Kein Klassenzimmer, keine Tafel, keine Lehrbücher. Stattdessen: grüne Wiesen, ein weiter Blick über den Wald, grasende Pferde hinter einem Holzzaun. Und 20 Jugendliche, die auf dem Gelände der Jugendherberge Solingen-Gräfrath hektisch durcheinanderlaufen, angeleitet von der Pädagogin Rebekka Wangler. Die Aufgabe: Die 20 Schüler sollen sich in der alphabetischen Reihenfolge ihrer Vornamen aufstellen. Und dafür haben sie nur eine Minute Zeit. Ganz schön stressig für die 14-jährige Laura Witte, die nichts mehr hasst als Sport:
"Gerade war ich total überfordert."
- "Warum?"
- "Weil das total anstrengend war, wegen der Zeit auch. Wir hatten nur so wenig Zeit."
Teamarbeit auf Zeit: Neben Mathe, Englisch und Deutsch sollen die Jugendlichen hier auch solche Fähigkeiten erlernen. Denn der Ursprung schlechter Noten liegt oft tiefer: mangelndes Selbstvertrauen, Versagensängste, Unsicherheit. Die Übungen der Pädagogin Rebbekka Wangler sollen die Jugendlichen als Gruppe zusammenschweißen und ihre Talente ans Tageslicht bringen:
"Ich gucke weniger auf die Fächerinhalte, die es ja in Deutsch, Englisch, Mathe zum Beispiel zu vermitteln gibt, sondern mir geht es eher darum, die Persönlichkeit des Einzelnen zu sehen und zu fördern. Zu gucken: Ok, was kann ich gut, was sind meine Stärken und wie kann mir das beim Lernen helfen."
Was kann ich gut? Das können die meisten Schüler im Lernferiencamp nicht beantworten. Was sie nicht können, wissen sie dagegen ganz genau:
"- "Mathe - ganz schlimm. Ich hab schon Schwierigkeiten, die Aufgaben zu lesen und dann brauche ich erstmal zehntausend Erklärungen von der Lehrerin und ja, ich verstehe es einfach nicht."
- "Die Arbeiten – das ist irgendwie komisch. Wenn ich was schreibe, habe ich manchmal Angst, dass ich das falsch schreibe und radiere das dann immer weg."
- "Die Nebenfächer Physik und Bio. Ich melde mich nicht so oft. Ich hab Angst, dass, wenn ich was Falsches sage, alle lachen und so.""
Einander auslachen: So ein Verhalten ist in den Regeln für die Lerngruppen des Camps streng verboten. Der Umgang mit Kritik und Konflikten gehört zu dem dicht gepackten Stundenplan der Schüler. Von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends gibt es verschiedene Lerneinheiten. Ulrike Wilden-Dellgrün, die Koordinatorin der Lernferien in Solingen, will den Jugendlichen in den fünf Tagen möglichst für den Schulalltag mitgeben:
"Deutsch, Mathe, Englisch: Noch mal die Basiskompetenzen auffrischen. Lerntypen, den eigenen Lerntyp kennenlernen. Die Funktionen des Gehirns, Ernährung: Wie ernähre ich mich richtig? Die werden einen Berufsinteressensfeldtest machen, um nachher eine Perspektive zu haben, eine Sehnsucht zu bekommen – wo will ich hin?"
Der Schlüssel zum Erfolg und damit zur Versetzung ist für Ulrike Wilden-Dellgrün die Zeit und die Intensität, mit der die Schüler im Camp etwas beigebracht bekommen.
"Das können wir mit viel mehr Ruhe, als das ein Lehrer in der Schule kann. Und wir haben die Schülerinnen und Schüler auch den ganzen Tag am Stück, nicht nur 45 Minuten, sondern der Schüler ist mal den ganzen Tag in unserem Umfeld. Wir können ihn beurteilen und ihm auch wirklich Tipps geben. Auch Rückmeldungen zu seinem Verhalten, auch zum Sozialverhalten."
Und dazugehören auch die gemeinsamen Mahlzeiten. Bei Nudeln mit Tomatensauce und Hähnchenschnitzel in dem gemütlichen holzvertäfelten Raum kommen sich Jugendliche und Betreuer näher. Eine gute Stimmung im Camp ist wichtig für die Motivation der Schüler, denn das Büffeln in den Ferien kostet zum Beispiel den 14-jährigen Lars Hadamik viel Überwindung.
"Ich wurde von meiner Lehrerin drauf aufmerksam gemacht, ich war ja auch schon letztes Mal in den Herbstferien hier und ja, ganz freiwillig bin ich ja nicht hier."
Doch es lohnt sich: Rund 85 Prozent aller Jugendlichen, die an den Lernferien teilgenommen haben, schaffen laut Angaben der Projektleiter anschließend die Versetzung. Bis zu 200 Plätze bietet die Stiftung "Partner für Schule NRW" jedes Jahr in den Oster- und Herbstferien an. Finanziert werden die Camps vom Landesministerium für Schule und Weiterbildung, von der Bundesagentur für Arbeit und aus Fördermitteln der EU. Die Teilnahme ist deswegen kostenlos. Jede Schule aus Nordrhein-Westfalen kann drei ihrer Schüler vorschlagen. Die Anmeldung erfolgt dann online über die Homepage der Stiftung "Partner für Schule NRW", deren Mitarbeiter die Verzahnung mit den Schulen vor Ort wichtig ist. Wie zum Beispiel Hermann Wübbels:
"Ich glaube, dass Schulen tatsächlich ein paar Impulse kriegen können für ihre Arbeit. Vor allem, was den Bereich der Motivation und Zielbildung betrifft. Da wird, glaube ich, an den Schulen zu wenig gemacht, weil zu wenig Zeit angeblich für diese Dinge an den Schulen ist."
