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Unter falscher Flagge

Über den Schriftsteller Robert Neumann ist im Wilhelm Fink Verlag eine Biographie erschienen. Der 1897 in Wien geborene ist heute oft nur noch als glänzender Literatur-Parodist in Erinnerung. Mit seinen Büchern "Mit fremden Federn" und "Unter falscher Flagge" hatte er schon Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre große Erfolge gefeiert.

Von Karin Beindorff | 25.06.2007
    Zu seinen Lebzeiten, so schreibt sein Biograph, Hans Wagener zählte Robert Neumann zu den angesehensten deutschsprachigen Autoren. Nicht nur weil er Jude war, sondern auch wegen seiner konsequent antinationalsozialistischen Position musste Neumann 1934 aus Wien emigrieren. Er lebte in London, schrieb seine Romane auf englisch, war Mitbegründer des österreichischen Exil-PEN und verfasste zahlreiche Artikel gegen die Nazi-Diktatur. Ende der 50er Jahre ging er in die Schweiz. Legendär sind seine teils aggressiv ausgetragenen, herzlichen Feindschaften mit anderen Schriftstellern, besonders mit der Gruppe 47. Neumann mischte sich in die politischen und literarischen Auseinandersetzungen seiner Zeit immer wieder ein. Mit seinem Eintreten für Kultur-Kontakte zur DDR hat er, der sich als liberalen Sozialisten sah, sich im Kalten Krieg zwischen alle Stühle gesetzt. Einen Literaturpreis bekam er nie. Schwer erkrankt nahm Neumann sich 1975 das Leben. In der Biographie von Hans Wagener lebt etwas von der Denkungsart dieses hochgebildeten und unangepassten Intellektuellen wieder auf.

    Das Buch mit dem schlichten Titel: Robert Neumann ist im Wilhelm Fink Verlag erschienen, hat 294 Seiten und kostet 29.90 Euro.