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Unternehmen nähern sich der "Wolke"

Auf der CeBIT spricht fast jeder von ihr, der virtuellen Wolke. Auch mittelständische und große Firmen interessieren sich dafür, Software und Daten in die Cloud auszulagern. Dennoch sind sie damit zögerlich.

Wissenschaftsjournalist Peter Welchering im Gespräch mit Manfred Kloiber |
    Manfred Kloiber: Cloud-Computing ist das Modewort auf der CeBIT. Alles drängt in die Wolke und will die ganze Computerei dorthin verlagern. Cloud-Computing, das ist aber auch ein wenig zum Zauberwort geworden, mit dem alte Konzepte neu verkauft werden sollen. Software as a Service, Computer on Demand oder Software aus der Steckdose - so hießen die Kampagnen und Trends in der Vergangenheit. Es hilft also nichts, man muss genau hinhören und unterscheiden, um das Neue zu entdecken. Welche Cloud-Konzepte präsentieren die Anbieter da auf der CeBIT, Peter Welchering?

    Peter Welchering: Das fängt tatsächlich bei ganz einfacher Software aus der Steckdose an, wie wir das vor vielen Jahren schon diskutiert haben. Wobei: In diesem Fall spricht man wohl besser von der Software aus der Schnittstelle. Und die Schnittstelle ist in diesem Fall die SIM-Karte, die die Verbindung des Netbooks oder des Tablet-PCs oder des Smartphones ins Rechenzentrum schafft. Das geht dann weiter über Cloudkonzepte, die dafür sorgen, dass Software und Server im Rechenzentrum besser ausgelastet sind, dass sie energiesparender und damit eben auch insgesamt wirtschaftlicher genutzt werden können. Und das geht hin zu neuen Services, bei denen der Anwender seine Software und Arbeitsumgebung auf seinem Smartphone und auf seinem Tablet mit einzelnen Apps gestalten kann. Wichtig dabei ist vor allen Dingen und ganz entscheidend, dass sehr komplexe Softwarepakete, dass sehr große Datenbanken, dass sehr umfangreiche Datenstrukturen so aufbereitet werden, dass der Anwender einfach mit seinem Browser darauf zugreifen kann, ohne sich um irgendwelche Servereinstellungen oder ähnliches zu kümmern. Und Herbert Kindermann von der Metasonic AG bringt das so auf den Punkt:

    O-Ton Herbert Kindermann: "Cloud-Anbieter gibt es im Moment eine ganze Menge. Und das ist also eine Technologie, die wir schon hatten – irgendwo die IT auszulagern. Jetzt fangen die Leute an, darüber nachzudenken: Wie kann ich es denn nutzen? Wie kann ich in einer Fachabteilung bei einem Cloud-Anbieter irgendwas für mich installieren, irgendwas für mich zum Laufen kriegen, was mir wirklich einen Mehrwert bringt? Und da gibt es jetzt natürlich Firmen, wenn man mal eine Salesforce nimmt, wo man sagt: Ja, okay. Ich muss mich um nichts mehr kümmern. Ich habe keinen Release, Update, gar nichts mehr. Ich log mich ein, arbeite. Und das ist für mich schon sehr, sehr nahe an dem dran, was sich so ein Enduser in der Cloud vorstellt: einfach arbeiten, die täglichen Dinge machen und sich nicht mehr drum kümmern, auf welchem Release man arbeitet oder wie viel Speicherplatz man braucht oder sonst irgendwelche Dinge noch."

    Kloiber: Das hört sich ziemlich gut an. Statt viel Geld und Zeit in die eigene IT zu stecken das Ganze einfach in die Wolke auszulagern. In welchen Unternehmen, Herr Welchering, ist denn die Akzeptanz dafür schon vorhanden?

    Welchering: Man muss sagen, noch nicht in sehr vielen. Das zeigt sich auch auf der CeBIT und das verhehlen auch die meisten Cloud-Anbieter nicht. Die müssen ihre Kunden erst noch überzeugen, dass nämlich die unternehmensweiten Anwendungen in der Cloud wirklich ständig verfügbar sind, dass sie sicher sind und vor allem, dass sie einfach und ohne großen administrativen Aufwand eben auch zu bedienen sind. Und mit am stärksten interessieren sich auf der CeBIT die IT-Leiter mittelständischer Unternehmen für eine solche Auslagerung. Und sehr stark interessieren sie sich dabei für Anwendungen, wie etwa Vertriebssteuerung – also die Verwaltung der Berichte der Außendienstler, die Bearbeitung der Umsätze, das Kundenmanagement oder so eine Kampagnensteuerung. Allerdings wollen die Mittelständler hier wirklich nur einen Schritt nach dem anderen machen. Sie fassen häufig keine Komplettauslagerung ins Auge, sondern sie wollen zunächst einzelne Anwendungen auch nur teilweise auslagern. Und Oliver Bussmann von der SAP AG nennt so etwas Hybridlösungen.

