Gibt es neue Hoffnung für die deutsche Mondmission?
Das Unternehmen ist, so teilt man mit, von einem Luft- und Raumfahrtunternehmen aufgekauft worden. Wer das ist, möchte man bisher nicht sagen. Zugleich hat man sich umbenannt: PTS steht jetzt für Planetary Transport Systems, etwa Systeme für den Transport zu Planeten. Die gut 60 Mitarbeiter arbeiten weiter an einer Mondmission.
Warum nennt PTS den Investor nicht?
Das frage ich mich auch. Wenn alles in trockenen Tüchern ist, kann man auch den Besitzer nennen. Wenn man sich die Pflichtangaben im Handelsregister anschaut, dann sieht man, der aktuelle Geschäftsführer ist Wolfram Simon Schröter, der hat diese Position auch beim Unternehmen Zeitfracht inne. Zudem ist die offizielle Firmenanschrift von PTS nun identisch mit der von Zeitfracht. Da kann man eins und eins zusammenzählen, das wird wohl der Investor sein. Das ist eine große Firma, die bisher an Logistikdienstleistern und Luftfahrtgesellschaften beteiligt ist, aber nicht direkt etwas mit Raumfahrt zu tun hatte.
Wie aus Raumfahrtkreisen zu hören ist, ist es wohl keines der klassischen großen Unternehmen wie Airbus oder OHB, sondern eher ein Unternehmen, das bisher mit Raumfahrt nicht so viel zu tun hatte.
Was genau hat PTS vor?
Man möchte die Landefähre Alina zum Mond schicken. Die Entwicklungen sind weitgehend abgeschlossen. Nun muss man das Fluggerät bauen. Dafür fehlte bisher das Geld, weswegen man Insolvenz hatte anmelden müssen. Man möchte in gut zwei Jahren auf dem Mond landen und zwar direkt neben der Stelle, an der 1972 Apollo 17 auf dem Mond aufgesetzt hat - die letzte bemannte Mission.
Lässt sich mit so einem Projekt Geld verdienen?
Einen kommerziellen Markt für Flüge zum Mond gibt es bisher nicht. Die immensen Kosten von weit mehr als hundert Millionen Euro lassen sich nicht allein durch die "Frachtkosten" wieder einspielen. Daher ist es etwas rätselhaft, was der Investor vorhat. Aber vielleicht setzt man auf politische Hilfe: Thomas Jarzombek, der Koordinator der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt, hat das Mondprojekt oft gelobt. Zudem unterstützt er sehr Startup-Firmen und hat erst gestern bei einem parlamentarischen Abend zur Raumfahrt betont, wie wichtig eine robotische Mission zum Mond sei. Vermutlich wird im November der Ministerrat der Europäischen Weltraumorganisation ESA so eine Mission beschließen – dann stünde PTS aus Berlin so gut da wie kein anderes Unternehmen in Europa.
Man setzt also auf Subventionen?
Das kann man so nennen. Klar ist, dass rein kommerziell solche Flüge nicht durchzuführen sind – vielleicht noch nicht. In den USA ist die politische Unterstützung viel direkter: Die NASA darf innerhalb von zehn Jahren gut 2,5 Milliarden Dollar an Unternehmen verteilen, die den Transport von Material zum Mond durchführen wollen. Solche konkrete Unterstützung gibt es bisher in Europa nicht.
PTS ist technisch schon sehr weit. Man ist Kooperationen mit der Ariane-Group und der ESA eingegangen, man arbeitet intensiv mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zusammen. Das ist vielleicht noch ein Start-Up, aber sicher keine "Klitsche".
Wie realistisch ist eine Landung auf dem Mond, wenn man die Fehlschläge Israels und Indiens sieht?
Diese Pannen waren bestimmt nicht gut für das Geschäft. Zwar kann PTS mit seiner Mondfähre Alina nun tatsächlich noch das erste Privatunternehmen werden, das erfolgreich auf dem Mond landet. Allerdings sieht man auch, dass so eine Landung äußerst schwierig ist. PTS ist gewarnt. Die Wahrheit aller solcher Missionen ist auf dem Mond. Einen Fehlschlag wie bei den anderen wird man sich nicht leisten können.