Wie ist die aktuelle Lage in Griechenland?
Die Regenmengen in Mittelgriechenland sind sehr ungewöhnlich. In der Ortschaft Zagora wurden mehr als 750 Liter pro Quadratmeter gemessen, das ist etwa das Vierfache der Regenmenge, die beim Ahrtal-Hochwasser gefallen sind. Inzwischen ist der Regen abgezogen, das Tiefdruckgebiet könnte sich aber über dem Mittelmeer erneut mit Regenwolken füllen und über Nordafrika zu starken Unwettern führen.
Die Pegelstände steigen vielerorts weiter, wenn das Wasser in tieferen Lagen zusammenfließt. Hubschrauber versuchen, bisher von der Außenwelt abgeschnittene Dörfer zu erreichen, die Rettungsarbeiten laufen. In weiten Gebieten ist die Wasser- und Stromversorgung ausgefallen. Wie groß die Schäden sind, ist noch nicht abzusehen.
Wie kam es dazu?
Ursache der extrem starken Regenfälle ist eine Omega-Wetterlage. Die Bezeichnung kommt vom letzten Buchstaben des griechischen Alphabets. Über Mitteleuropa liegt ein stabiles Hoch, östlich und westlich davon Tiefdruckgebiete, die sich ebenfalls nur langsam bewegen.
Ein Tief stieß in Griechenland auf ungewöhnlich warmes Wasser im Mittelmeer. Hitze sorgt dafür, dass sich große Wassermengen in Wolken sammeln, Voraussetzung für große Regenmengen. In der betroffenen Region in Griechenland sind sie auf Gebirge gestoßen, was das Abregnen verstärkte und auf eine begrenzte Region konzentrierte. Allerdings gab es auch in der Türkei und Bulgarien extrem starken Regen.
Welchen Zusammenhang zum Klimawandel gibt es?
Die weltweite Erwärmung hat zumindest dazu beigetragen, dass die Regenkatastrophe so groß werden konnte. Die Meere erwärmen sich, das gilt in diesem Jahr ganz besonders für das Mittelmeer.
Die Klimaerwärmung sorgt vermutlich auch dafür, dass sich eine einmal etablierte Wetterlage lange hält. Vor der Katastrophe herrschte in Griechenland lange Zeit ungewöhnliche Hitze mit großen Waldbränden. Solche Hitzewellen werden durch den Treibhauseffekt schwerer und häufiger.
Sind noch mehr solcher Unwetter zu erwarten?
Die Bedingungen für solche Unwetter bestehen fort und zwar im gesamten Mittelmeerraum. Noch immer ist das Wasser ungewöhnlich warm, für den Herbst ist mit weiteren, ungewöhnlich schweren Unwettern zu rechnen.
Möglich sind auch Medicanes. Das sind Wirbelstürme, die an Hurrikans über dem Atlantik erinnern. Das Mittelmeer enthält durch die Wärme trotz seiner geringen Ausdehnung genügend Energie für solche Stürme.
Ist diese Häufung von Hitzewellen und Unwettern jetzt der neue Normalzustand?
Nein. Ein Normalzustand wäre etwas Stabiles. Doch solange die Menschen zusätzliche Treibhausgase in die Luft blasen, wird es wärmer und mit jedem Zehntelgrad Erwärmung immer schlimmer: Forschende erwarten deshalb für die Zukunft immer intensivere Hitzewellen, Stürme und Starkregen-Ereignisse.
Ein neuer Normalzustand stellt sich erst ein, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen komplett auf null heruntergefahren worden ist. Die Weltgemeinschaft hat sich vorgenommen, dies zur Mitte dieses Jahrhunderts zu erreichen. Bisher reichen die Bemühungen dafür aber bei weitem nicht aus. Selbst wenn es gelingt, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wird die Häufigkeit und Intensität von Extremwetter-Ereignissen weiter stark zunehmen.