Am 1. August 1975 unterzeichneten sie dort zum Abschluss der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) ein beispielloses Abkommen. Besonders die darin festgeschriebenen Grundsätze·zur Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten ließen die Bürgerrechtsbewegungen im Ostblock erstarken - und wurden so zu einem Sargnagel des Sowjetimperiums.
Vermutlich wäre die Schlussakte von Helsinki nie zustande gekommen, hätte es Urho Kekkonen nicht gegeben. Der finnische Langzeitpräsident verschaffte sich mitten im Kalten Krieg Gehör beiderseits des Eisernen Vorhanges. Er freundete sich sogar mit dem sowjetischen Ministerpräsidenten Alexei Kossygin an - und gründete ein damals kühnes Verhandlungsforum für 35 Außenminister, darunter auch dem der USA.
Präsident Urho Kekkonen pochte auf Neutralität
Um die verfeindeten Machtblöcke zusammenzubringen, bediente sich Kekkonen auch unkonventioneller Methoden: Immer wieder lud er hochrangige sowjetische Vertreter zu vertrauensbildenden Gesprächen in seine Privat-Sauna ein. Westliche Hardliner sahen die "Sauna-Diplomatie" mit Skepsis, der Begriff der "Finnlandisierung" machte die Runde, man kritisierte den Ausverkauf westlicher Interessen durch den auf Neutralität pochenden konservativen Präsidenten.
Ist Finnland heute noch immer eine Blaupause für außenpolitische Neutralität und Zurückhaltung? Vor allem seit der Ukraine-Krise wachsen die Sorgen im Grenzland vor einer russischen Intervention. Tatsächlich könnte im Angriffsfall jeder Bürger Helsinkis unter der Erde Zuflucht finden. Ist es Zufall, dass die Stadt ihre unterirdische Infrastruktur ausbaut?
"Gesichter Europas "begeben sich auf Spurensuche in Finnland, unter anderem mit Jaakko Ilomieni, der als Vertrauter Kekkonens die Konferenz mit vorbereitete, sowie René Nyberg, dem früheren Botschafter in Moskau. Und natürlich im Saunaclub Helsinkis, der bis heute ein Treffpunkt für Diplomaten aus aller Welt ist.