Das Hilfsprogramm kündigte Frankreichs Staatspräsident François Hollande selbst an. Der Elysée-Palast teilte nach einem Treffen zwischen Hollande und dem tunesischen Ministerpräsidenten Habib Essid in Paris mit, Tunesien habe fünf Jahre nach der Revolution den Übergang zur Demokratie geschafft. Es gebe aber immer noch erhebliche wirtschaftliche, soziale und sicherheitspolitische Herausforderungen. Die Hilfe von einer Milliarde Euro soll in den kommenden fünf Jahren den benachteiligten Regionen Tunesiens und den jungen Leute im Land zugutekommen - mit einem Schwerpunkt auf dem Thema Arbeit.
Denn die Arbeitslosigkeit ist einer der Hauptgründe für die Proteste der vergangenen Tage. Sie liegt bei etwa 15 Prozent. Weil die Unruhen zuletzt andauerten und die Gewalt sich auch gegen Polizeiwachen richtete, ordnete das Innenministerium eine Ausgangssperre an. Sie gilt von abends um 20 Uhr bis morgens um fünf Uhr. Zur Begründung verwies das Ministerium auf, es seien öffentliche wie private Einrichtungen angegriffen worden, und eine Fortdauer dieser Geschehnisse gefährde die Sicherheit des Landes ebenso wie der Bürger.
Habib Essid sagte auf seinem Besuch in Paris - den er wegen der Lage daheim vorzeitig abbrach - dass sich die Situation sich derzeit etwas beruhige und unter Kontrolle sei. Die jüngsten Proteste und Unruhen hatten sich nach dem Tod eines Mannes am Wochenende verschärft. Der junge Arbeitslose war aus Protest gegen eine abgelehnte Bewerbung auf einen Strommast geklettert und hatte dabei einen tödlichen Stromschlag erlitten. Der Fall erinnerte an den Beginn der Revolution vor fünf Jahren: Damals setzte sich der Gemüsehändler Mohammed Bouazizi in Brand - aus Protest gegen seine wirtschaftliche Notlage.
(jcs/jasi)