Klemens Kindermann: Windows 10 wird bald ein Jahr alt. Zum Geburtstag gibt es ein umfangreiches Update durch den Microsoft-Konzern. Mein Kollege Stefan Römermann hat heute Vormittag von Berlin aus die Sendung "Marktplatz" in unserem Programm moderiert. Ihn begrüße ich im Berliner Funkhaus. - Herr Römermann, wie sehen die Hörerinnen und Hörer diese Chance zum kostenlosen Update?
Stefan Römermann: Die sehen das durchaus durchwachsen. Das hängt ein bisschen davon ab, ob sie das System selber überhaupt schon installiert haben, oder ob sie nur immer diese Werbebanner sehen, die eingeblendet werden unter Windows. Wer es installiert hat, der hat oft sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir hatten eine Dame im Programm, die hatte gesagt, das ist das beste Betriebssystem, das sie je hatte. Die war wirklich begeistert. Andere Hörer haben auch über Probleme berichtet. Da haben dann mal Gerätetreiber gefehlt, oder manche Spezialprogramme, die dann vielleicht doch nicht funktionieren. Relativ einhellig ist allerdings der Ärger über diese Werbebanner, die ich gerade schon erwähnt habe. Die poppen ja teilweise sehr aggressiv auf. Da heißt es dann manchmal sogar, der Termin für das Update ist schon eingeplant, und ich kann es eigentlich gar nicht richtig wegklicken. Das empfinden viele Menschen schon als sehr, sehr störend, das kann man schon sagen.
Kindermann: Sie hatten ja nicht nur Hörerinnen und Hörer in der Sendung, sondern auch Experten. Wie haben die denn dieses Update von Windows 10 beurteilt?
"Mann muss als Nutzer sehr genau schauen, was man da anklickt bei der Installation"
Römermann: Gerade diese Werbefenster, die empfanden die Experten auch als extrem störend. Das sind ja fast schon Drückermethoden, möchte man fast sagen, wie man sie nur von unseriösen Zeitschriftenwerbern eigentlich kennt. Dabei sei das eigentlich gar nicht nötig, war die Aussage von meinen Experten, denn eigentlich ist Windows 10 ein ziemlich gutes Betriebssystem, so das Urteil. Aber es gibt ein paar kleine Einschränkungen. Man muss als Nutzer tatsächlich sehr genau schauen, was man da anklickt bei der Installation. Ansonsten, wenn man die Expresseinstellung, diese bequeme Vorauswahl nimmt, dann hat man sich als Nutzer schon sehr gläsern gemacht. Dann überträgt man eine ganze Menge Daten an Microsoft-Server, die man vielleicht gar nicht übertragen möchte. Das ist jetzt nicht unbedingt böse; es geht aber darum, dass viele praktische Funktionen auch Daten benötigen, und da muss man dann selber als Nutzer genau gucken, möchte ich das nutzen, möchte ich mich so nackt machen, oder eher nicht.
Kindermann: Wenn wir vielleicht noch den Blick weiten und auf die Unternehmen gehen. Kann man eigentlich sagen, wie die Firmen, gerade auch die kleinen und mittleren, diesen Umstieg auf Windows 10 und die neue Version bewältigen?
Römermann: Ganz genaue Zahlen gibt es da nicht. Aber es haben schon eine ganze Reihe Unternehmen das tatsächlich getestet und auch positive Erfahrungen damit gemacht. Trotzdem, es gibt in der Unternehmens-IT immer ein Sprichwort: Never touch a running System, ändere nichts, wenn das System läuft. Unternehmen sind da traditionell ziemlich konservativ. Man weiß ja nie, was da mit diesen neuen Programmen alles kommt. Insgesamt sind die Unternehmen aber Windows 10 gegenüber aufgeschlossener als, ich sage mal, Windows 8 gegenüber, da das System auch tatsächlich etwas stärker auf die Anforderungen von Nutzern am Bildschirm ausgerichtet ist. Viele Unternehmen arbeiten am Umstieg, aber das wird sich wohl noch ein bisschen hinziehen. Das ist aber auch nicht tragisch, denn das kostenlose Update-Angebot, das betrifft Firmen gar nicht, da die klassischen Unternehmenslizenzen davon gar nicht betroffen sind. Die können wirklich ganz in Ruhe schauen.
Kindermann: Die Sendung "Marktplatz" heute zu Windows 10 - ich habe gesprochen mit dem Moderator der Sendung, mit meinem Kollegen Stefan Römermann. Vielen Dank nach Berlin!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.