Bei dem Massaker von Srebrenica ermordeten serbische Einheiten im Sommer 1995 etwa 8.000 muslimische Männer und Jungen. Unter Karadzics Befehl hatten Truppen unter General Ratko Mladic die Schutzzone der UNO in Ost-Bosnien zuvor überrannt. Das Massaker von Srebrenica gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Den UNO-Truppen wird in dem Zusammenhang vorgeworfen, beim Schutz von Zivilisten versagt zu haben.
Nach Auffassung des UNO-Kriegsverbrechertribunals hat sich der ehemalige bosnische Serbenführer auch bei der Belagerung Sarajewos der Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Rund 10.000 Zivilisten verloren in dieser Zeit ihr Leben, darunter viele Kinder. Zudem habe der 70-Jährige Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Teilen Bosniens begangen.
Die Anklage warf Karadzic vor, nichtserbische Bürger vertrieben und ermordet zu haben. Das sollte dem großserbischen Ziel dienen, im Vielvölkerstaat Bosnien ethnisch reine, serbische Gebiete zu schaffen. Im Bosnienkrieg (1992-1995) wurden insgesamt 100.000 Menschen getötet. Das Gericht in Den Haag sprach Karadzic in zehn von elf Anklagepunkten schuldig. Karadzic bezeichnet sich selbst als unschuldig.
Opfer des Bosnienkriegs forderten Gerechtigkeit
Vor dem Urteil gegen Karadzic forderten Opfer des Bosnien-Krieges Gerechtigkeit. "Wir wollen die Höchststrafe für Karadzic und die Anerkennung des Völkermordes", sagte die Sprecherin von ehemaligen Gefangenen, Anida Kijnecnin in Den Haag.
Karadzic, der einstige Präsident der selbst ernannten bosnischen Serbenrepublik, war nach dem Krieg jahrelang untergetaucht und 2008 in Belgrad verhaftet worden. 2009 wurde in Den Haag der Prozess gegen ihn eröffnet.
(pr/sima)