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Urlaub auf Rhodos
Die Licht- und Schattenseiten des Pauschaltourismus

Die griechische Insel Rhodos lebt fast ausschließlich vom Tourismus. Auf 150.000 Einwohner kommen etwa 2,5 Millionen Touristen im Jahr - überwiegend Pauschaltouristen mit begrenztem Reisebudget. Für internationale Investoren ist es ein Milliardengeschäft. Anders sieht es für die lokale Wirtschaft aus.

Von Rodothea Seralidou |
Touristen sitzen unter Sonnenschirmen und auf Liegen am Strand von Rhodos-Stadt.
Letztes Jahr brachte der Reiseveranstalter TUI fast drei Millionen Touristen nach Griechenland, einen Großteil davon nach Rhodos (picture-alliance / dpa / Friedel Gierth)
Der Flughafen "Diagòras" auf der griechischen Insel Rhodos, benannt nach dem gleichnamigen Olympioniken der griechischen Antike. Kabel hängen von der Decke, ein Gepäckband ist außer Betrieb, es wird gebohrt und geschraubt. Und das mitten im Hochsommer, in der wichtigsten Zeit für den griechischen Tourismus. Über zwei Millionen ausländische Besucher hat die Insel im Jahr, die meisten von ihnen im Sommer. Der erste Eindruck sei da im Moment alles andere als einladend, sagt Andonis Eleftheriadis von der Gewerkschaft des Flughafenpersonals. Der Fluglotse überquert einen Teil der Außenfläche des Flughafens, vorbei an Flugzeugen, Passagieren und Flughafenschleppern:
"So etwas ist gefährlich, aber nur so komme ich momentan zu meinem Arbeitsplatz, dem Kontrollturm. Der ganze Flughafen ist eine riesige Baustelle. Überall liegen Baumaterialien herum. Natürlich kann nichts wie durch Zauberhand von heute auf morgen fertig werden, aber hier wollte man einen ganzen Flughafen innerhalb weniger Monate von Grund auf erneuern. Du musst kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass das nicht funktionieren wird. Dabei ist der Flughafen das erste und letzte, was ein Besucher unserer Insel sieht. Vielleicht kommt er danach nie wieder."
Den Betrieb des Flughafens von Rhodos hat seit zwei Jahren der deutsche Flughafenbetreiber Fraport übernommen. Insgesamt 14 griechische regionale Flughäfen sind an den Frankfurter Konzern gegangen im Rahmen des Privatisierungsprogramms, auf das sich das krisengeschüttelte Land mit den internationalen Geldgebern in den vergangenen Jahren einigte. 1,2 Milliarden Euro musste Fraport dafür zahlen, mit der Verpflichtung, umfassende Modernisierungsarbeiten zu tätigen.
Fraport: 35 Millionen für Renovierung des Flughafens von Rhodos
Auf Rhodos haben die Arbeiten vergangenen Oktober begonnen, es wurde die Landebahn neu asphaltiert, das alte Flughafengebäude wird von Grund auf renoviert, daneben wird ein neues Gebäude erbaut. Doch die anfängliche Planung, alles noch vor Saisonbeginn fertig zu stellen, konnte Fraport nicht einhalten. Auf Anfrage des Deutschlandfunks verwies der Konzern auf ein Interview des Fraport-Managers Alexander Zinell in der Zeitung "Dimokratiki", der lokalen Zeitung von Rhodos, vom vergangenen Juli. Darin sagt Zinell -Zitat:
"Es ist normal, dass dadurch, dass die Arbeiten gleichzeitig zum Flughafenbetrieb stattfinden, ein kleines Durcheinander entsteht, aber es handelt sich hier um eine Investition von enormer Wichtigkeit für die Infrastruktur des Flughafens von Rhodos."
Mehr als 35 Millionen Euro wird Fraport allein in die Renovierung dieses Flughafens investieren. Für die Nichteinhaltung des ursprünglichen Zeitrahmens seien externe Faktoren verantwortlich.