    O-Ton Oliver Bussmann: "Es ist ganz wichtig zu sagen, dass wir ganz klar in Richtung Hybridmodell gehen. Das heißt, wir sehen immer noch einen Bedarf, gerade bei großen Kunden, für Systeme, die auf dem Gelände des Kunden stehen und auf der anderen Seite in Verbindung mit fachabteilungsspezifischen On-Demand-Lösungen. Und hier spreche ich gerade an das Thema, was wir heute auf der CeBIT vorgestellt haben, Sales on Demand. Das heißt, ich könnte hier mein gesamtes Kunden-Relationshipmanagement über eine On-Demand-Lösung erfahren, sehr schnell nutzen. Und das ist der Vorteil der On-Demand-Lösung – dass ich hier eine Funktionalität habe, die ich sehr schnell nutzen kann. Auf der anderen Seite werden auch diese Lösungen integriert in bestehende SAP-Landschaften."

    Kloiber: Unternehmenssoftware oder Kundenbeziehungs-Managementprogramme, Custom-Relationsmanagement: Wie weit haben denn große Unternehmen solche Cloud-Anwendungen schon umgesetzt?

    Welchering: Also bei großen Unternehmen, muss man sagen, sind zumindest solche Cloud-Anwendungen schon stärker ... Allerdings sind dort auch stärker noch Hybridlösungen in die Praxis umgesetzt worden. Und große Unternehmen sind vor allen Dingen an privaten Clouds interessiert. Das heißt, die wollen ihre Informationstechnologie mit allen unternehmensweiten Anwendungen an einen Dienstleister auslagern. Und das hat vor allen Dingen Kostengründen. Und der muss ein geschlossenes Konzept anbieten. Denn solche Unternehmen brauchen weltweit verteilt je nach saisonaler Auslastung dann eben auch sehr unterschiedliche Infrastrukturen. Und ein Drittel eines Konzernrechenzentrums ist eigentlich immer untätig. Das ergeben bisherige Untersuchungen. Hier sollen eben saisonale Spitzen wie beispielsweise zu einem Jahresabschluss oder in einem bestimmten Weihnachtsgeschäft oder ähnliches abgefangen werden. Und die anderen Auslastungen sollen gleichmäßiger über das Jahr verteilt werden. Aber das soll der Cloud-Anbieter möglichst in einem durchaus verteilt arbeitenden Rechenzentrum machen, dessen Einzelkomponenten dann eben nur für diesen Konzern zu Verfügung stehen. Also Virtualisierung nur für einen. Aber gleichzeitig – und das nennt man dann Skalierung – muss bei Bedarf dann wieder ganz einfach erweitert werden können, ohne dass diese Exklusivität für den einen Anwenderkonzern aufgegeben werden müsste. Und dabei sollen vor allen Dingen beim technischen Support und bei den Infrastrukturen zwar Einsparungen gemacht werden, aber Ekkehard Ziesche von der GUS Group hat doch noch einen Vorbehalt – und den erklärt er so:

    O-Ton Ekkehard Ziesche:" Wir müssen unterscheiden zwischen Benutzersupport im Sinne von Anwendungssupport und technologischem Support. Und ich denke, das Einsparpotenzial ist sehr stark eben zu sehen in einer Skalierbarkeit, die wir haben, indem wir halt verschiedene Lösungen eben in der Cloud bereithalten – was aber nichts damit zu tun hat, dass es eben einen sehr qualifizierten und effizienten Benutzersupport auch selbstverständlich weitergeben wird."

    Welchering: Und man muss noch eines sehen: In diesem Zusammenhang können nicht einfach die Methodik und die Anforderungsanalyse für die Anwendungen von den Software-as-a-Service-Komponenten übernommen werden. Hier ist vielmehr radikale Komplexitätsreduktion angesagt. Denn hier müssen komplexe Geschäftsprozesse mit komplizierten Datenstrukturen eben für die Arbeit mit dem Browser oder als App aufbereitet werden.