"Jane Eyre" von Cary Fukunaga
"Ich wünschte, das Leben für eine Frau wäre so wie das eines Mannes."
Ein freies, selbstbestimmtes Leben, wie es sich Jane Eyre wünscht, ist Mitte des 19. Jahrhunderts fern jeder Realität, die Gleichberechtigung von Frau und Mann noch eine Utopie. Die Begrenzung und Enge des Korsetts, in das sich Jane jeden Tag zwängt, spiegelt auch im viktorianischen Zeitalter die den Frauen zugedachte Rolle in der Gesellschaft. Eine Rolle, die dem Waisenmädchen Jane von frühester Kindheit anerzogen wird. Erst unter der Obhut ihrer Tante, später dann im Internat.
"Ich kann nicht akzeptieren, dass das, was hinter dem Horizont liegt, uns verschlossen bleibt. Ich war noch nie in einer Stadt. Ich habe noch nie mit einem Mann gesprochen und fürchte, mein Leben zieht an mir vorbei."
Trotz Jane Eyres starkem Verlangen nach diesem anderen Leben, das keineswegs im Widerspruch steht zu ihrer gleichzeitigen Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, wird sie nicht aufbegehren. Mit gerade einmal 18 Jahren tritt sie eine Stelle als Gouvernante auf Thornfield Hall an, um die Pflegetochter des Hausherrn Mr. Rochester zu unterrichten. Der zeigt sich von der ersten Begegnung an interessiert an seiner neuen Angestellten. Vor allem von Janes direkter Art ist er fasziniert.
"Ich beneide Sie."
"Wofür?"
"Für Ihre Offenheit. Für Ihre Unverdorbenheit. Mir hat das Schicksal übel mitgespielt, als ich so alt war wie Sie. Und da mir das Glück versagt blieb, habe ich stattdessen ein Recht auf Vergnügen. Und das nehme ich mir um jeden Preis."
"Das lässt Sie noch tiefer sinken."
Auch in den Momenten der Annäherung zwischen Rochester und Jane konzentriert sich Regisseur Cary Fukunaga ganz auf seine Protagonistin, die Mia Wasikowksa eindrucksvoll mit minimaler Mimik verkörpert. Vor allem die gemeinsamen Szenen mit Michael Fassbender als Rochester laufen - dank des zurückgenommenen Spiels - nie Gefahr, im Kitsch zu versinken. Denn wer Jane Eyre gelesen oder frühere Verfilmungen gesehen hat, weiß: Charlotte Brontës Geschichte schlägt noch einige melodramatische Haken, bevor Jane und Rochester zusammenkommen werden.
"Ich habe Sie kennengelernt, Mr. Rochester. Und es schmerzt mich zutiefst, von Ihnen fortgerissen zu werden.
"Warum müssen Sie dann fortgehen?"
"Wegen Ihrer Frau."
"Ich habe keine Frau."
"Aber Sie werden bald heiraten."
"Jane, Sie müssen bleiben."
"Um ein Nichts für Sie zu sein?"
Selbst die blumigen Worte des Romans klingen bei Wasikowska und Fassbender nicht gestelzt oder angestaubt. Überhaupt hat Regisseur Fukunaga Wert gelegt auf eine atmosphärisch dichte, möglichst authentische Jane Eyre. Indem er die Titelheldin fest einbettet in ihre Zeit, gelingt ihm eine faszinierende Charakterstudie, die subtiler ist als es eine moderne Deutung des Stoffs sein könnte. Diese Jane Eyre hat Identität und erfüllt nicht nur die Funktion einer frühen Ikone der feministischen Bewegung.
"Jane Eyre" von Cary Fukunaga - herausragend!
"Die Reise des Personalmanagers" von Eran Riklis
"Sag mal, glaubst du wirklich, dass ich mich darum reiße? ... Auf diese ganze Demütigungstour kann ich gern verzichten. Aber du fährst, oder? ... Die Frau hat da einen Jungen. Eine ganze Familie. Du kannst doch nicht einfach den Sarg ohne Begleitung schicken. ..."
Dem Personalmanager einer Jerusalemer Großbäckerei bleibt gar nichts anderes übrig. Seine Chefin hat ihn dienstverpflichtet, die Leiche einer aus Rumänien stammenden Mitarbeiterin in ihre Heimat zu überführen. Damit will sie das angekratzte Image des Unternehmens wieder aufpolieren, nachdem ein Zeitungsartikel den Manager zum Sündenbock abgestempelt hat. Denn die Einwanderin war bei einem Bombenattentat ums Leben gekommen. Und niemand hatte sich um die Tote gekümmert. Der Personalchef, der seinen Job schon seit Langem hasst und dem gerade ganz andere Dinge wie seine Scheidung durch den Kopf gehen, will die lästige Mission so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Doch die diffuse Familiensituation der Verstorbenen, die rumänische Bürokratie und nicht zuletzt das winterliche Wetter machen ihm einen Strich durch die Rechnung.
Dass "Die Reise des Personalmanagers", wie der israelische Regisseur Eran Riklis seinen Film genannt hat, zu einer Entdeckungsreise für seinen Protagonisten wird, dürfte nicht wirklich eine Überraschung sein. Insofern bewegt sich die Geschichte auf den ausgetretenen filmischen Pfaden eines typischen Road Movies. Dessen kuriose Ereignisse und Begegnungen spielen zu offensichtlich mit Klischees, wenngleich das Wechselspiel zwischen tragischen und komischen Momenten durchaus gelungen ist.
"Die Reise des Personalmanagers" von Eran Riklis - akzeptabel!