Menschen am Terminal am Flughafen Rhodos
Terminal am Flughafen Rhodos (imago / Aviation-Stock)
"Als wir mit den Arbeiten am Flughafen "Diagoras" begonnen haben, haben wir entdeckt, dass die Menge an verbotenem Asbest zehnmal größer war als ursprünglich gedacht. Wir haben zwei Monate gebraucht, um den Asbest komplett zu entfernen, mit den modernsten Methoden. Nachdem das Material in spezielle Container geladen wurde, wurde es ins Ausland gebracht, für seine richtige und sichere Entsorgung. Wir nähern uns nun der Endphase der Verwandlung des Flughafens und seiner Überreichung an die Einwohner von Rhodos und an seine Besucher. Das bedeutet nicht, dass wir uns beeilen werden, mit der Arbeit fertig zu werden. Wir machen keine Abstriche - alles, was wir umsetzen, wird mit Verantwortungsbewusstsein und Professionalität gemacht."
Veraltete Technik im Kontrollturm
Ob am Ende tatsächlich die Insel und ihre Einwohner vom neuen Flughafen profitieren werden, bleibe noch abzuwarten, sagt Andonis Eleftheriadis. Er ist misstrauisch, vermutet, dass Fraport nur am eigenen Profit interessiert ist. Dass der griechische Staat gewinnbringende Flughäfen wie den von Rhodos überhaupt an Fraport abtreten musste - der Fluglotse kann es nicht verstehen. Schließlich hätte es auch Alternativen gegeben:
"Für alles, was du an einem Flughafen machen willst, gibt es europäische Hilfsgelder. Die Einnahmen kommen von der Luftverkehrssteuer, jede Airline zahlt da ein. Doch der griechische Staat hat solche Gelder nie genutzt, mit dem Ergebnis, dass die Flughäfen veraltet sind."
Routiniert gibt Andonis Eleftheriadis den ankommenden Flugzeugen Anweisungen. Auch wenn Fraport den Flughafen modernisiert, sein Arbeitsplatz wird wohl veraltet bleiben. Anders als beim Terminal und der Landebahn bleibt beim Kontrollturm die Verantwortung beim griechischen Staat. Und der zeige weiterhin kein Interesse daran, die alte Technik gegen eine neue auszutauschen. Eleftheriadis zeigt auf die vielen Knöpfe.
"Ich habe vor mir ein altes System aus dem Jahr 1997, heute sind wir im Jahr 2019. Wir kämpfen, um die Geräte am Laufen zu halten, haben Schwierigkeiten, Ersatzteile zu finden. Und wir brauchen weitaus mehr Personal. Wir sind 17 Kollegen, dabei sind 36 nötig. Wir versuchen trotzdem, die Arbeit zu stemmen, das hat nichts mit Fraport zu tun, das hat mit der griechischen Flugsicherheitsbehörde zu tun."
600 TUI-Charterflieger landen pro Woche in Griechenland
Und die ist und bleibt staatlich. Vorm Fenster ist eine Maschine des deutschen Reiseveranstalters TUI zu sehen, die gerade gelandet ist: Menschen jeden Alters, vor allem aber junge Familien in Sommerklamotten und Handgepäck, strömen aus dem Flugzeug. Das börsennotierte Unternehmen ist der größte Reiseveranstalter in Griechenland - nicht nur auf Rhodos: 600 mal landen TUI-Flugzeuge auf griechischen Flughäfen wöchentlich. Die 17 Kreuzfahrtschiffe des Konzerns legen alle auch an griechischen Häfen an.
Letztes Jahr brachte TUI fast drei Millionen Touristen ins Land, einen Großteil davon nach Rhodos, zum Beispiel ins 5-Sterne-Hotel Atlantica Imperial. Der Hotel-Manager Vangelis Vassiliou ist sichtlich stolz darauf. Vassiliou, vierzig Jahre alt, braun gebrannt, sitzt auf der Terrasse eines der vier Restaurants des Luxus-Hotels und beschreibt den Ausblick:
"Wir befinden uns in einer Bucht, die direkt am Strand liegt, eine schön ausgebreitete grüne Fläche mit sehr vielen Bäumen, die natürlichen Schatten bieten, die Hotelanlage dahinter mit den verschiedenen Restaurants. Und es ist sehr, wenn man hier das blaue Meer sieht, einfach das Szenario von einem kleinen Paradies auf Erden."
Ein unglaublich ruhiges noch dazu: Denn das Hotel ist ein Adults-Only-Hotel, ein Hotel nur für Erwachsene. Die Gäste, überwiegend Paare, liegen entspannt unter Palmen an einem der vielen Pools oder am Sandstrand des Hotels. Tobende Kinder, lautes Lachen oder Geschrei - in diesem Urlaubsresort Fehlanzeige. Hier geben die Zikaden den Ton an. Für Familien habe der deutsche Reiseveranstalter ein eigenes Angebot, erklärt Barbara Kirchner, TUI-Sprecherin für Ost- und Nordgriechenland.
