Birgid Becker: Was damals Anlass war, das habe ich Volker Treier gefragt, der für internationale Belange beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag zuständig ist.
Volker Treier: Damals galt es, aus Sicht der Briten günstige Produkte, die aus deren Sicht damals den britischen Markt überschwemmt haben, zu entlarven, dass die Qualität doch minderwertig sei.
Becker: Aufgegangen ist das Ganze nun nicht, aus der Warnung wurde ein Gütesiegel. Wie kam das?
Treier: Das war damals schon eine Irreführung eigentlich wider besseren Wissens. Etliche Briten dachten ja tatsächlich, dass es so ist. Also auch damals waren die Waren oder insbesondere Maschinen, um die ging es auch damals, die aus Deutschland kamen – Chemnitz war damals ein wichtiger Schwerpunkt der deutschen Maschinenbauindustrie -, die waren schon sehr viel wert. Man dachte aber, das wird beim Verbraucher dann gar nicht so ankommen, der wird schon merken, dass das nichts ist. Die waren damals schon gut, aber wir haben uns dann auch weiter fortentwickelt, dass es zu diesem Gütesiegel kam: also Zuverlässigkeit, Qualität und Haltbarkeit der Produkte.
Becker: Und wie nutzt jetzt in der globalisierten Welt noch dieses Kennzeichen "Made in Germany"? Wer braucht es eigentlich noch?
Treier: Ich würde sagen, die Exporterfolge, die wir heute erzielen, sind ohne dieses Gütesiegel nicht denkbar. Es ist fast so, dass es für viele Unternehmen fast unverzichtbar ist oder noch unverzichtbar ist, und das gilt insbesondere für den deutschen Mittelstand, deren Produkte anders als von Großunternehmen, die beim Endkonsumenten schon ganz bekannt und schon längst etabliert sind, auf den ersten Blick noch nicht so leicht zu erkennen sind, dass sie diese hohe Qualität liefern, die sie liefern. Mit dem "Made in Germany", das sich bewährt hat, liefern wir insbesondere den asiatischen Schwellenländerkunden die Anmutung, dass da Qualität dahinter ist, und die glauben wirklich daran, und ich sage, sie glauben nicht nur daran, es ist auch so.
Becker: Dann muss man aber sagen, sehr hoch sind die Ansprüche an dieses Label ja nicht. Das kann sich nämlich jeder selbst verpassen und man kann es auch an ein Produkt heften, das ziemlich weit davon entfernt ist, vollständig in Deutschland produziert zu sein. Ganz ehrlich: ganz frei von Etikettenschwindel ist das ganze nicht.
Treier: Das ist definitiv keine Irreführung, weil die Kriterien, die angelegt werden, doch höher sind, als man das vielleicht auf den ersten Blick so vermutet. Da sind nämlich drei Rechtsbereiche zu überprüfen, wenn es denn zu einer Klage kommt, und das ist das Präferenzrecht, und die Orientierungsgröße ist 45 Prozent Wertschöpfung in Deutschland. Das ist das Ursprungsrecht, das für Zölle angewendet wird. Da heißt es, die letzte wesentliche Be- und Verarbeitung. Wesentlich – auf diesen Begriff kommt es an. Und es ist das Wettbewerbsrecht, was den Verbraucher schützt. Da gab es den Fall zum Beispiel eines Besteckkastens, und da stand drauf "Made in Germany", während die Messer "Made in China" waren, und dann hat das Gericht entscheiden, da darf nicht "Made in Germany" draufstehen. Insofern wird die Latte da schon höhergelegt, als man das glauben möchte.
Becker: Wir hatten ja zu Anfang gesagt, ursprünglich sollte das Label ein Schutz gegen Billigkonkurrenz sein, so eine Art Warnung. Wann ist es so weit, dass "Made in China" ein Werbeknüller ist?
Treier: Die Chinesen stehen zugespitzt fast da, wo wir vor 125 Jahren standen. Sie bieten günstige Ware an und man unterstellt, dass diese Ware minderer Qualität sei. So lange werden die vielleicht nicht warten müssen oder daran arbeiten müssen - allein das Warten reicht nicht -, und die Chinesen, die sehen uns als Blaupause. Wir haben es nämlich geschafft, von einem relativ kostengünstigen Standort hinzukommen zu einem Standort, der Produkte liefert, wo es auf den Preis heute immer noch ankommt, aber wo das nicht das wichtigste Kriterium ist, sondern Qualität ist das Kriterium, und dahin möchten die Chinesen kommen.
