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Aus der Nachrichtenredaktion
Unser Fehler in einem "X"-Post

Die ganze Welt schaut gebannt auf die Entwicklung im Nahen Osten. Den Medien kommt hier eine besondere Rolle zu - und eine große Verantwortung. Die Deutschlandfunk-Nachrichten erklären sich zu einem Fehler, den wir in einem Post auf der Plattform "X" gemacht haben, dem früheren Twitter.

Von Marco Bertolaso |
    Zu sehen ist mit weißer Schrift auf blauem Hintergrund: "Die Nachrichten".
    Zu dieser Meldung liegt uns noch kein Bildmaterial vor. (Deutschlandfunk )
    Der Deutsche Journalisten-Verband mahnt angesichts der überwältigenden Flut an Desinformation und Propaganda in diesen Stunden zu besonders sorgfältiger Prüfung von Quellen und Informationen. Es sei die Pflicht von Journalistinnen und Journalisten, trotzdem einen kühlen Kopf zu bewahren und keine Kriegspropaganda zu verbreiten, so DJV-Chef Frank Überall. Anlass seiner Mahnung war gestern die unklare Lage nach einer Explosion auf dem Gelände des Ahli Arab-Krankenhauses in Gaza-Stadt mit angeblich hunderten Toten und Verletzen.

    Die Deutschlandfunk-Nachrichten fühlen sich hier angesprochen. Denn wir blicken auf die Berichterstattung unmittelbar nach dem Geschehen selbstkritisch zurück. Unsere Meldungen im Hörfunk, im Netz und auf der Deutschlandfunk-Nachrichtenapp haben zwar unseren Standards entsprochen - doch ein Post bei „X“, dem früheren Twitter, leider nicht.

    Und darum geht es genau: Am Dienstag erreichten unsere Redaktion ab 19:15 Uhr die ersten Eilmeldungen von internationalen Nachrichtenagenturen. Sie berichteten in mehreren Sprachen über eine Explosion in einem Krankenhaus in Gaza mit vielen Opfern. Rasch stieg der Takt dieser Berichte, in denen zunächst die Hamas-geführte Verwaltung des Gazastreifens zitiert wurde, die von einem israelischen Angriff sprach.

    Dann kamen andere Quellen für diese Version hinzu sowie vielfältige Schuldzuweisungen, überwiegend von Seiten arabischer Länder. Später gab es erst Berichte israelischer Medien und dann offizielle Armeeaussagen. Sie deuteten in eine andere Richtung, nämlich in die eines fehlgeschlagenen Angriffs auf Israel. Als Urheberin wurde zunächst die Hamas genannt, dann die Terrororganisation Islamischer Dschihad.

    Nachrichten in Zeiten des Krieges

    Ob es um die Ukraine geht oder um Gaza - in Kriegen sind die eigenen Recherchemöglichkeiten begrenzt, die Propaganda aber potenziell grenzenlos. Das wissen Sie, das weiß unsere Redaktion. In keiner Nachrichtenmeldung haben wir daher am Dienstagabend nur eine Seite zitiert. Die konkreter und offizieller werdenden Darstellungen der israelischen Armee waren immer vertreten und haben bald auch die Meldung eröffnet. Ob im Radio oder im Netz oder auf der Nachrichtenapp - wir haben unsere Arbeit getan und Sie handwerklich einwandfrei informiert.

    Das ist uns leider in einem Post auf der Plattform „X“ nicht gelungen: Wir haben dort gegen 21 Uhr auf das Deutschlandfunk-Nachrichtenblog hingewiesen. Der Kurztext bei „X“ hat es durch eine missglückte Formulierung so dargestellt, dass es sich gesichert um einen israelischen Angriff gehandelt habe. Das wiederum ist uns erst eine knappe Stunde später aufgefallen und wir haben den Post gelöscht.

    Sorgfältigkeit das Gebot der Stunde

    Wir haben auf der Plattform „X“ viel Kritik bekommen - für einen Fehler, den wir gemacht haben und den wir klar benennen. Denn, um noch einmal den Deutschen Journalisten-Verband zu zitieren, „auch wenn es bei einer solchen Nachrichtenlage schnell gehen muss, ist Sorgfältigkeit das Gebot der Stunde.“ Das gilt selbstverständlich auch für jeden einzelnen Post in den sogenannten sozialen Netzwerken.