Sechs neue Hotels in diesem Jahr eröffnet
"Wir haben verschiedene Konzepte, auf Familien zugeschnitten, wie unsere Family-Live-Hotels. In den Familien-Live-Hotels gibt es eine spezielle Animation und spezielle Maskottchen, die dann da um den Pool laufen. Und wenn es den Kindern gut gefallen hat, dann wollen sie oft auch im nächsten Jahr ihren Urlaub wieder in diesem Rahmen verbringen."
Urlaub als Massenprodukt? Das Konzept des Pauschaltourismus geht auf und ist ein Riesengeschäft. 2018 hat TUI einen weltweiten Umsatz von 18,5 Milliarden Euro gemacht. Allein in Griechenland hat der Gigant unter den internationalen Reiseveranstaltern 49 Hotels, sechs davon wurden allein dieses Jahr eröffnet, weitere sind in Planung.
"Auch auf Rhodos haben wir eine starke Position, da sind die britischen Touristen die stärkste Nationalität, gefolgt von den deutschsprachigen Ländern und dann aber auch schon die Skandinavier."
In den letzten Jahren hätten auch immer mehr Osteuropäer Griechenland als Reiseziel entdeckt, so Kirchner. Doch inwieweit profitiert auch die lokale Wirtschaft von den Pauschaltouristen, die über die großen Reiseunternehmen ihren Urlaub buchen? Verlassen sie überhaupt das Hotel?
"Wir sind sehr daran interessiert, den Gästen das Urlaubsland zu zeigen. Das heißt, wir bieten Ausflüge an. Und bei diesen Ausflügen legen wir eben sehr viel Wert darauf, dass wir nachhaltig sind. Das heißt, wir besuchen da kleine Familienunternehmen und das Restaurant ist ein lokales Unternehmen hier, das durch uns dann unterstützt wird. Natürlich aber auch die ganzen Zulieferer. Und unsere ganzen Partner hier sind alles lokale Unternehmen. Und insofern unterstützen wir die lokale Wirtschaft sehr."
All-Inclusive-Angebote machen lokalen Händlern Geschäft kaputt
Viele griechische Händler und Gastronomen beschreiben eine andere Realität. Zum Beispiel in der Altstadt von Rhodos, sie ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Ägäis-Insel. Ein Unesco-Weltkulturerbe, in dem die Architektur verschiedener Epochen von der griechischen Antike über das Mittelalter bis zur Osmanischen Zeit harmonisch ineinanderfließt. In den malerischen Gassen tummeln sich Touristen aus der ganzen Welt. Gerade das All-Inclusive-Angebot in vielen Hotels, aber auch auf den anlegenden Kreuzfahrtschiffen, mache ihnen das Geschäft kaputt, sagt der 43-jährige Imbissbesitzer Tzoulis Machramás.
"Schauen Sie, es sind gerade drei Kreuzfahrtschiffe am Hafen. Aber die Geschäfte sind leer. Bei uns bestellen die Kunden höchstens einen Salat, und den teilen sie sich auch noch zu zweit. Wir schenken ihnen dann noch ein Sprudelwasser, damit sie ihr Essen vom All-Inclusive-Buffet besser verdauen können. Dann gehen sie noch auf unsere Toilette und gehen."
Machramas ist zynisch und sichtlich genervt. Sein Gyros-Laden liegt am zentralen Platz der Altstadt, trotzdem liefen die Geschäfte schlecht. Dabei kostet eine Gyros-Pita bei ihm lediglich drei Euro.
Die historische Altstadt von Rhodos ist ein Touristen-Magnet
Die historische Altstadt von Rhodos ist ein Touristen-Magnet (imago /PEMAX)
"Ich habe insgesamt vier Geschäfte, drei davon hier in der Altstadt. Das vierte Lokal arbeitet mit griechischer Kundschaft, aber auch da ist der Umsatz in den letzten Jahren stark eingebrochen - wegen der Krise. Die Einheimischen haben kein Geld mehr. Aber die Ausgaben laufen. Ich zahle allein für dieses Gyros-Geschäft 2.500 Euro Monatsmiete, muss die Angestellten bezahlen, die Sozialabgaben abführen. Wenn du dir all das vor Augen führst, kannst du nachts nicht mehr schlafen."