Becker: Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag war das zu 125 Jahren "Made in Germany".
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Volker Treier: Damals galt es, aus Sicht der Briten günstige Produkte, die aus deren Sicht damals den britischen Markt überschwemmt haben, zu entlarven, dass die Qualität doch minderwertig sei.
Becker: Aufgegangen ist das Ganze nun nicht, aus der Warnung wurde ein Gütesiegel. Wie kam das?
Treier: Das war damals schon eine Irreführung eigentlich wider besseren Wissens. Etliche Briten dachten ja tatsächlich, dass es so ist. Also auch damals waren die Waren oder insbesondere Maschinen, um die ging es auch damals, die aus Deutschland kamen – Chemnitz war damals ein wichtiger Schwerpunkt der deutschen Maschinenbauindustrie -, die waren schon sehr viel wert. Man dachte aber, das wird beim Verbraucher dann gar nicht so ankommen, der wird schon merken, dass das nichts ist. Die waren damals schon gut, aber wir haben uns dann auch weiter fortentwickelt, dass es zu diesem Gütesiegel kam: also Zuverlässigkeit, Qualität und Haltbarkeit der Produkte.
Becker: Und wie nutzt jetzt in der globalisierten Welt noch dieses Kennzeichen "Made in Germany"? Wer braucht es eigentlich noch?
Treier: Ich würde sagen, die Exporterfolge, die wir heute erzielen, sind ohne dieses Gütesiegel nicht denkbar. Es ist fast so, dass es für viele Unternehmen fast unverzichtbar ist oder noch unverzichtbar ist, und das gilt insbesondere für den deutschen Mittelstand, deren Produkte anders als von Großunternehmen, die beim Endkonsumenten schon ganz bekannt und schon längst etabliert sind, auf den ersten Blick noch nicht so leicht zu erkennen sind, dass sie diese hohe Qualität liefern, die sie liefern. Mit dem "Made in Germany", das sich bewährt hat, liefern wir insbesondere den asiatischen Schwellenländerkunden die Anmutung, dass da Qualität dahinter ist, und die glauben wirklich daran, und ich sage, sie glauben nicht nur daran, es ist auch so.
Becker: Dann muss man aber sagen, sehr hoch sind die Ansprüche an dieses Label ja nicht. Das kann sich nämlich jeder selbst verpassen und man kann es auch an ein Produkt heften, das ziemlich weit davon entfernt ist, vollständig in Deutschland produziert zu sein. Ganz ehrlich: ganz frei von Etikettenschwindel ist das ganze nicht.
Treier: Das ist definitiv keine Irreführung, weil die Kriterien, die angelegt werden, doch höher sind, als man das vielleicht auf den ersten Blick so vermutet. Da sind nämlich drei Rechtsbereiche zu überprüfen, wenn es denn zu einer Klage kommt, und das ist das Präferenzrecht, und die Orientierungsgröße ist 45 Prozent Wertschöpfung in Deutschland. Das ist das Ursprungsrecht, das für Zölle angewendet wird. Da heißt es, die letzte wesentliche Be- und Verarbeitung. Wesentlich – auf diesen Begriff kommt es an. Und es ist das Wettbewerbsrecht, was den Verbraucher schützt. Da gab es den Fall zum Beispiel eines Besteckkastens, und da stand drauf "Made in Germany", während die Messer "Made in China" waren, und dann hat das Gericht entscheiden, da darf nicht "Made in Germany" draufstehen. Insofern wird die Latte da schon höhergelegt, als man das glauben möchte.
Becker: Wir hatten ja zu Anfang gesagt, ursprünglich sollte das Label ein Schutz gegen Billigkonkurrenz sein, so eine Art Warnung. Wann ist es so weit, dass "Made in China" ein Werbeknüller ist?
Treier: Die Chinesen stehen zugespitzt fast da, wo wir vor 125 Jahren standen. Sie bieten günstige Ware an und man unterstellt, dass diese Ware minderer Qualität sei. So lange werden die vielleicht nicht warten müssen oder daran arbeiten müssen - allein das Warten reicht nicht -, und die Chinesen, die sehen uns als Blaupause. Wir haben es nämlich geschafft, von einem relativ kostengünstigen Standort hinzukommen zu einem Standort, der Produkte liefert, wo es auf den Preis heute immer noch ankommt, aber wo das nicht das wichtigste Kriterium ist, sondern Qualität ist das Kriterium, und dahin möchten die Chinesen kommen.
Becker: Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag war das zu 125 Jahren "Made in Germany".
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.