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Unterwegs mit Herzschrittmacher und E-Bike
136 Kilometer mit zwei Motoren

Wer einen Herzschrittmacher hat, muss auf Sport nicht verzichten. Diejenigen, die einen größeren Entdeckerradius brauchen, setzen auf ein E-Bike - und sind so doppelt elektrisch mobil. Ein Selbsttest in der Uckermark.

Von Dieter Bub |
    Allee in der Uckermark
    Unser Autor Dieter Bub traut sich mit Herzschrittmacher und E-Bike auch lange Touren in der Uckermark zu (Imago/F. Berger)
    "Ich bemühe mich noch einmal den Berg mit sandigen Passagen und mit Kopfsteinpflaster zu überwinden mit meinem fünfzehn Jahre alten Mountan-Bike, aber ich merke schon wie das immer schwerer wird - und wie ich kapitulieren und absteigen muss. Denn es wird immer komplizierter, wenn ich auch den nächsten Ort erreichen will. Ich würde es gar nicht mehr schaffen."
    Dieser Sonntagsspaziergang beginnt ausnahmeweise mit den Schlägen meines Herzens, das sich in einer guten Konstitution befindet - mit Hilfe ärztlicher Kunst. Ich hatte mich vor anderthalb Jahren schlapp gefühlt. Schuld daran waren eine sehr hohe Zahl von Sistolen, zusätzlich unregelmäßige Herzschläge, die von Spezialisten aufwändig beseitigt wurden. Danach die Entscheidung für einen Herzschrittmacher, der seither, wie Dr. Peter Bergmann assistiert, für Stabilisierung sorgt.
    "Das ist ein bisschen davon abhängig, welche Form der Rhythmusstörungen der Patient hat, warum er den Schrittmacher bekommen hat aber in diesem Fall ist die eigene Erregungsbildung im Herzen gestört, also die Herzfrequenz ist permanent zu niedrig. Das merkt man besonders bei sportlicher Aktivität und insofern ermöglicht der Schrittmacher eine normale körperliche Belastung und unterstützt auch eine sportliche Belastung und ist für diese Patienten auf jeden Fall hilfreich."
    Doppelt elektrisch mobil
    So entstand die Idee zu neuer Mobilität. Die Lösung war und ist ein E-Bike, ein Elektrofahrrad. Nun bin ich doppelt elektrisch mobil - mit Herzschrittmacher und E-Bike, ein Gefährt das, nach Stiftung Warentest, in sehr guter Qualität 1.750 Euro kostete.
    Nach ersten Probetouren im Herbst bin ich nun seit einem halben Jahr über weite Strecken unterwegs. Ohne große Mühe. So erfahre ich meine neue Heimat auf Entdeckertouren über Templin, Lychen und Fürstenberg, alle an einer Perlenschnur von Seen, erfrische mich im glasklaren kalten Stechlin, pausiere im Fontanehaus, besuche Schloß Rheinsberg, in dem Fallada seine zauberhafte Liebesgeschichte verfasste und erreiche am Abend Mirow und die Diemitzer Schleuse mit dem Kunsthof. Nach der Übernachtung bei Freunden mache mich einen Tag später auf den Rückweg. Eine Strecke von 136 Kilometern.
    Auf einem Steg am Oberuckersee kann man den Sonnenuntergang genießen
    Pause am Oberuckersee: An einem Steg kann man den Sonnenuntergang genießen (Imago/Margit Wild)
    Als nahes Ziel entscheide ich mich am Wochenende für Warnitz am Oberuckersee, eine Stunde von Berlin entfernt. Von unserem Hof sind es zwanzig Kilometer, für einen E-Biker wie mich ein kurzer Ausflug.
    Warnitz liegt am Radwanderweg Berlin-Usedom. Hier hat sich der Tourismusverein bereits früh auf den Verleih von E-Bikes eingestellt. Zunächst waren es zwei, mittlerweile sind es sechs, die ständig ausgebucht sind. Petra Buchholz bestätigt meine Erfahrungen:
    "Es ist ganz, ganz viel, dass die Leute sich absolut täuschen, dass die Uckermark ganz schön hügelig ist und dass man mit dem Wind kämpfen muss und viele Leute denken, sie sind noch nicht alt genug und wenn wir dann sagen, probieren sie es doch mal aus um den See, einfach nur Spaß, kommen ganz viele Leute zurück und sind hellauf begeistert."
    Besser nicht in die Stadt
    Begeistert, zufrieden war und ist Dittrich H. Aus der Nähe von Hamburg. Dabei hatte der 79-Jährige es sich früher nicht vorstellen können, so auf Kurzstrecken umzusatteln. Heute umrundet er den Oberuckersee:
    "Im Laufe der Jahre ist der Radius geringer geworden, altersbedingt. Ich bin früher auf Mallorca, Lanzarote, Zypern Rennrad gefahren. Da waren Touren um die 120/130 Usus. Hut fährt man natürlich Touren um 40 bis 50 Kilometer trotz E-Bike Unterstützung."
    Bei dem hohen Tempo, das elektrisch erzielt wird und einer Schaltung die große Aufmerksamkeit erfordert, rät Dittrich H. von Fahrten in der Stadt ab.
    "Man ist ja doch relativ schnell und die Mitfahrer können das nicht einschätzen - insbesondere Fußgänger, Autos die aus Ausfahrten kommen unterschätzen die Geschwindigkeit."
    Fit wie ein alter Turnschuh
    Im Gegensatz zu mir hat Dittrich H. keinen Herzschrittmacher. Dennoch kann ich mit ihm mithalten - auch nach ärztlicher Kontrolle.
    "Der gesundheitliche Zustand ist gut. Der Schrittmacher macht das, was er machen soll, unterstützt die Herzfrequenz und auch bei Belastung den Anstieg der Herzfrequenz, also ja, rundum ein zufriedenstellendes Ergebnis."
    So kann dieser Befund auch Ermunterung für andere Betroffene sein - mit Herzschrittmacher und E-Bike wieder fit wie ein Turnschuh, sagen wir, wie ein alter Turnschuh. Überall eröffnen sich so viele Möglichkeiten zwischen Friesland und Niederbayern. Und auch hier in der hügeligen Uckermark.