"Ich wünschte, das Leben für eine Frau wäre so wie das eines Mannes."
Ein freies, selbstbestimmtes Leben, wie es sich Jane Eyre wünscht, ist Mitte des 19. Jahrhunderts fern jeder Realität, die Gleichberechtigung von Frau und Mann noch eine Utopie. Die Begrenzung und Enge des Korsetts, in das sich Jane jeden Tag zwängt, spiegelt auch im viktorianischen Zeitalter die den Frauen zugedachte Rolle in der Gesellschaft. Eine Rolle, die dem Waisenmädchen Jane von frühester Kindheit anerzogen wird. Erst unter der Obhut ihrer Tante, später dann im Internat.
"Ich kann nicht akzeptieren, dass das, was hinter dem Horizont liegt, uns verschlossen bleibt. Ich war noch nie in einer Stadt. Ich habe noch nie mit einem Mann gesprochen und fürchte, mein Leben zieht an mir vorbei."
Trotz Jane Eyres starkem Verlangen nach diesem anderen Leben, das keineswegs im Widerspruch steht zu ihrer gleichzeitigen Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, wird sie nicht aufbegehren. Mit gerade einmal 18 Jahren tritt sie eine Stelle als Gouvernante auf Thornfield Hall an, um die Pflegetochter des Hausherrn Mr. Rochester zu unterrichten. Der zeigt sich von der ersten Begegnung an interessiert an seiner neuen Angestellten. Vor allem von Janes direkter Art ist er fasziniert.
"Ich beneide Sie."
"Wofür?"
"Für Ihre Offenheit. Für Ihre Unverdorbenheit. Mir hat das Schicksal übel mitgespielt, als ich so alt war wie Sie. Und da mir das Glück versagt blieb, habe ich stattdessen ein Recht auf Vergnügen. Und das nehme ich mir um jeden Preis."
"Das lässt Sie noch tiefer sinken."
Auch in den Momenten der Annäherung zwischen Rochester und Jane konzentriert sich Regisseur Cary Fukunaga ganz auf seine Protagonistin, die Mia Wasikowksa eindrucksvoll mit minimaler Mimik verkörpert. Vor allem die gemeinsamen Szenen mit Michael Fassbender als Rochester laufen - dank des zurückgenommenen Spiels - nie Gefahr, im Kitsch zu versinken. Denn wer Jane Eyre gelesen oder frühere Verfilmungen gesehen hat, weiß: Charlotte Brontës Geschichte schlägt noch einige melodramatische Haken, bevor Jane und Rochester zusammenkommen werden.
"Ich habe Sie kennengelernt, Mr. Rochester. Und es schmerzt mich zutiefst, von Ihnen fortgerissen zu werden.
"Warum müssen Sie dann fortgehen?"
"Wegen Ihrer Frau."
"Ich habe keine Frau."
"Aber Sie werden bald heiraten."
"Jane, Sie müssen bleiben."
"Um ein Nichts für Sie zu sein?"
Selbst die blumigen Worte des Romans klingen bei Wasikowska und Fassbender nicht gestelzt oder angestaubt. Überhaupt hat Regisseur Fukunaga Wert gelegt auf eine atmosphärisch dichte, möglichst authentische Jane Eyre. Indem er die Titelheldin fest einbettet in ihre Zeit, gelingt ihm eine faszinierende Charakterstudie, die subtiler ist als es eine moderne Deutung des Stoffs sein könnte. Diese Jane Eyre hat Identität und erfüllt nicht nur die Funktion einer frühen Ikone der feministischen Bewegung.
"Jane Eyre" von Cary Fukunaga - herausragend!
"Die Reise des Personalmanagers" von Eran Riklis
"Sag mal, glaubst du wirklich, dass ich mich darum reiße? ... Auf diese ganze Demütigungstour kann ich gern verzichten. Aber du fährst, oder? ... Die Frau hat da einen Jungen. Eine ganze Familie. Du kannst doch nicht einfach den Sarg ohne Begleitung schicken. ..."
Dem Personalmanager einer Jerusalemer Großbäckerei bleibt gar nichts anderes übrig. Seine Chefin hat ihn dienstverpflichtet, die Leiche einer aus Rumänien stammenden Mitarbeiterin in ihre Heimat zu überführen. Damit will sie das angekratzte Image des Unternehmens wieder aufpolieren, nachdem ein Zeitungsartikel den Manager zum Sündenbock abgestempelt hat. Denn die Einwanderin war bei einem Bombenattentat ums Leben gekommen. Und niemand hatte sich um die Tote gekümmert. Der Personalchef, der seinen Job schon seit Langem hasst und dem gerade ganz andere Dinge wie seine Scheidung durch den Kopf gehen, will die lästige Mission so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Doch die diffuse Familiensituation der Verstorbenen, die rumänische Bürokratie und nicht zuletzt das winterliche Wetter machen ihm einen Strich durch die Rechnung.
Dass "Die Reise des Personalmanagers", wie der israelische Regisseur Eran Riklis seinen Film genannt hat, zu einer Entdeckungsreise für seinen Protagonisten wird, dürfte nicht wirklich eine Überraschung sein. Insofern bewegt sich die Geschichte auf den ausgetretenen filmischen Pfaden eines typischen Road Movies. Dessen kuriose Ereignisse und Begegnungen spielen zu offensichtlich mit Klischees, wenngleich das Wechselspiel zwischen tragischen und komischen Momenten durchaus gelungen ist.
"Die Reise des Personalmanagers" von Eran Riklis - akzeptabel!