"Also bei uns darf jeder mitmachen. Ich führe eine Warteliste, das geht einfach nach der Reihenfolge der Anmeldung. Sonst haben wir kein Kriterium."
An der Münchner Silberdistelstraße, Ecke Weinbergerstraße zeigt Martin Hofmann auf einen halben Hektar Feld, begrenzt von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Ein Feld im Süden von München, 5.500 Quadratmeter groß. Ein typischer Münchner Krautgarten. An Nachmittagen herrscht hier seit einigen Tagen Hochbetrieb, sagt Hofmann, der das Feld ehrenamtlich verwaltet. Am Wochenende trafen sich Münchner Bürger und durften sich um ein kleines Stück Feld für ein Jahr bewerben:
"Es gibt da verschiedene Loskreise: 60er Parzellen, 40er Parzellen, Randparzellen, 20er Parzellen. Und je nachdem, wie sich die Leute angemeldet haben, können sie ein Los ziehen und wir fangen dann - die Mitglieder sind ja alphabetisch geordnet - einmal von oben und einmal von unten, dann ist da eine Gerechtigkeit da."
Hofmanns Warteliste wird mit jedem Jahr länger. Zu wissen, dass der Salat ohne chemischen Dünger und nach ökologischen Kriterien gewachsen ist, ist den Bürgern immer wichtiger. Für einige ist es auch eine Therapie, für andere wirtschaftlich notwendig.
19 Krautgärten, in ganz München verteilt, werden von rund 4.000 Münchner Bürgern von April bis Oktober bewirtschaftet. Der zuständige Partner im städtischen Planungsreferat Hans Ernstberger sucht immer wieder nach neuen Flächen und das ist gar nicht so einfach.
Anders als in anderen deutschen Großstädten herrscht vor allem in München extremer Platzmangel. Eigentlich muss sein Referat vor allem Bauflächen für Wohnungen suchen. Doch die Stadt hat den Wert des Urban Gardening für sich erkannt. Im Münchner Süden, so hofft er, könnten bald noch mehr Bürger ihren eigenen Salat, Kartoffeln oder Tomaten anpflanzen:
"Also der Trend ist ja erkennbar, das Bedürfnis in der Bevölkerung, dass es gewünscht wird, der Geschosswohnungsbau nimmt zu. Wir sehen das als Verpflichtung, darauf zu reagieren und nach Möglichkeit da Möglichkeiten zu schaffen."
Einmal im Jahr treffen sich die Krautgartler bei Hans Ernstberger im städtischen Planungsreferat, sie berichten von Erfolgen, aber auch von Misserfolgen. So locken die Bürgergärten Diebe an oder Hunde, nicht oft, aber doch ärgerlich für die Hobbykrautler. Dennoch dürfen laut Bestimmung keine Zäune gezogen oder die Gärten anderweitig geschützt werden. Das Prinzip lautet: Die Flächen sind Felder und bleiben es auch. Nur einjährige Pflanzen, keine Geräteschuppen, kein Klohäuschen. Einzig ein Kompost kann während des Frühjahrs und Sommers angelegt werden, aber auch er muss im Herbst geräumt sein.
Einmal im Jahr treffen sich die Krautgartler bei Hans Ernstberger im städtischen Planungsreferat, sie berichten von Erfolgen, aber auch von Misserfolgen. So locken die Bürgergärten Diebe an oder Hunde, nicht oft, aber doch ärgerlich für die Hobbykrautler. Dennoch dürfen laut Bestimmung keine Zäune gezogen oder die Gärten anderweitig geschützt werden. Das Prinzip lautet: Die Flächen sind Felder und bleiben es auch. Nur einjährige Pflanzen, keine Geräteschuppen, kein Klohäuschen. Einzig ein Kompost kann während des Frühjahrs und Sommers angelegt werden, aber auch er muss im Herbst geräumt sein.
"Also wir haben insgesamt an die hundert, hundertfünfzig Sorten Gemüse und Kräuter hatten wir letztes Jahr und das wird in diesem Jahr auch wieder so sein."
Der Gemeinschaftsgarten "o'pflanzt is" setzt, anders als die Krautgärten, auf spontane Freiwillige, sagt Martin Rasper. Dienstags, donnerstags und an Wochenenden, direkt am Olympiapark, neben einer vierspurigen Straße laden er und seine Kerntruppe von 30 Leuten alle Münchner ein, in den selbst gebauten Hochbeeten Pflanzen zu hegen und zu pflegen. Der Autoverkehr oder die städtische Feinstaubbelastung störten da nicht, so Rasper:
"Wir sind ja nicht direkt dran, sondern haben jetzt 30, 40 Meter Luftlinie Abstand und beim Straßenverkehr zählt jeder Meter. Das Blei ist raus aus dem Benzin, das war eine der größten Schädigungen. Bei den Abgasen ist es so: Die leichtflüchtigen Abgase steigen sehr schnell noch oben, die anderen schlagen sich seitlich nieder. Trotzdem ist das ein Punkt, den man natürlich im Auge behalten muss, ja."
Das Münchner "Garteln in der Stadt" - Urban Gardening - hat sich inzwischen deutschlandweit herumgesprochen. Immer wieder stellt Ernstberger es in anderen Kommunen vor, wie kürzlich in Bochum. Patenschaften für kleine Grünflächen, Gemeinschaftsgärten, Therapiegärten, dazu eine Saatgut-Tauschbörse und ein Experimentiergarten bietet München an.
Wenn es nach der Stadt ginge, dann würde jedes Jahr zumindest ein neuer Krautgarten hinzukommen:
"Unser Ziel ist, pro Jahr einen neuen Standort zu entwickeln, die Nachfrage ist groß. Ich denke nicht, dass sich da was in den nächsten Jahren ändern wird. Wir sind immer am Suchen nach neuen Flächen und bisher hat es ganz gut geklappt, diesem Ziel näher zu kommen."