Im Camp soll dagegen auch Zeit für Spaß bleiben: Ein Samba-Tanzkurs gehörte für die Woche genauso zum Programm wie eine Nachtwanderung und ein Kletterkurs. Kein Wunder, dass die Camps in ganz Nordrhein-Westfalen in allen Ferien ausgebucht sind.
"Gerade war ich total überfordert."
- "Warum?"
- "Weil das total anstrengend war, wegen der Zeit auch. Wir hatten nur so wenig Zeit."
Teamarbeit auf Zeit: Neben Mathe, Englisch und Deutsch sollen die Jugendlichen hier auch solche Fähigkeiten erlernen. Denn der Ursprung schlechter Noten liegt oft tiefer: mangelndes Selbstvertrauen, Versagensängste, Unsicherheit. Die Übungen der Pädagogin Rebbekka Wangler sollen die Jugendlichen als Gruppe zusammenschweißen und ihre Talente ans Tageslicht bringen:
"Ich gucke weniger auf die Fächerinhalte, die es ja in Deutsch, Englisch, Mathe zum Beispiel zu vermitteln gibt, sondern mir geht es eher darum, die Persönlichkeit des Einzelnen zu sehen und zu fördern. Zu gucken: Ok, was kann ich gut, was sind meine Stärken und wie kann mir das beim Lernen helfen."
Was kann ich gut? Das können die meisten Schüler im Lernferiencamp nicht beantworten. Was sie nicht können, wissen sie dagegen ganz genau:
"- "Mathe - ganz schlimm. Ich hab schon Schwierigkeiten, die Aufgaben zu lesen und dann brauche ich erstmal zehntausend Erklärungen von der Lehrerin und ja, ich verstehe es einfach nicht."
- "Die Arbeiten – das ist irgendwie komisch. Wenn ich was schreibe, habe ich manchmal Angst, dass ich das falsch schreibe und radiere das dann immer weg."
- "Die Nebenfächer Physik und Bio. Ich melde mich nicht so oft. Ich hab Angst, dass, wenn ich was Falsches sage, alle lachen und so.""
Einander auslachen: So ein Verhalten ist in den Regeln für die Lerngruppen des Camps streng verboten. Der Umgang mit Kritik und Konflikten gehört zu dem dicht gepackten Stundenplan der Schüler. Von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends gibt es verschiedene Lerneinheiten. Ulrike Wilden-Dellgrün, die Koordinatorin der Lernferien in Solingen, will den Jugendlichen in den fünf Tagen möglichst für den Schulalltag mitgeben:
"Deutsch, Mathe, Englisch: Noch mal die Basiskompetenzen auffrischen. Lerntypen, den eigenen Lerntyp kennenlernen. Die Funktionen des Gehirns, Ernährung: Wie ernähre ich mich richtig? Die werden einen Berufsinteressensfeldtest machen, um nachher eine Perspektive zu haben, eine Sehnsucht zu bekommen – wo will ich hin?"
Der Schlüssel zum Erfolg und damit zur Versetzung ist für Ulrike Wilden-Dellgrün die Zeit und die Intensität, mit der die Schüler im Camp etwas beigebracht bekommen.
"Das können wir mit viel mehr Ruhe, als das ein Lehrer in der Schule kann. Und wir haben die Schülerinnen und Schüler auch den ganzen Tag am Stück, nicht nur 45 Minuten, sondern der Schüler ist mal den ganzen Tag in unserem Umfeld. Wir können ihn beurteilen und ihm auch wirklich Tipps geben. Auch Rückmeldungen zu seinem Verhalten, auch zum Sozialverhalten."
Und dazugehören auch die gemeinsamen Mahlzeiten. Bei Nudeln mit Tomatensauce und Hähnchenschnitzel in dem gemütlichen holzvertäfelten Raum kommen sich Jugendliche und Betreuer näher. Eine gute Stimmung im Camp ist wichtig für die Motivation der Schüler, denn das Büffeln in den Ferien kostet zum Beispiel den 14-jährigen Lars Hadamik viel Überwindung.
"Ich wurde von meiner Lehrerin drauf aufmerksam gemacht, ich war ja auch schon letztes Mal in den Herbstferien hier und ja, ganz freiwillig bin ich ja nicht hier."
Doch es lohnt sich: Rund 85 Prozent aller Jugendlichen, die an den Lernferien teilgenommen haben, schaffen laut Angaben der Projektleiter anschließend die Versetzung. Bis zu 200 Plätze bietet die Stiftung "Partner für Schule NRW" jedes Jahr in den Oster- und Herbstferien an. Finanziert werden die Camps vom Landesministerium für Schule und Weiterbildung, von der Bundesagentur für Arbeit und aus Fördermitteln der EU. Die Teilnahme ist deswegen kostenlos. Jede Schule aus Nordrhein-Westfalen kann drei ihrer Schüler vorschlagen. Die Anmeldung erfolgt dann online über die Homepage der Stiftung "Partner für Schule NRW", deren Mitarbeiter die Verzahnung mit den Schulen vor Ort wichtig ist. Wie zum Beispiel Hermann Wübbels:
"Ich glaube, dass Schulen tatsächlich ein paar Impulse kriegen können für ihre Arbeit. Vor allem, was den Bereich der Motivation und Zielbildung betrifft. Da wird, glaube ich, an den Schulen zu wenig gemacht, weil zu wenig Zeit angeblich für diese Dinge an den Schulen ist."
Im Camp soll dagegen auch Zeit für Spaß bleiben: Ein Samba-Tanzkurs gehörte für die Woche genauso zum Programm wie eine Nachtwanderung und ein Kletterkurs. Kein Wunder, dass die Camps in ganz Nordrhein-Westfalen in allen Ferien ausgebucht sind.