Eine kreative Forschungsatmosphäre gab es dort wohl nicht. Betroffene berichten von kompletter Kontrolle, übermäßigem Druck, persönlichen Herabsetzungen und Schikanen, wie an Wochenenden oder spätabends angesetzten Arbeitstreffen.
Die wissenschaftliche Leistung hat offenkundig schwer gelitten: Ein Drittel der Doktoranden scheiterte, was weit über dem Schnitt der ETH liegt. Die übrigen haben deutlich weniger Fachartikel publiziert als andere. Aus Angst um die Karriere haben viele Betroffene und Mitwisser lange geschwiegen. An Universitäten haben Professoren große Macht und können Karrieren gezielt fördern, im schlimmsten Fall aber auch zerstören. Wer sich in Zürich über die Zustände beschwerte, wurde entlassen.
Im Februar dieses Jahres schaffte es eine junge Forscherin, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen und sich an die Hochschulleitung zu wenden. Inzwischen wurde das Institut für Astronomie geschlossen. Die meisten Forscher gehören jetzt zum Institut für Teilchen- und Astrophysik und manche Doktoranden wurden anderen Betreuern zugeteilt. Die ETH will nun "noch genauer hinsehen" und hat eine formelle Untersuchung der Vorkommnisse eingeleitet.
Die beschuldigte Professorin und ihr Mann gehören nicht dem neuen Institut an, sind aber weiter an der Uni tätig. Derzeit nehmen sie ein Freisemester.