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Unternehmenskultur
Familienfreundlichkeit bleibt oft hinter Anspruch zurück

Für die meisten Chefs funktioniert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrem Unternehmen gut. Die Beschäftigten sehen das allerdings weniger positiv.

Von Sonja Helmke | 27.06.2016
    Ein Kind in einem Betriebskindergarten in Düsseldorf
    Ein Kind in einem Betriebskindergarten in Düsseldorf (dpa/picture alliance)
    83 Prozent der Personalverantwortlichen halten familienfreundliche Rahmenbedingungen in ihren Unternehmen für selbstverständlich. Das geht aus dem Unternehmensmonitor des Bundesfamilienministeriums hervor. Dagegen sind nur 60 Prozent der Mitarbeiter dieser Meinung. Zu den familienfreundlichen Maßnahmen zählen etwa flexiblere Arbeitszeiten, die Elternzeit und Teilzeit auch für männliche Beschäftigte und die Aufstiegschancen für Mitarbeiter mit Kind. Erstmals wurden beim aktuellen Unternehmensmonitor 2016 auch Mitarbeiter befragt.
    Die Wahrnehmung ist oft eine andere
    In 64 Prozent der Unternehmen wird laut Studie eine Teilzeittätigkeit oder phasenweise Beschäftigung während der Elternzeit angeboten. 84 Prozent der befragten Chefs gaben außerdem an, dass bei Aspekten wie etwa der Urlaubsplanung auf die Belange von Eltern besondere Rücksicht genommen wird. Allerdings sind nur 48 Prozent der Beschäftigten auch dieser Meinung. Die Wahrnehmung ist also eine andere.
    Rund 89 Prozent der Personalleiter meinen, dass Mitarbeiter mit und ohne Familien in ihrem Unternehmen die gleichen Entwicklungs-und Aufstiegschancen haben. Diese Einschätzung teilen 68 Prozent der Beschäftigten.
    Schwesig: "Elternzeit und Teilzeit zu gelebtem Alltag machen"
    Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig, SPD, sagte in Berlin: "Noch besteht zwischen den Angeboten der Unternehmen und den Bedürfnissen der Beschäftigten eine Lücke. Insbesondere männliche Führungskräfte müssen in den Bereichen mit gutem Beispiel vorangehen. Sie müssen Modelle wie Elternzeit oder Teilzeit zu gelebtem Alltag machen." Denn nehmen männliche Führungskräfte Elternzeit, so steigt der Studie zufolge die Zahl der männlichen Kollegen, die es ihnen gleich tun, um das Fünffache.
    Bedürfnisse von Alleinerziehenden und Pflegenden
    Ein Problem für die Beschäftigten ist, dass unterschiedliche Lebensphasen in der Personalplanung zu wenig berücksichtigt werden. Es geht etwa um die Bedürfnisse von Alleinerziehenden und Beschäftigten, die Angehörige pflegen. "Hier muss man den Mitarbeitern mehr entgegenkommen", fordert Schwesig.
    Dennoch ist der Stellenwert von Familienfreundlichkeit in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, heißt es in der Studie. Sie wurde vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellt, bereits zum fünften Mal. Befragt wurden 1.399 Personalleiter und Geschäftsführer sowie 2.355 Beschäftigte in verschiedenen Branchen. Ausgenommen war der öffentliche Dienst.