Wie sehen Touristen die Situation im Nationalpark Bayerischer Wald, wo beispielsweise rund um den Lusen großflächig der Wald abgestorben ist? Sind Veränderungen in ihrem Urlaubsverhalten zu erwarten? Meiden sie den Nationalpark in Zukunft deswegen? Welche Chancen resultieren aus den Einstellungen für die Fremdenverkehrsregion Bayerischer Wald?
1997 spitzte sich der Konflikt um die großflächig abgestorbenen Bäume im Nationalpark Bayerischer Wald zu. Die Einheimischen befürchteten, dass viele Urlauber wegen der toten Bäume das Gebiet meiden werden. Deshalb wurden damals zum ersten Mal Touristen befragt. Seit 1997 hat sich nun die Fläche der abgestorbenen Bäume mehr als verdoppelt. Wie wirkt sich das auf ihre Bewertung aus, wollte jetzt Michael Suda von den Urlaubern wissen. Er ist Professor für Forstpolitik und Forstgeschichte an der TU München:
Das interessanteste Ergebnis im Laufe der Zeit ist, dass, wenn die Touristen mit der Situation konfrontiert sind, das Ganze viel rationaler betrachten, nicht mehr so starke emotionale Betroffenheit zeigen. Also, es äußerte sich 1997 in Begriffen wie Tod und Sterben oder Angst und Entsetzen. Diese Begriffe sind deutlich zurückgegangen und heute sehen sie eher Tod aber auch neues Leben oder Trauer und Betroffenheit. Das ist eine zentrale Auseinandersetzung, dass der eine oder andere dieses Motto Natur Natur sein lassen eher versteht.
Die Erwartungen haben sich - der Befragung zufolge - für mehr als 80 % der Urlauber voll und ganz erfüllt. 98 % können sich vorstellen, wieder in den Bayerischen Wald zu kommen. Prof. Suda:
Eine andere Veränderung, die sich zeigt, ist die Ursache. 1997 sind die Menschen noch sehr stark davon ausgegangen, dass die Luftverschmutzung Hauptverursacher ist und jetzt ist eindeutig im Vordergrund, das ist der Borkenkäfer. Hier ist ein interessantes Ergebnis - wir haben an verschiedenen Orten gefragt - je weiter die Menschen davon entfernt sind, desto weniger wissen sie über die Situation und desto härter fällt aber ihr Urteil aus.
Auch bei der Frage: was sollte man unternehmen, sollte überhaupt eingegriffen werden? Hat sich seit 1997 die Haltung der Urlauber verändert? Damals wollten noch ein Viertel der Befragten neue Bäume pflanzen, jetzt waren es nur noch 3 Prozent. Dazu der Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, Friedrich Karl Sinner:
Hier ist die überwiegende Meinung der Besucher, dass im Nationalpark in der großen Naturzone nicht gegen diese natürliche Entwicklung vorgegangen werden soll, dass der Mensch nicht steuernd eingreifen soll, sondern, dass man tatsächlich der Natur freien Raum lässt.
Wenn nun im Rahmen von Führungen diese Diskussion kommt und dann klar wird, was heißt Borkenkäfenbekämpfung auch. Borkenkäferbekämpfung heißt auch: jeder befallene Baum muss gefällt, aus dem Wald transportiert werden. Das Ergebnis ist eine Kahlfläche. Wenn in Diskussionen Alternative klar wird, tendiert die Meinung deutlicher dazu: lieber der Natur freien Lauf lassen in dem Wissen, dass der Borkenkäfer, der nur eine einzige Pflanze fressen kann, nämlich die Fichte, und die sich über Jahrtausende aneinander gewöhnt haben und jeder der beiden Parteien hat aus dieser Situation Vorteile."
Einen besonderen Eindruck hat bei den Besuchern die Landschaft hinterlassen. Wald und Natur sind der Hauptbeweggrund für die Touristen, in den Bayerischen Wald zu fahren und den Nationalpark zu besuchen.
Die toten Bäume fallen vor allem auf Wanderungen und Spaziergängen auf und hinterlassen einen starken Eindruck bei den Besuchern. Der Nationalpark veranstaltet selbst auch geführte Wanderungen, bei denen auch auf den Unterschied von Wirtschaftswald und Nationalparkwald aufmerksam gemacht wird. Friedrich Karl Sinner:
Hier im Nationalpark gilt es zu sehen und zu erleben und von uns zu vermitteln auf der Seite des Gefühls nicht nur über den Verstand, das alleinige Walten der Natur zu erleben. Und Wildnisentstehung im Nationalpark ist nicht nur ein großes Drama, dass auf 3 600 Hektar der Borkenkäfer alte Bäume umgebracht hat, sondern das ist die Veränderung der Bäume von der rotbraunen Farbe der Fichtenrinde eines lebenden Baumes zum Silbergrau der Altersfarbe. Vom Flechtenbewuchs, der sich entwickelt zu Moosen, die sich ansiedeln, zur Situation am Ende des Winters, wenn abgestorbene Bäume durch die Winterstürme abbrechen. Das ist eine tiefdunkel-orange-rote Farbe. Diese Stümpfe stehen wie Tulpen auf der Schneedecke im Wald und sind ein ganz anderes Naturerlebnis wie ein Wirtschaftswald, wo die Senkrechte und die grüne Farbe vorherrscht. Hier haben wir eine breite Palette von Farben und eine breite Palette von Formen. Kurz: der Wald gewinnt durch das Walten der Natur seine volle Ausdrucksfähigkeit, seine gesamte Formen- und Farbensprache, die erlebbar ist, zurück.