Machramas' Tochter studiert und sein Sohn ist auch bald mit der Schule fertig, sagt der Unternehmer. Anders als er sollen sich seine Kinder aber nicht mit dem Tourismus beschäftigen, sagt er. Auch wenn es schwer ist:
"Hier auf Rhodos dreht sich alles nur um den Tourismus. Wenn du zum Beispiel Bauer bist und es kommen keine Touristen, wirst du auch dein Obst oder Gemüse nicht verkaufen. Meine Kinder aber sollen all dem, wenn möglich, entkommen. Meine Tochter studiert Jura, mein Sohn weiß noch nicht, was er machen will. Er überlegt, Tierarzt zu werden."
Billigtouristen mit niedriger Kaufkraft
Ein paar Schritte weiter verkauft Sevastianos Sakellaridis Musikinstrumente und Souvenirs. Er steht vor seinem Geschäft und sieht, wie die meisten Touristen an ihm vorbei ziehen. Dabei soll die griechische Musik aus den Lautsprechern die Kunden anlocken.
"Es sind sehr viele Touristen gerade auf der Insel und wir sind im touristischen Viertel von Rhodos, uns gegenüber ist das Museum, aber die Leute kaufen kaum ein. Die Reiseveranstalter haben die Preise so sehr gesenkt, dass die Leute, die jetzt kommen, eine weitaus niedrigere Kaufkraft haben als noch vor einigen Jahren."
Dadurch würden vor allem Billigtouristen angelockt, findet Sakellaridis. Tatsächlich hat der griechische Tourismus in den letzten Jahren jedes Jahr die Rekordzahlen des Vorjahres geschlagen. 2018 waren es 33 Millionen Touristen. Mehr als doppelt so viele wie noch 2005. Doch die Einnahmen aus dem Tourismus sind nicht parallel zur Besucherzahl gestiegen, sie stiegen lediglich um 45 Prozent an, betrugen 2018 16 Milliarden Euro.
Touristen lassen im Durchschnitt immer weniger Geld im Land
Aris Soulounias ist Vize-Vorsitzender des Griechischen Hotelverbands. Der 60-jährige Hotelier sitzt in der Lobby seines schicken 5-Sterne-Hotels in der Hauptstadt von Rhodos: Möbel aus massivem Holz und braunem Leder prägen den Raum. Dezente Musik sorgt für eine angenehme Atmosphäre. Schon sein Großvater sei Hotelier gewesen, sagt Soulounias. Dass die Touristen im Durchschnitt immer weniger Geld im Land lassen, habe viele Gründe.
Der Vize-Vorsitzende des Griechischen Hotelverbands Aris Soulounias in seinem Hotel auf Rhodos
Der Vize-Vorsitzende des Griechischen Hotelverbands Aris Soulounias in seinem Hotel auf Rhodos (Deutschlandradio/ Rodothea Seralidou)
"Die Touristen haben ein strengeres Budget als früher. Studien der Welttourismus-Organisation belegen, dass die Bürger vieler Länder im Durchschnitt nicht mehr einmal, wie in der Vergangenheit, sondern dreimal im Jahr in Urlaub fahren. Sie wollen öfter ihrer Alltagsroutine entkommen, geben aber dadurch weniger Geld pro Reise aus. Zusätzlich geht es nicht allen Ländern gleich gut. Jetzt fängt zum Beispiel eine Rezession in Schweden an. Das macht uns Sorgen, denn Schweden ist der größte skandinavische Markt für Griechenland. Die Reiseveranstalter üben jetzt schon Druck auf uns aus, die Preise für nächstes Jahr weiter zu senken."
Hoteliers beugen sich im Preiskampf den Reiseveranstaltern
Der Konkurrenzkampf mit der Türkei und Ägypten um die Touristen im östlichen Mittelmeerraum, der Brexit und die damit zusammenhängende Abwertung des britischen Pfunds, die osteuropäischen Märkte, die per se ärmere Touristen ins Land bringen, haben negative Auswirkungen auf den griechischen Tourismus. Um nicht mit leeren Betten da zu stehen, bliebe vielen Hoteliers nichts anderes übrig, als im Preiskampf mit den Reiseveranstaltern nachzugeben, sagt Soulounias.
