Irgendwo in Afrika, 35 Jahre nach Ende des dritten Weltkriegs. Die Erde ist zur Wüste geworden. Die Menschen leben in unterirdischen Siedlungen. Die sind klinisch rein und wirken wie eine Aneinanderreihung von Laboratorien. Die Menschen, die hier leben, gekleidet in funktionaler, körperbetonter Wäsche, wirken emotionslos.
Das ist die Welt, die der Kurzfilm "Pumzi" zeichnet. Schnörkelloses Science-Fiction-Dekor - der Zuseher fühlt sich glaubhaft in die Zukunft versetzt.
Doch irgendetwas stimmt nicht in dieser keimfreien Postapokalypse. Es mangelt an Wasser. Es mangelt aber nicht an Überwachung. Und über allem steht die ökologische Zerstörung.
"Wir bekommen kein Angebot, darüber zu diskutieren, wie die Zukunft in Kenia verhandelt wird. Mit Emissionswerten, mit abgesteckten Nationalparks, und was das für die Leute vor Ort bedeutet. Da sind Filme wie Pumzi ganz wichtige Interventionen, weil die es uns ermöglichen diese Themen zu diskutieren."
Peggy Piesche arbeitet an der Uni Bayreuth und forscht zum Thema spekulative, zukunftsgewandte afrikanische Medien. Und damit auch über den afrikanischen Science-Fiction-Film.
"Pumzi" von der Regisseurin Wanuri Kahiu ist also eine Metapher. Gleichzeitig ein Diskussionsanstoß über Ressourcenverschwendung.
Als Pionier der afrikanischen Science-Fiction gilt der Regisseur Jean-Pierre Bekolo aus Kamerun. Ihm geht es nicht nur um direkte oder indirekte Systemkritik. Bekolo geht es um neue Blickwinkel.
"Ich meine es ist schon bemerkenswert welchen Einfluss gerade Hilfsstruktur bei uns haben. Die sagen uns, wann soundso viele Afrikaner an Aids oder Hunger sterben werden. Das sind die Zukunftsgedanken, mit denen wir konfrontiert werden. Aber das verbaut doch die Perspektive. Und als Filmemacher fühle ich mich aufgerufen, eine Zukunft zu zeigen, die so noch nicht thematisiert wurde."
2005 erschien Jean-Pierres Bekolos Film "Les Saignantes" - das heißt so viel wie: "Die Blutenden". "Les Saignantes" ist der afrofuturistische Klassiker.
Zwei Frauen in einem zukünftigen Afrika ziehen los um ein Land von seinen korrupten, sex- und machtbesessenen Männern zu befreien.
Akuter Geldmangel als Problem
Ein bisschen Futurismus, eine gute Portion Splatter und viel Irdisches brachte die Zensur in Kamerun auf den Plan. Kritik üben, auch im Schutze der Science-Fiction als Metapher, ist nicht ungefährlich in Teilen Afrikas. Ein weiteres Problem: Der Geldmangel!
"Wir sind nicht besonders frei in der Wahl unsere Themen. Das Geld kommt - wenn überhaupt - aus der westlichen Welt. Wir reden gerne von NGO-Filmen. Die werden von Entwicklungshilfeorganisationen unterstützt und die Filme müssen dann eine entwicklungspolitische Botschaft haben. Man ist da nicht besonders frei. Ich bin wenigstens mein eigener Produzent."
Reich wird Bekolo damit nicht. Zur Zeit lebt er in Berlin und genießt ein DAAD-Stipendium.
Afrikanische Science-Fiction ist minimalistisch
Die afrikanische Science-Fiction hat - schon wegen Geldmangel - etwas minimalistisches. Der Kurzfilm "Afronauts" von Frances Bodomo kokettiert regelrecht damit.
Sambia will eine Astronautin auf den Mond schicken. Parallel zum US-Apolloprogramm. SciFi ist hier Retrospektive. Das sambische Cape Canaveral ist eine Müllhalde in den Sanddünen. Die sambische Apollorakete ein Wellblechverschlag. Der sambische Neil Armstrong eine Frau, Matha.
Ein Albino. Die Mission kommt einer mystischen Opfergabe gleich. So mischen sich Mythos, Märchen und Science-Fiction. Eine Kombination, die Bekolo immer wieder erkennt in afrofuturistischen Filmen. Und nicht nur da.
"Was ist das Neue in 'Star Wars'? Wir kennen solche Geschichten in Afrika. Nehmen sie das Übermenschliche, das Supernatürliche. Wir nutzen das auch, nur die Umsetzung ist eine andere."
Was sicher auch mangelnden Budgets geschuldet ist. Es mangelt aber nicht an Fantasie und Kreativität. Der afrikanische Science-Fiction-Film ist ähnlich facettenreich wie der Kontinent mit seinen sehr unterschiedlichen Staaten, Problemen und Herausforderungen.