In der deutschen Filmbranche wird in diesem Frühjahr so viel gedreht wie wahrscheinlich noch nie zuvor. Der Münchner Filmproduzent Felix von Poser stöhnt, "dass es gerade wahnsinnig schwierig ist und man wahnsinnig viele Leute anrufen muss, bis man jemanden findet, der Zeit hat. Offensichtlich werden alle Produktionen, die letztes Jahr nicht stattgefunden haben, jetzt nachgeholt, weil wahnsinnig viel gedreht wird. Wir haben zum Glück ein sehr gutes Team und auch tolle Schauspieler schon."
Poser von der Münchner Amalia Film dreht im Frühjahr für die RTL-Gruppe die TV-Serie "Herzogpark", eine leichte Komödie über die Münchner High Society. "Ich glaube, wir haben jetzt eine Zeit vor uns, in der mehr positive, optimistische Unterhaltung gefragt sein wird und weniger Dramen, weniger dunkle und düstere Themen. Das wird sich inhaltlich vermutlich auswirken, da der Zuschauer meines Erachtens gerade tendenziell eher Positives in seinem Leben haben will - nach dieser Krise oder in dieser Krise."
Auch bei den Filmemachern herrscht gerade Optimismus. Die befürchtete Corona-Pleitewelle sei bisher ausgeblieben, sagt Uli Aselmann von der "Produzenten-Allianz", einer wichtigen deutschen Branchen-Vereinigung. "Wir merken das auch in der Produzenten-Allianz, dass die Beiträge alle noch ordnungsgemäß und rechtzeitig bezahlt werden. Was ja immer ein Indiz dafür ist, dass es den Firmen gut geht."
Die Kino-Branche leidet
Allerdings nicht allein. Wer nur Kino macht, habe ein Problem, sagt Aselmann, der auch Produzent der Münchner "die film gmbh" ist. "90 Prozent aller Produktions-Unternehmen machen Kinofilme und Fernsehfilme. Aber man kann nicht verhehlen, dass diejenigen, die vielleicht nur einen Fernsehfilm im Jahr machen und einen Kinofilm im Jahr, dieses Jahr schon in eine ganz erhebliche Schieflage kommen bzw. schon im vergangenen Jahr gekommen sind."
Denn die Kino-Branche leidet unter dem Lockdown. Die Lichtspiel-Säle sind weiterhin geschlossen. Die Kino-Verleihfirmen schieben einen gewaltigen Berg an noch nicht veröffentlichten Filmen vor sich her. Im TV-Markt dagegen sieht die Lage ganz anders aus. Bernhard Möllmann aus der Programm-Direktion des "Ersten Deutschen Fernsehens" bezweifelt, dass die Programm-Vielfalt unter Corona gelitten habe. "Es hat zwar bei Fernsehfilmen und Serien Corona-bedingt Drehpausen gegeben. In einigen Fällen ist es auch zu Verschiebungen des Sendetermins im Ersten gekommen. Die Anzahl der Erstsendungen wird dennoch in diesem Jahr nach jetzigem Stand kaum geringer ausfallen."
Denn die Kino-Branche leidet unter dem Lockdown. Die Lichtspiel-Säle sind weiterhin geschlossen. Die Kino-Verleihfirmen schieben einen gewaltigen Berg an noch nicht veröffentlichten Filmen vor sich her. Im TV-Markt dagegen sieht die Lage ganz anders aus. Bernhard Möllmann aus der Programm-Direktion des "Ersten Deutschen Fernsehens" bezweifelt, dass die Programm-Vielfalt unter Corona gelitten habe. "Es hat zwar bei Fernsehfilmen und Serien Corona-bedingt Drehpausen gegeben. In einigen Fällen ist es auch zu Verschiebungen des Sendetermins im Ersten gekommen. Die Anzahl der Erstsendungen wird dennoch in diesem Jahr nach jetzigem Stand kaum geringer ausfallen."
Mehr Menschen vor dem Fernseher
Und das, obwohl es keine Olympischen Spiele, fast keine Karnevals-Übertragungen und kaum Studio-Publikum gab. Dafür saßen und sitzen viel mehr Menschen daheim vor dem Fernseher, weil sie wegen der Corona-Beschränkungen nicht viel Anderes machen können.
Produzent Uli Aselmann stellt fest, "dass die Produktion Zahlen haben, die ja Traumquoten sind. Das sehen sie an den ‚Tatorten‘, die auch in den letzten vier Wochen alle weit über zehn Millionen Zuschauer hatten. Das ist schon ein Indiz dafür, dass das frisches Programm ist, was der Zuschauer ja auch zu Recht erwartet, weil er zahlt ja weiterhin seine Gebühren. Und selbst bei den privaten Fernsehstationen ist es so, dass die Werbe-Einnahmen jetzt im Moment sich wieder stabilisieren – um nicht zu sagen, dass sie sich sogar verbessern."
Sender tragen Mehrkosten
Das bedeutet für die Filmfirmen volle Auftragsbücher. Zwar sind die Produktions-Kosten aufgrund der strengen Hygiene-Vorschriften höher. So müssen Schauspieler und Teams am Set penibel Abstand halten und werden regelmäßig auf Corona getestet. Vor jeder Kuss- oder Berührungs-Szene gibt es Schnelltests. Trotzdem ist das Ausfall-Risiko größer – aber Bund und Länder unterstützen die Firmen mit zwei Ausfall-Fonds. Und die Sender – sowohl ARD und ZDF als auch die Privaten – tragen Mehrkosten weiterhin zu 50 Prozent mit.
Der Zusammenhalt in der Branche sei groß, bedankt sich Aselmann. "Das, muss ich sagen, ist vielleicht auch eine der bemerkenswertesten Situationen in der gesamten Industrie, die wir abhängig sind von Geldgebern, Auftraggebern und Filmförderungen: dass die Solidarität und die Hilfe für uns – auch und gerade im Kulturbereich – herausragend war."
Die gesamte Filmbranche verändert
Findet auch Felix von Poser von der Münchner Amalia-Film. Als begeisterter Cineast allerdings blickt Poser mit einiger Sorge in die Zukunft. "Die schwierigste Krise haben wir noch vor uns: was das mit den Kinos und den Kino-Verleihern bedeutet und dem Kino-Film an sich? Dass jetzt einfach ein Jahr lang fast keine Kino-Tickets verkauft wurden."
Corona habe die gesamte Filmbranche verändert, findet von Poser, und werde sie weiter verändern. Es sei nun mal so, "dass Kino von Emotionen lebt – und Emotionen oft von menschlicher Nähe zehren: Umarmungen, Küsse, Liebe, Sex! Aber ich denke eben, wir sind es in der Filmbranche gewohnt, Dinge herzustellen, die in der Realität gerade nicht stattfinden. Insofern werden wir es auch schaffen, trotz Corona Kuss-Szenen und Umarmungen hinzukriegen. Und wir werden auch trotzdem weiter solche Geschichten weiter erzählen können."