Freiwilliges Sitzenbleiben wegen der Corona-Pandemie – das ist ein Vorschlag, der heute vom Deutschen Lehrerverband kommt. In der "Bild"-Zeitung wird Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger zitiert. Der rät Schülerinnen und Schülern mit schlechten Leistungen, lieber freiwillig die Klasse zu wiederholen. Er meint damit explizit diejenigen, die auch schon vor der Pandemie große Leistungsdefizite hatten.
Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) findet diesen Aufruf falsch. Doro Moritz von der GEW in Baden-Württemberg sagt, der Appell sende ein fatales Signal an die Schülerschaft:
"Das ist unfassbar! Jetzt die, die die Schwächeren sind und zum Teil auch von ihrer Unterstützung, die sie zuhause bekommen können, eindeutig benachteiligt sind, die jetzt nach hinten zu schieben, das ist das Letzte, was wir als Pädagoginnen und Pädagogen machen können. Richtig ist, dass sich die Politik bewusst wird, wie viele Jugendliche wir schon immer abhängen und dass die jetzt weitere Nachteile haben und dass die deshalb nach Corona absolut in den Fokus müssen und zusätzliche Unterstützung brauchen."
Beim Thema Versetzung in die nächste Klassenstufe setzt Moritz vor allem auf das Fachwissen der Lehrkräfte:
"Ich geh ganz sicher davon aus, dass die Schulen ihren pädagogischen Ermessensspielraum nutzen werden und sinnvolle Entscheidungen für die Schülerinnen und Schüler treffen. Nichts ist normal in diesem Jahr und deshalb gelten auch andere Regeln."