Frankreich hat den Konfliktparteien in Aleppo vorgeworfen, Kriegsverbrechen in der nordsyrischen Metropole zu begehen. Diese dürften nicht ungestraft bleiben, sagte der französische UNO-Botschafter François Delattre kurz vor Beginn einer Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats in New York.
Delattre: Verhandlungen nur als "Rauchschirm"
Straflosigkeit sei keine Option in Syrien, mahnte Delattre. Die Dringlichkeitssitzung zu den jüngsten Luftangriffen auf Aleppo fand auf Antrag der USA, Frankreichs und Großbritanniens statt.
Delattre beschuldigte die syrische Regierung und ihren russischen Verbündeten, die seit Tagen massive Luftangriffe auf die Viertel der Rebellen im Ostteil Aleppos fliegen, eine militärische Lösung in Syrien anzustreben und Verhandlungen nur als "Rauchschirm" zu benutzen. Er forderte die umgehende Rückkehr zu einer von den USA und Russland ausgehandelten Waffenruhe zwischen Regierungstruppen und Rebellen, die am vergangenen Montag zerbrochen war.
Brandbomben und bunkerbrechende Bomben
Der britische UNO-Botschafter Matthew Rycroft kritisierte ebenfalls "eklatante Verstöße gegen das internationale Recht" in Aleppo und verwies auf den Einsatz von Brandbomben und bunkerbrechenden Bomben in Wohnvierteln. Ähnlich hatte sich zuvor UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon ausgedrückt.
Noch drastischere Worte fand die Botschafterin der USA, Samantha Power. Moskau unterstütze ein mörderisches Regime in Syrien, sagte sie. Es missbrauche sein Privileg, als ständiges Sicherheitsratsmitglied über ein Vetorecht zu verfügen. Russland betreibe in Aleppo keinen Anti-Terror-Kampf, sondern Barbarei.
Russland äußerte sich skeptisch über die Chancen einer Friedensregelung. In der Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates sagte der russische Botschafter Vitali Tschurkin, dies sei gegenwärtig fast eine unmögliche Aufgabe.
Der UNO-Sonderbeauftragte für den Syrien-Konflikt, Staffan de Mistura, appellierte an die USA und Russland, das gebrochene Waffenstillstandsabkommen zu retten. Er sehe noch einen Funken Hoffnung zur Rückkehr zu der Vereinbarung, sagte de Mistura. "Als naiver UNO-Vertreter hoffe ich, daran glauben zu dürfe, dass ihre Zusagen (zur Waffenruhe) ernst gemeint waren", sagte de Mistura mit Blick auf Moskau und Washington.
(fwa/dk)