1997 spitzte sich der Konflikt um die großflächig abgestorbenen Bäume im Nationalpark Bayerischer Wald zu. Die Einheimischen befürchteten, dass viele Urlauber wegen der toten Bäume das Gebiet meiden werden. Deshalb wurden damals zum ersten Mal Touristen befragt. Seit 1997 hat sich nun die Fläche der abgestorbenen Bäume mehr als verdoppelt. Wie wirkt sich das auf ihre Bewertung aus, wollte jetzt Michael Suda von den Urlaubern wissen. Er ist Professor für Forstpolitik und Forstgeschichte an der TU München:
Das interessanteste Ergebnis im Laufe der Zeit ist, dass, wenn die Touristen mit der Situation konfrontiert sind, das Ganze viel rationaler betrachten, nicht mehr so starke emotionale Betroffenheit zeigen. Also, es äußerte sich 1997 in Begriffen wie Tod und Sterben oder Angst und Entsetzen. Diese Begriffe sind deutlich zurückgegangen und heute sehen sie eher Tod aber auch neues Leben oder Trauer und Betroffenheit. Das ist eine zentrale Auseinandersetzung, dass der eine oder andere dieses Motto Natur Natur sein lassen eher versteht.
Die Erwartungen haben sich - der Befragung zufolge - für mehr als 80 % der Urlauber voll und ganz erfüllt. 98 % können sich vorstellen, wieder in den Bayerischen Wald zu kommen. Prof. Suda:
Eine andere Veränderung, die sich zeigt, ist die Ursache. 1997 sind die Menschen noch sehr stark davon ausgegangen, dass die Luftverschmutzung Hauptverursacher ist und jetzt ist eindeutig im Vordergrund, das ist der Borkenkäfer. Hier ist ein interessantes Ergebnis - wir haben an verschiedenen Orten gefragt - je weiter die Menschen davon entfernt sind, desto weniger wissen sie über die Situation und desto härter fällt aber ihr Urteil aus.
Auch bei der Frage: was sollte man unternehmen, sollte überhaupt eingegriffen werden? Hat sich seit 1997 die Haltung der Urlauber verändert? Damals wollten noch ein Viertel der Befragten neue Bäume pflanzen, jetzt waren es nur noch 3 Prozent. Dazu der Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, Friedrich Karl Sinner:
Hier ist die überwiegende Meinung der Besucher, dass im Nationalpark in der großen Naturzone nicht gegen diese natürliche Entwicklung vorgegangen werden soll, dass der Mensch nicht steuernd eingreifen soll, sondern, dass man tatsächlich der Natur freien Raum lässt.
Wenn nun im Rahmen von Führungen diese Diskussion kommt und dann klar wird, was heißt Borkenkäfenbekämpfung auch. Borkenkäferbekämpfung heißt auch: jeder befallene Baum muss gefällt, aus dem Wald transportiert werden. Das Ergebnis ist eine Kahlfläche. Wenn in Diskussionen Alternative klar wird, tendiert die Meinung deutlicher dazu: lieber der Natur freien Lauf lassen in dem Wissen, dass der Borkenkäfer, der nur eine einzige Pflanze fressen kann, nämlich die Fichte, und die sich über Jahrtausende aneinander gewöhnt haben und jeder der beiden Parteien hat aus dieser Situation Vorteile."
Einen besonderen Eindruck hat bei den Besuchern die Landschaft hinterlassen. Wald und Natur sind der Hauptbeweggrund für die Touristen, in den Bayerischen Wald zu fahren und den Nationalpark zu besuchen.
Die toten Bäume fallen vor allem auf Wanderungen und Spaziergängen auf und hinterlassen einen starken Eindruck bei den Besuchern. Der Nationalpark veranstaltet selbst auch geführte Wanderungen, bei denen auch auf den Unterschied von Wirtschaftswald und Nationalparkwald aufmerksam gemacht wird. Friedrich Karl Sinner:
Hier im Nationalpark gilt es zu sehen und zu erleben und von uns zu vermitteln auf der Seite des Gefühls nicht nur über den Verstand, das alleinige Walten der Natur zu erleben. Und Wildnisentstehung im Nationalpark ist nicht nur ein großes Drama, dass auf 3 600 Hektar der Borkenkäfer alte Bäume umgebracht hat, sondern das ist die Veränderung der Bäume von der rotbraunen Farbe der Fichtenrinde eines lebenden Baumes zum Silbergrau der Altersfarbe. Vom Flechtenbewuchs, der sich entwickelt zu Moosen, die sich ansiedeln, zur Situation am Ende des Winters, wenn abgestorbene Bäume durch die Winterstürme abbrechen. Das ist eine tiefdunkel-orange-rote Farbe. Diese Stümpfe stehen wie Tulpen auf der Schneedecke im Wald und sind ein ganz anderes Naturerlebnis wie ein Wirtschaftswald, wo die Senkrechte und die grüne Farbe vorherrscht. Hier haben wir eine breite Palette von Farben und eine breite Palette von Formen. Kurz: der Wald gewinnt durch das Walten der Natur seine volle Ausdrucksfähigkeit, seine gesamte Formen- und Farbensprache, die erlebbar ist, zurück.