Karin Fischer: Doch zunächst nach Ägypten, von wo wir heute genauere Einblicke in das Los der Kunstschätze erhalten. Wafaa el-Saddik war von 1994 bis 2010 Direktorin des Ägyptischen Nationalmuseums in Kairo, bis gestern war sie vor Ort und erlebte auch die Plünderung der Schätze des Museums und archäologischer Ausgrabungen hautnah mit. Sie hat allerdings lange in Köln gelebt, wo sie seit gestern wieder ist und wo sie uns heute im Studio Auskunft geben konnte über den Stand der Dinge. Wafaa el-Saddik über die Kunstverluste, die Situation an den archäologischen Stätten und über die dramatischen Ereignisse in den vergangenen Tagen in Kairo.
Wafaa el-Saddik: Ich war selber nicht im Museum, aber direkt habe ich die Informationen bekommen am ersten Tag, dass Objekte zerstört sind, aber auch Objekte weg sind. Danach habe ich gehört, nein, nein, es ist nichts gestohlen, die Sachen sind kaputt, das sind 13 Objekte, die kaputt gegangen sind, und da kann man restaurieren. Aber was ich auch gehört habe in Ägypten, die Lokalmuseen, das heißt die kleinen Museen an archäologischen Stätten, die sind total zerstört und die Objekte sind verschwunden. Zum Beispiel das neue Museum in Sakkara, das neue Museum in Quantara in Sinai und andere kleine Museen und Magazine sind beraubt. Gott sei Dank die Wissenschaftler wissen alles über unsere Arbeit, die Ausgrabungen bringen immer Informationen, die werden publiziert, fotografiert, registriert. Wenn was gestohlen ist, kann man es zurückbringen, weil da gibt es Interpol und da kann man die Bilder zeigen und sagen, das haben wir verloren, und dann könnte man sie zurückholen. Die Sachen, die zerstört sind, da haben wir auch die Fachleute, die das richtig restaurieren können. Was in uns bleibt: Unsere Seele ist gebrochen. Das ist es. Da brauchen wir Zeit, um das zu heilen. Die Kollegen waren sehr, sehr tapfer. Alle Kollegen vom Ausland, die wollten nicht weg, die wollten bleiben und die haben gesagt, wir bleiben hier, wir schützen auch unsere Ausgrabungsstätten. Das Problem: Zum Beispiel Deutschland ist verantwortlich für seine Leute in Ägypten, und deswegen haben die gesagt, die sollen zurückkommen. Ich glaube, die Lage wird sich beruhigen, und ich habe auch von amerikanischen Kollegen in Luxor über Telefon gehört, dass die bleiben und die machen ihre Arbeit im Luxor-Tempel, Karnak-Tempel weiter, weil die Leute schützen die, wenn die Polizisten nicht da sind. Das ist unglaublich, was passiert ist. Das kann man sich nicht vorstellen. Es ist nicht ein Job, es ist wie unsere eigene Kinder. Als ich im Museum gearbeitet habe, habe ich alle Objekte als meine eigenen Kinder betrachtet. Ich musste die schützen und auch nicht nur die Objekte, aber auch die Menschen, wie ich vorher gesagt habe. Aber das ist nicht einfache Arbeit, wir lieben diese Arbeit so und wir haben nie in unserem Leben gedacht, dass so was passieren könnte. Auch im Krieg ist nichts passiert. Wir haben so viele Kriege gehabt und nichts ist passiert. Das ist, was wir nicht erklären können: Wie konnte so was passieren in Ägypten, so ein friedliches Volk, wer hat das gemacht. Wenn man sieht, auf einmal verschwinden alle Polizisten aus den Straßen und auch aus dem Museum, das ist für mich ein ganz großes Rätsel. Und dann Waffen. Alle Gefängnisse gleichzeitig waren offen. Die Gefangenen und Verbrecher waren auf den Straßen mit Waffen. Ich habe es erlebt, wo ich wohne, wir konnten nicht schlafen von der Schießerei, und die jungen Leute, alle jungen Leute aus den Häusern kamen auf die Straße und die haben die Häuser und die Menschen als Schild eigentlich geschützt.
