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Unwetter in Deutschland
Weitere Soforthilfen für geschädigte Gebiete

Am Wochenende gab es wieder starke Unwetter über Teilen Deutschlands. In Nordrhein-Westfalen wurde der Regionalverkehr nach Belgien eingestellt, zuvor war bereits das Musikfestival "Rock am Ring" in Rheinland-Pfalz vorzeitig abgebrochen worden. In Bayern sollen Bundeswehr-Soldaten die Helfer ab heute bei den Aufräum-Arbeiten entlasten.

Von Anke Petermann |
    Helfer beräumen am 05.06.2016 den Keller eines Hauses in Simbach am Inn (Bayern) vom Schlamm, den sie mit einer Schubkarre abtransportieren. In der Stadt im Landkreis Rottal-Inn hatte eine Flutwelle sieben Todesopfer gefordert.
    Aufräumarbeiten in Simbach am Inn (Bayern). (dpa/picture alliance/Andreas Gebert)
    Im baden-württembergischen Aichwald bei Esslingen wurde ein Zwölfjähriger vom Blitz getroffen und lebensgefährlich verletzt. Er hatte am Rande eines Kinderfests auf einem Sportplatz gespielt. Angefangen hatte das Unwetter-Wochenende am Freitagabend mit Starkregen und Blitzeinschlägen in der Eifel, genau zu Beginn des Festivals "Rock am Ring". Auf dem alten Flugplatz Mendig erlitten rund 80 Menschen Stromverletzungen, teilweise schwere und in einem Fall lebensgefährliche. Anlass für den rheinland-pfälzischen Innenminister, nach einer längeren Unterbrechung der Konzertreihe zu empfehlen,
    "dass wir für dieses Jahr das Konzert abbrechen. Sicherheit geht vor, und da kann es nichts zu diskutieren geben. Wir dürfen diesen vielen Verletzten keine weiteren hinzufügen. Da bin ich ganz eindeutig."
    In der Nacht zum Sonntag gab Veranstalter Marek Lieberberg auf Weisung der Verbandsgemeinde Mendig das vorzeitige Aus für Rock am Ring bekannt – kein Anlass zum Jubeln für die Fans.
    Dennoch zollten viele Lieberberg Anerkennung dafür, dass er am Samstag Abend nach erneuten Gewittern noch hochkarätige Konzerte ermöglicht hatte. Der Konzertveranstalter selbst sprach von höherer Gewalt und klagte, dass man sich der Anordnung habe beugen müssen. Manche kritisierten ihn dafür und hätten sich zum Schutz der Fans eine frühere Absage aus freien Stücken gewünscht.
    - "Die Ereignisse von Freitag waren einfach schon krass, hätte man sagen können, o.k., gut, muss man die ganze Sache abblasen."
    - "Bevor da noch mehr Verletzte rumliegen oder irgendwer doch nicht wiederbelebt werden kann."
    Viele Schulen in Bayern bleiben geschlossen
    So Fans im SWR. Wer nicht vorzeitig abgereist war, musste bis gestern Mittag das Gelände räumen. Danach gingen über ganz Rheinland-Pfalz bis in die Nacht weitere Unwetter nieder. Auch weiter nördlich in NRW schüttete es. Auf der Bahnstrecke Aachen Lüttich wurde am Abend der Regionalverkehr nach Belgien eingestellt. Auch im nordbayrischen Aschaffenburg wurden Straßen unterspült und gesperrt. Im niederbayerischen Simbach regnete es nicht mehr. Dort bleiben aber nach den schweren Überschwemmungen die Schulen die ganze Woche geschlossen, so das Landratsamt Rottal-Inn. Am Wochenende halfen Tausende von Freiwilligen aus ganz Bayern, den Schlamm aus Häusern und Straßen zu schaufeln. Kritik gab es an mangelnder Koordination.
    "Jedes Bierzelt in Bayern oder Österreich ist besser organisiert, als das, was da abläuft."
    So ein Betroffener gegenüber dem Bayrischen Rundfunk. Heute sollen hundert Bundeswehr-Soldaten Helfer vom Dauereinsatz entlasten. 500 Häuser, so schätzt der Landrat von Rottal-Inn, sind möglicherweise unbewohnbar. Der Schaden könnte eine Milliarde erreichen. Bei einem vor-Ort-Besuch versprach Bayerns Ministerpräsident Seehofer weitere Gelder. Morgen will sein Kabinett zusätzlich zu den 1.500 Euro-Soforthilfe pro Kopf weitere Unterstützung beschließen Dem BR sagte der Regierungschef:
    "Ich will jetzt nicht der Region zumuten, dass wir acht Wochen mit Berlin verhandeln, ob was geht oder nicht."
    Pegel sinken wieder
    In Oberbayern hob das der Landkreis Weilheim-Schongau den Katastrophenfall für das Gebiet um die bayerische Gemeinde Polling auf. Dort sanken die Pegel. Einsatzkräfte pumpten das Wasser ab und stabilisierten einen Damm. Rund hundert Haushalte und Unternehmen waren betroffen.
    Anders als in Bayern sollen in Braunsbach und anderen Hochwasser-geschädigten Gebieten Baden-Württembergs Einzelfälle exakt überprüft und die Soforthilfen abhängig vom Einkommen gemacht werden, bemängelt die Heilbronner Stimme. Weiterhin verschärfte Regen die Lage in ohnehin überspülten Regionen. Örtlich drohen weitere Gewitter.