die politische Analyse, deshalb fordert die Kommission die internationale Gemeinschaft und die syrische Regierung dazu auf, sofort zu handeln und sich zusammenzusetzen. Diese Forderung stellt die Syrien-Untersuchungskommission seit mehr als zwei Jahren, bisher erfolglos.