Havariekommando
Unweltministerin Lemke in Cuxhaven: Bund prüft Einsatz von Chemikalien gegen Ölkatastrophen im Meer

Um die Auswirkungen von Schiffsunfällen mit austretendem Öl im Meer zu begrenzen, prüft die Bundesregierung die Zulassung bestimmter Chemikalien.

12.07.2024
    Bundesumweltministerin Steffi Lemke steht an Bord eines Schiffes und lässt sich etwas erklären.
    Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90 / Die Grünen) im Gespräch mit einem Mitarbeiter des Havariekommandos in Cuxhaven. (Focke Strangmann / dpa / Focke Strangmann)
    Bundesumweltministerin Lemke sagte bei einem Besuch des Havariekommandos in Cuxhaven, bisher könne die Genehmigung für den Einsatz sogenannter Dispergatoren zur Streuung von Ölpartikeln nur in Ausnahmefällen erteilt werden.
    In der Nordsee sei der Einsatz von "Dispergatoren" im Küstenmeer innerhalb der Zwölf-Meilen-Zone bereits möglich - darüber hinaus allerdings nicht, betonte die Grünen-Poliktikerin. Ihr Ministerium arbeite derzeit gemeinsam mit dem Umweltbundesamt und dem Bundesamt für Naturschutz an einer Gesetzesänderung, die einen Einsatz dieser Chemikaliengemische in der ausschließlichen Wirtschaftszone unter bestimmten Voraussetzungen erlauben würde. Einen Zeitplan für eine mögliche Ausweitung nannte Lemke nicht.

    Wie funktionieren "Dispergatoren"?

    Die ausschließliche Wirtschaftszone eines Landes umfasst das Gebiet ab der Küstenmeergrenze bis zur Grenze von 200 Seemeilen. Mit dem Einsatz von "Dispergatoren" auch in dieser Zone könnten Schäden durch Öl und andere Schadstoffe künftig begrenzt werden. Dabei müsse jedoch eine sorgfältige Abwägung zwischen Schaden und Nutzen getroffen werden, betonte Lemke. 
    Die Chemikalien lösen Ölteppiche auf und führen zu einer Feinverteilung des Öls im Wasser. Das Öl verschwindet also nicht, sondern wird breiter verstreut. Dies könne, wie ein Sprecher des Ministeriums erläuterte, Tiere wie Seevögel entlasten, aber auch langfristige Auswirkungen im Meer haben. "Es schädigt Meeresorganismen", erklärte Lemke. Die "Dispergatoren"sollen deshalb unter anderem nur dann eingesetzt werden, wenn eine mechanische Aufnahme des Öls nicht mehr möglich ist. 

    Verstärkte Gefahr von Ölkatastrophen

    Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine haben Öl- und Gastransporte auf dem Seeweg zugenommen. Dadurch steige auch das Unfallrisiko - mit möglichem Austritt von Schadstoffen, erklärte Lemkes Ministerium weiter.
    Der Leiter des Havariekommandos, Renner, begrüßte die mögliche Ausweitung von Dispergatoren. Es sei eine "hochsensible Thematik", könne aber helfen, um etwa das Wattenmeer nach einer Havarie vor angetriebenem Öl zu schützen, sagte Renner. 
    Diese Nachricht wurde am 12.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.