"Die Reiseveranstalter nehmen ja auch ein Risiko auf sich. Wenn sie die Charter-Flüge nicht vollkriegen, haben sie Verluste, aber wir müssen auf Augenhöhe verhandeln können. In Wahrheit ist aber der Hotelier der schwächere Verhandlungspartner. Der Reiseveranstalter sagt: 'Ich werde die Flüge reduzieren, ich werde weniger Touristen bringen oder ich werde mein Geschäft in die Türkei verlagern', damit der Hotelier die Preise weiter senkt. Die meisten Hotels sind aber verschuldet und können es sich nicht leisten, 'Nein' zu sagen. Denken Sie nicht, dass nur weil der Tourismus in den letzten Jahren gut gelaufen ist, alle Hoteliers reich sind. Die Ausgaben, die ein Hotel hat, sind so groß, dass viele rote Zahlen geschrieben haben."
Die hohe Steuerlast der Unternehmen in Griechenland, die enorme Konkurrenz von Airbnb, die Schwierigkeit, sich seit der Wirtschaftskrise mit Krediten zu finanzieren, all das habe viele seiner Kollegen in die Knie gezwungen, so der 60-jährige Hotelier. Solounias fordert von der neuen Regierung Mitsotakis, den griechischen Hotels entgegen zu kommen:
"Immer mehr Hotels auf Rhodos gehören französischen, deutschen oder anderen Investoren. Wenn die griechischen Hoteliers nicht mithalten können, kommt halt das große Kapital und kauft die Hotels für Peanuts auf. Das passiert jetzt schon. Der Staat muss uns einheimischen Unternehmern helfen, damit die Hotels in griechischer Hand bleiben."
Das Ixian Grand Hotel, auf der griechischen Inesel Rhodos
Das Ixian Grand Hotel, auf der griechischen Inesel Rhodos (imageBROKER / Katja Kreder)
Die Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie sei ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, sagt Soulounias, doch die Hoteliers hätten sich auch niedrigere Steuern auf die Übernachtung gewünscht und weniger Sozialabgaben für ihre Angestellten. Auch wenn das Verhältnis zu den internationalen Reiseveranstaltern ein zwiespältiges bleibt, ganz ohne TUI und andere Reiseveranstalter zu arbeiten, sei für Touristenorte wie Rhodos einfach nur unrealistisch, sagt Soulounias.
"Reiseziele wie Rhodos, Kreta oder Chalkidiki könnten sich ohne die Reiseveranstalter nicht halten. Wie würden denn die Millionen Touristen kommen? Mit Linienflügen? Wie viele Linienflüge würde es denn geben? Wenn du so viele Touristen hast, brauchst du Charter-Flüge. Da sind Reiseveranstalter einfach notwendig."
All-Inclusive - der Trend auf dem Touristenmarkt
Auch Soulounias zweites Luxus-Hotel Amada Colossos in der Touristenhochburg Faliraki ist mit seinen 700 Zimmern auf die internationalen Reiseveranstalter angewiesen, sagt er. Und dort biete auch er All-Inclusive an, trotz der Kritik am Urlaubsmodell:
"Das hat weniger mit der Frage zu tun, ob sich das lohnt oder nicht. Es ist nun mal der Trend auf dem Tourismusmarkt. Auch ich würde lieber Halbpension anbieten, aber der Trend geht ganz klar Richtung All-Inclusive."
Das bestätigt auch der Verband Griechischer Tourismusunternehmen. Kein All-Inclusive-Angebot in den griechischen Hotels würde nicht automatisch bedeuten, dass die Kunden auf andere Verpflegungsangebote ausweichen, so das Ergebnis einer Studie des Tourismusverbands. Es würde eher bedeuten, dass diejenigen, die All-Inclusive wollen, ausbleiben und woanders Urlaub machen. Das Thema spaltet auch die Touristen auf Rhodos. Während die einen den ganzen Tag am Pool verbringen und dank All-Inclusive das Hotel nie verlassen müssen, gibt es auch diejenigen, die von so einem Urlaub überhaupt nichts halten. Wie zum Beispiel dieses Ehepaar.
"Ich finde so etwas verrückt. Wenn du den Urlaub in einem Hotel verbringen willst, kannst du auch in England bleiben und in ein Spa gehen. Du brauchst dafür nicht in ein anderes Land zu reisen."
"Morgen geht es ab nach Hause, aber wir haben so viel gesehen, so viele Orte, so viele Strände. Wir haben uns unter die Einheimischen gemischt, das Land erkundet. Das ist Urlaub für uns."