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UNO-Generaldebatte
Schwesig fordert gleichen Lohn für Männer und Frauen

Bei ihrem ersten Auftritt vor den Vereinten Nationen hat Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig die mangelhafte Gleichbehandlung von Frauen weltweit beklagt. Die Deutsche konnte in New York mit ihrer Rede beeindrucken – und einem jüngst beschlossenen Gesetz.

Von Georg Schwarte |
    Manuela Schwesig
    Manuela Schwesig und ihr nächstes Projekt: gleicher Lohn für Männer und Frauen. (picture alliance/dpa/Soeren Stache)
    UNO-Generaldebatte. Es ist früher Nachmittag in New York, die 59. Sitzung der Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen. Und dann kommt sie, ihre Premiere: Manuela Schwesig, der Name geht dem Sitzungspräsidenten nicht leicht über die Lippen. Erstmals seit acht Jahren wieder eine deutsche Frauenministerin hier bei den Vereinten Nationen. Von der Leyen war mal da. Jetzt also Schwesig. Die hörte am Vormittag vor ihrer Rede ein bisschen beeindruckt, wie die Exekutivdirektorin der Vereinten Nationen für das Thema Frauen in der Welt ihr Mantra vorträgt: "Woman rights are Human rights." 20 Jahre nachdem 1995 in Peking die erste Weltfrauenkonferenz über Gleichberechtigung und Frauenrechte sprach.
    "In keinem einzigen Land ist Gleichberechtigung tatsächlich umgesetzt. Und in vielen Ländern werden die Rechte von Frauen mit Füßen getreten", sagt die deutsche Ministerin nüchtern. Ihre Bilanz nach 20 Jahren Weltfrauenkonferenz. Realistisch. Aber hier bei den Vereinten Nationen schauen sie auch auf Deutschland. Die Frauenquote, just vom Bundestag beschlossen, auch Schwesigs Projekt, sie schafft es in die UNO-Generaldebatte.
    Die Frauenquote: "Ein historischer Schritt"
    "Quoten sorgen auch in der Privatwirtschaft für einen Wandel. Wir freuen uns, dass Deutschland jetzt diese Quote einführt", sagt die Exekutivdirektorin der UNO. Manuela Schwesig sitzt da vorne rechts im Plenum und freut sich still. Die Frauenquote. "Ein historischer Schritt", sagt sie. Vor allem, weil sie die Quotengegner, überwiegend Männer, und deren Widerstand überwunden habe: "Und hier vor Ort, bei der UNO, wird sehr honoriert, dass wir nicht nur reden, sondern auch machen."
    Dann aber redet die Ministerin erst mal. Auf Englisch über Frauenrechte. Die Bilanz – eher düster: Auf diesen Rechten würde Tag für Tag herumgetrampelt. Frauen und Mädchen, getötet, gefoltert und unterdrückt bis zur Stunde überall auf der Welt.
    Es mache sie so wütend sagt Schwesig. Im Plenum ernste Mienen. Dabei ist sie ist nicht die Erste, die das sagt. 172 Rednerinnen umfasst die lange Liste. Die deutsche Ministerin beeindruckt: "Es ist toll, hier in New York viele Frauen zu treffen, die sich für Frauenrechte stark machen, berühmte Frauen wie Hillary Clinton, junge Frau, die vielleicht noch nicht so bekannt sind."
    Das nächste Projekt: gleicher Lohn
    Knapp sechs Minuten darf Schwesig dann sprechen. Keine Religion der Welt rechtfertige Gewalt gegen Frauen, sagt sie. Und dann spricht sie ihr nächstes Projekt an: gleicher Lohn für Männer und Frauen – um ausgerechnet da von einem Mann auf die ablaufende Redezeit verwiesen zu werden.
    Wo es um Macht, Geld und Einfluss gehe, müssten Frauen teilhaben, sagt die deutsche Ministerin. Sie schüttelt dann Hände, erhält Zustimmung und Solidarität für ihr Projekt. Volker Kauder, der Unionsfraktionschef, der beim Thema Entgeldgleichheit anderes im Kopf hat und Schwesig einst zurief, sie möge nicht so weinerlich sein, ist da für einen Moment weit weg. Ob sie ihm zuhause von dieser UNO-Frauenrechtskonferenz erzählen wird?