Fischer: Wafaa el-Saddik, die ehemalige Direktorin des Ägyptischen Museums in Kairo. Das ganze Gespräch mit ihr hören sie am Sonntag (06.02.11) in den "Kulturfragen" ab 17:05 Uhr hier im Deutschlandfunk.
Wafaa el-Saddik: Ich war selber nicht im Museum, aber direkt habe ich die Informationen bekommen am ersten Tag, dass Objekte zerstört sind, aber auch Objekte weg sind. Danach habe ich gehört, nein, nein, es ist nichts gestohlen, die Sachen sind kaputt, das sind 13 Objekte, die kaputt gegangen sind, und da kann man restaurieren. Aber was ich auch gehört habe in Ägypten, die Lokalmuseen, das heißt die kleinen Museen an archäologischen Stätten, die sind total zerstört und die Objekte sind verschwunden. Zum Beispiel das neue Museum in Sakkara, das neue Museum in Quantara in Sinai und andere kleine Museen und Magazine sind beraubt. Gott sei Dank die Wissenschaftler wissen alles über unsere Arbeit, die Ausgrabungen bringen immer Informationen, die werden publiziert, fotografiert, registriert. Wenn was gestohlen ist, kann man es zurückbringen, weil da gibt es Interpol und da kann man die Bilder zeigen und sagen, das haben wir verloren, und dann könnte man sie zurückholen. Die Sachen, die zerstört sind, da haben wir auch die Fachleute, die das richtig restaurieren können. Was in uns bleibt: Unsere Seele ist gebrochen. Das ist es. Da brauchen wir Zeit, um das zu heilen. Die Kollegen waren sehr, sehr tapfer. Alle Kollegen vom Ausland, die wollten nicht weg, die wollten bleiben und die haben gesagt, wir bleiben hier, wir schützen auch unsere Ausgrabungsstätten. Das Problem: Zum Beispiel Deutschland ist verantwortlich für seine Leute in Ägypten, und deswegen haben die gesagt, die sollen zurückkommen. Ich glaube, die Lage wird sich beruhigen, und ich habe auch von amerikanischen Kollegen in Luxor über Telefon gehört, dass die bleiben und die machen ihre Arbeit im Luxor-Tempel, Karnak-Tempel weiter, weil die Leute schützen die, wenn die Polizisten nicht da sind. Das ist unglaublich, was passiert ist. Das kann man sich nicht vorstellen. Es ist nicht ein Job, es ist wie unsere eigene Kinder. Als ich im Museum gearbeitet habe, habe ich alle Objekte als meine eigenen Kinder betrachtet. Ich musste die schützen und auch nicht nur die Objekte, aber auch die Menschen, wie ich vorher gesagt habe. Aber das ist nicht einfache Arbeit, wir lieben diese Arbeit so und wir haben nie in unserem Leben gedacht, dass so was passieren könnte. Auch im Krieg ist nichts passiert. Wir haben so viele Kriege gehabt und nichts ist passiert. Das ist, was wir nicht erklären können: Wie konnte so was passieren in Ägypten, so ein friedliches Volk, wer hat das gemacht. Wenn man sieht, auf einmal verschwinden alle Polizisten aus den Straßen und auch aus dem Museum, das ist für mich ein ganz großes Rätsel. Und dann Waffen. Alle Gefängnisse gleichzeitig waren offen. Die Gefangenen und Verbrecher waren auf den Straßen mit Waffen. Ich habe es erlebt, wo ich wohne, wir konnten nicht schlafen von der Schießerei, und die jungen Leute, alle jungen Leute aus den Häusern kamen auf die Straße und die haben die Häuser und die Menschen als Schild eigentlich geschützt.
Fischer: Wafaa el-Saddik, die ehemalige Direktorin des Ägyptischen Museums in Kairo. Das ganze Gespräch mit ihr hören sie am Sonntag (06.02.11) in den "Kulturfragen" ab 17:05 Uhr hier im Deutschlandfunk.