Archiv

Afghanistan
UNO-Experten: Taliban eliminieren systematisch Frauenrechte

Fachleute der Vereinten Nationen haben sich nach einem Besuch in Afghanistan alarmiert über die Lage von Frauen gezeigt. Die militant-islamistischen Taliban herrschten mit den "extremsten Formen der Misogynie" und zerstörten den Fortschritt der vergangenen 20 Jahre, erklärten UNO-Vertreter in Genf.

    Ein Taliban-Kämpfer steht in der afghanischen Hauptstadt Kabul Wache, während eine Frau vorbei läuft.
    UNO-Experten haben sich besorgt über die Lage der Frauen in Afghanistan seit der Machtübernahme der Taliban geäußert. (Ebrahim Noroozi / AP / dpa / Ebrahim Noroozi)
    Viele Frauen beschrieben ihre Situation als ein Leben unter Hausarrest,
    betonten der UNO-Sonderberichterstatter für die Menschenrechtslage in Afghanistan, Bennett, und die Vorsitzende der Arbeitsgruppe zu Frauendiskriminierung, Estrada-Tanck. Sie berichteten außerdem von vermehrten psychischen Problemen bei Frauen und Mädchen. Zudem gebe es Berichte über steigende Selbstmordraten.

    Diskriminierung, Gewalt gegen Frauen

    Den aktuellen Rechtsverletzungen im Ausschluss von Frauen und Mädchen aus der Bildungs- und Arbeitswelt liege eine Diskriminierung zugrunde, die vor die Taliban-Herrschaft zurückreiche und tief in der Gesellschaft verwurzelt sei, so die unabhängigen Experten. "Diese Taten finden nicht isoliert statt." Die Vereinten Nationen zeigten sich außerdem besorgt angesichts des Anstiegs von Gewalt gegen Frauen und der Anzahl von Kinderehen. Frauen, die gegen die Herrschaftsform der Taliban demonstrierten, seien Drohungen, Belästigungen, willkürlichen Verhaftungen und sogar Folter ausgesetzt.

    Kompletter Bericht im Juni

    Die Sachverständigen hatten im Auftrag der Vereinten Nationen Afghanistan in der vergangenen Woche bereist und in verschiedenen Orten mit Vertretern der De-facto-Regierung, der Zivilgesellschaft, Frauengruppen, Religionsführern und Opfern gesprochen. Ein Bericht soll im Juni im UNO-Menschenrechtsrat in Genf vorgestellt werden.

    Taliban seit Machtübernahme wegen Frauenrechten in Kritik

    Seit ihrer vollständigen Machtübernahme im August 2021 stehen die Taliban international vor allem wegen ihrer Beschneidung von Frauenrechten in Kritik. So dürfen Frauen weder studieren noch die höhere Schule besuchen. Auch der Zugang zu einem Großteil der Berufe ist inzwischen versperrt. Seit Ende vergangenen Jahres dürfen afghanische Frauen mit Ausnahme weniger Bereiche nicht mehr für internationale Hilfsorganisationen arbeiten. Inzwischen gilt dieses Verbot auch für die Vereinten Nationen.
    Diese Nachricht wurde am 06.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.