Der Nahe Osten im Jahr 1948. Nach der Staatsgründung wird Israel von mehreren arabischen Ländern angegriffen. Es kommt zum Krieg. Hunderttausende Araber fliehen oder werden vertrieben. Ein Jahr später gründen die Vereinten Nationen ein Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser. Das Hilfswerk soll nur für kurze Zeit existieren. Doch heute - 70 Jahre später - gibt es die UNWRA noch immer.
Das Hilfswerk betreut die noch lebenden Flüchtlinge und ihre Nachkommen. Insgesamt geht es um mehr als fünf Millionen Menschen in den palästinensischen Gebieten, Jordanien, Syrien und dem Libanon. Im Gazastreifen sind besonders viele Menschen von der Hilfe der UNRWA abhängig. Adnan Abu Hasna ist der Sprecher des Hilfswerkes im Gazastreifen.
Geld droht auszugehen
"Hier geht es nicht darum, die Lebensqualität zu steigern. Wir helfen den Menschen, am Leben zu bleiben. Die UNRWA spielt hier eine große Rolle. Eine Million Menschen bekommen Lebensmittelhilfen, 250.000 Kinder gehen auf unsere Schulen. Für all diese Menschen wäre es sehr schwierig zu überleben, ohne die UNRWA."
Das Hilfswerk versorgt die Menschen mit Lebensmitteln, betreibt hunderte Schulen sowie Gesundheitszentren. Pro Jahr stehen der Organisation über eine Milliarde US-Dollar zur Verfügung. Die USA waren bisher der mit Abstand größte Geldgeber. Doch nun hat die US-Regierung eine Zahlung von zunächst 65 Millionen US-Dollar zurückgehalten. Das US-Außenministerium fordert eine Reform des Hilfswerkes.
Trump will Friedensverhandlungen gegen Geld
Kritiker werfen der UNRWA Korruption und Ineffizienz vor. US-Präsident Trump geht es jedoch um etwas anderes. Er fordert, dass die Palästinenser wieder mit Israel über ein mögliches Friedensabkommen verhandeln. Bis dahin gebe es kein Geld. Vertreter der UNWRA sind entsetzt. Pierre Krähenbühl ist der Generalsekretär des Hilfswerks.
"Sie wissen, dass die UNWRA schon immer finanzielle Schwierigkeiten hatte. Was jedoch gerade geschieht, ist ohne Beispiel. Es ist sehr wichtig, dass humanitäre Hilfe nicht mit politischen Erwägungen verknüpft wird."
Netanjahu fordert Abschaffung der UNRWA
Die israelische Regierung fordert, dass die UNWRA gleich ganz abgeschafft wird.
"Die UNRWA ist eine Organisation, die das palästinensische Flüchtlingsproblem immer weiter fortführt," sagt Israels Premierminister Benjamin Netanjahu. "Das befeuert jene, die daran glauben, dass palästinensische Flüchtlinge und ihre Nachfahren zurück nach Israel kehren können. Damit der Staat Israel zerstört wird. Deshalb muss die UNRWA verschwinden."
Doch auch Netanjahu weiß: Würde die UNRWA von heute auf morgen ihre Arbeit einstellen, würde das in den palästinensischen Gebieten zu Chaos und Hunger führen. Das wiederum liegt nicht im Sicherheitsinteresse Israels. Netanjahu fordert, dass die Gelder der UNWRA nach und nach an das reguläre Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen übergehen.
"Eines Tages ohne finanzielle Hilfen auskommen"
Was die Debatte über die UNWRA verdeutlicht: Ohne finanzielle Unterstützung von außen sind die Menschen in den palästinensischen Gebieten nicht überlebensfähig. Das gilt auch für die Autonomiebehörde des palästinensischen Präsidenten Abbas. Sie wird mit hunderten Millionen Euro pro Jahr von außen gestützt. Viel Geld fließt auch über Hilfsorganisationen und Stiftungen in die palästinensischen Gebiete. Das Ziel der Geldgeber: Die Palästinenser sollen eines Tages ohne die finanziellen Hilfen auskommen. Im Moment ist das noch undenkbar.