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UNO-Jugendgipfel
Klimaaktivisten wollen Taten sehen

Junge Klimaaktivisten aus aller Welt haben vor den Vereinten Nationen in New York Einigkeit demonstriert und die Politik aufgefordert, endlich wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres ermunterte sie, den Druck auf die Politik hochzuhalten.

Von Thilo Kößler |
Greta Thunberg (Mitte) schüttelt UNO-Generalsekretär Antonio Guterres auf dem UNO-Jugendgipfel in New York die Hand
UN-Klimagipfel in New York: Ausdruck der weltweiten Jugendbewegung gegen den Klimawandel (picture alliance/ Zuma Wire/ Vanessa Carvalho)
Alle Augen waren auf Greta Thunberg gerichtet, die 16-jährige Fridays-for-Future-Aktivistin, als sie auf dem Podium in der Trusteeship-Halle der Vereinten Nationen am East River Platz nahm. In einem großen grünen Plastiksessel, auf dem sie noch zierlicher wirkte, als auf der großen Bühne der Freitagsdemonstration tags zuvor. Nur wenige Worte wolle sie an dieser Stelle loswerden, sagt Greta: Es sei an der Zeit, jetzt endlich wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Und: Die Klimabewegung der Jugendlichen sei geeint - und nicht mehr aufzuhalten.
Dabei gibt es nicht nur Greta Thunberg. Es gibt auch Bruno Rodriguez - den 19-jährigen Gründer einer Protestbewegung in Argentinien, der daran erinnert, dass nur 100 Großkonzerne für 71 Prozent der weltweiten Schadstoffemissionen verantwortlich sind. Er fordert einen radikalen Wandel.
Oder Komal Karishma Kumar von den Pacific Islands, die wegen des Klimawandels vom Untergang bedroht sind. Sie wollen aber nicht als Versicherungsfall abgewickelt werden, sondern wie Menschen behandelt werden, die ihren Lebensraum verlieren, sagt Komal.
UNO-Generalsekretär unterstützt Klimaaktivisten
Zwischen all diesen Jugendlichen, die erstmals zu einem Weltklimagipfel von den Vereinten Nationen eingeladen wurden, sitzt UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. Er hat die Krawatte abgenommen und sich die Anrede "Exzellenz" verbeten. Und er wollte eigentlich kein Keynote-Speaker sein an diesem Tag der Jugend - also kein Impulsreferat halten, sondern nur Impulszuhörer sein, wie er sagt. Doch dann spricht er doch zu den Aktivisten:
"Politicians talk too much. And they listen too little."
Politiker reden zu viel und sie hören zu wenig zu, sagt Guterres, der den Kampf gegen den Klimawandel zu seiner Herzenssache gemacht hat und in Millionen von Jugendlichen auf der ganzen Welt wirksame Mitstreiter gefunden hat. Politiker werden gewählt, so Guterres, und die Regierungen beginnen einzusehen, dass sie etwas tun müssen.
Guterres hat mit diesem ersten Jugendklimagipfel ein neues Konferenzformat geschaffen: Zum ersten Mal in der Geschichte der Vereinten Nationen soll ein Vorgipfel von Aktivisten dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs am kommenden Montag Dampf machen.
700 Klimaaktivisten in New York
700 junge Leute sind gekommen, um ihre Projekte und Ideen vorzustellen. Daniel gehört dazu. Er kommt aus Nigeria, wo sich der Regenzyklus so verändert hat, das es neun Monate Dürre statt zehn Monate Regen gibt.
Daniel sagt, das führe zu einer tödlichen Konkurrenz der Nomadenstämme um Weideland. Und zu absehbaren Hungerkatastrophen. Daniel, ein junger Arzt, fordert Technologietransfer und Erziehungsprogramme. Und die Einführung dürreresistenter Pflanzen.
Daniel formuliert, was alle jungen Leute auf diesem Klimagipfel sagen: Wir haben genug von leeren Worten und wirkungslosen Unterschriften. Wir wollen Taten sehen.
Antonio Guterres hofft, dass die weltweite Jugendbewegung gegen den Klimawandel ihre Wirkung nicht verfehlt. Und er ermuntert sie, den Druck auf die Politik noch zu erhöhen: "I encourage you to go on."