Libanon
UNO-Mission Unifil gerät zwischen die Fronten - und ist oft machtlos

Die Unifil-Mission ist einer der ältesten friedenserhaltenden Einsätze der Vereinten Nationen. Seit fast fünf Jahrzehnten versuchen die UNO-Soldaten nun schon die Grenze zwischen Israel und dem Libanon zu schützen. Doch im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz geraten sie immer stärker zwischen die Fronten - und können häufig nur zusehen.

    Ein gepanzerter Unifil-Transporter im Südlibanon
    Ein gepanzerter Unifil-Transporter im Südlibanon (AFP / RABIH DAHER)

    Warum wurde die Mission gegründet?

    Am 19. März 1978 beschloss der UNO-Sicherheitsrat das Mandat für den Einsatz. Blauhelme sollten den Abzug der israelischen Armee aus dem Südlibanon überwachen. Diese hatte das Gebiet nach einem Anschlag der palästinensischen Organisation Fatah besetzt. Trotz der Präsenz von UNO-Soldaten kam es immer wieder zu Gefechten in der Grenzregion. Das Mandat für die Mission wurde über mittlerweile fast fünf Jahrzehnte immer wieder verlängert. Seit Beginn der Mission kamen Hunderte sogenannte Blauhelmsoldaten ums Leben.

    Welche Länder beteiligen sich?

    Mehr als 10.000 UNO-Soldaten aus mehr als 50 Ländern sind an der Mission beteiligt, darunter auch 300 Bundeswehrsoldaten. Viele der UNO-Truppen stammen unter anderem aus Indonesien, Italien und Indien.

    Welche Aufgaben hat die Mission - und wie gelingt den Soldaten die Umsetzung?

    Die Friedenstruppe soll die Grenze zwischen Israel und dem Libanon schützen. Doch dieser Aufgabe kann sie angesichts schwerer Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah immer weniger gerecht werden. Jüngst mussten die Patrouillen im Grenzgebiet wegen der erhöhten Gefahr für die UNO-Soldaten ausgesetzt werden. Die Soldaten zogen sich auf die Stützpunkte zurück. Einige zivile Mitarbeiter der Friedensmission seien mit ihren Angehörigen weiter ins Landesinnere geschickt worden, wo die Gefahr geringer sei, hieß es. Dass bei israelischem Beschuss nun auch das UNO-Hauptquartier im Libanon getroffen wurde, zeigt, wie sehr Unifil zwischen die Fronten geraten ist.
    Und auch die Bewachung der Seegrenzen, die seit 2006 Teil der Mission ist und bei der die Unifil-Truppen die libanesische Armee etwa dabei unterstützen sollen, Waffenschmuggel über See zu verhindern, gelingt nur eingeschränkt. Denn die Beobachtungstruppe darf bei Verstößen nicht selbst eingreifen, sondern nur die libanesische Armee informieren.
    Ein Grund, warum die Mission trotzdem fortgeführt wird, wird darin gesehen, dass Unifil die Kommunikation zwischen Israel und dem Libanon aufrechterhält - und über die libanesische Seite indirekt auch mit der Hisbollah kommuniziert.

    Wie steht Israel der Mission gegenüber?

    Israel würde die Unifil-Mission anscheinend am liebsten beenden. Irlands Präsident Higgins, dessen Land mehr als 300 der UNO-Soldaten stellt, kritisierte, Israels Armee habe die Friedenstruppen bedroht und wolle sie evakuieren lassen. Israel fordere, dass die gesamte Unifil-Mission sich aus dem Grenzgebiet entferne.
    In einer Erkärung der Vereinten Nationen hieß es, die Soldaten der Friedenstruppe blieben auf all ihren Positionen und die UNO-Flagge wehe weiterhin. Man werde auch in Zukunft dabei helfen, die Lage zu deeskalieren.
    Diese Nachricht wurde am 10.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.