" Hyänen, Wölfe, Leoparden, Schlangen, Krokodile. Es geschah vor fünf Millionen Jahren, und der Mensch stand gerade am Anfang seiner Entwicklung. Damals waren die Raubtiere deutlich größer als heute - Hyänen und Tiger, so groß wie Bären."
All diese grässlichen Räuber sollen sich mit Vorliebe an unseren Vorfahren gütlich getan haben. Das jedenfalls meint Robert Sussman von der Washington University in St. Louis - und steht damit im Widerspruch zu der gängigen Meinung. Die nämlich sieht im Frühmenschen eine aggressive Spezies mit Killerinstinkt.
" Die allgemeine Auffassung ist, dass der frühe Mensch ein Jäger war. Damit verbindet sich die Vorstellung, dass noch heute der Mensch im Grunde aggressiv ist, ein geborener Killer. Doch neue Untersuchungen an den heutigen Affen und auch an fossilen Knochenfunden legen nahe, dass die Vormenschen ursprünglich gar keine Jäger waren, sondern im Gegenteil die Gejagten."
Für seine These sieht Sussman gleich mehrere Belege: So will er an fossilen Zähnen ablesen, dass sie nicht zum Fleischverzehr taugten, sondern dem Genuss von Obst und Gemüse angepasst waren. Ein weiteres Indiz: Auch die heutigen Affen werden gefressen. Bei Schimpansen sind es sechs Prozent, immerhin soviel wie bei den Antilopen. Und da der Frühmensch etwa dieselbe Statur hatte wie ein Schimpanse, dürfte auch er auf dem Speisezettel von Riesenhyäne und Säbelzahntiger gestanden haben. Das Entscheidende: Laut Sussman soll die Rolle des Gejagten einen maßgeblichen Einfluss gehabt haben auf die menschliche Evolution. Der Grund:
" Eine der wichtigsten Strategien von Beutetieren gegen ihre Fressfeinde ist, sich zu Gruppen zusammenzuschließen. Und alle tagaktiven Primaten, inklusive der Mensch, leben in Gruppen. Und durch dieses Gruppenleben hat der frühe Mensch Mechanismen entwickelt, die seine Fähigkeit zur Kooperation stärkten, sein Sozialverhalten und seine Teamfähigkeit. Diese Mechanismen haben den Menschen kooperativ gemacht statt aggressiv."
Sein Schicksal als Beute hätte den frühen Menschen demnach maßgeblich geformt. Typische menschliche Eigenschaft wie Intelligenz und Teamfähigkeit wären Folge des Bestrebens, den bösen Fressfeinden möglichst ungeschoren zu entwischen. Der Vormensch sah sich gezwungen, wirkungsvolle Warn- und Fluchtstrategien zu entwerfen - und das ging am besten durch eine enge Zusammenarbeit mit den anderen. Das glaubt auch Augustin Fuentes von der University of Notre Dame. Er hat das Geschehen per Computer nachgebildet.
" Unser Modell zeigt auf eine sehr einfache Weise: Wenn die Vormenschen durch ihre Fressfeinde unter Druck geraten, dann haben schon kleinste Verbesserungen des Sozialverhaltens eine sehr positive Wirkung auf ihr Überleben. Sie kooperierten enger und tauschten mehr Informationen aus, und zwar auf eine Art und Weise, wie es anderen Primaten nicht möglich war. So begannen sie, immer stärker über Verwandtschaftsgrenzen hinweg zu kommunizieren, auch die Kooperation zwischen den Generationen und den Geschlechtern nahm zu. Dadurch nahm der Informationsaustausch immer weiter zu."
Erst später, mit der Erfindung der Waffen, wurde der Mensch zum Jäger und Fleischfresser. Sein soziales Verhalten - so die neue Theorie - hat er sich aber früher angeeignet, als er als kleines, wehrloses Vormenschlein merkte, dass es von Vorteil ist, den Fressfeinden als wohl organisierte und gut kommunizierende Gruppe auszuweichen. Für Robert Sussman jedenfalls verändert die neue Theorie auch das Bild vom modernen Menschen, von Homo sapiens. Er wäre dann von Natur aus weniger ein aggressiver Jäger, sondern eher ein Harmonie suchendes Herdentier.
" Ich behaupte ja nicht, dass wir von Natur aus nur freundlich und kooperativ sind. Wir haben natürlich auch die Fähigkeit uns zu verteidigen. Doch wenn wir durch New York spazieren, dann gehen die Leute dort trotz der Enge und der Hektik meist freundlich miteinander um und geben sich nicht ständig gegenseitig eins auf die Nase. Bei allem, was wir tun - wir tun es meist auf eine freundliche, kooperative Art."
All diese grässlichen Räuber sollen sich mit Vorliebe an unseren Vorfahren gütlich getan haben. Das jedenfalls meint Robert Sussman von der Washington University in St. Louis - und steht damit im Widerspruch zu der gängigen Meinung. Die nämlich sieht im Frühmenschen eine aggressive Spezies mit Killerinstinkt.
" Die allgemeine Auffassung ist, dass der frühe Mensch ein Jäger war. Damit verbindet sich die Vorstellung, dass noch heute der Mensch im Grunde aggressiv ist, ein geborener Killer. Doch neue Untersuchungen an den heutigen Affen und auch an fossilen Knochenfunden legen nahe, dass die Vormenschen ursprünglich gar keine Jäger waren, sondern im Gegenteil die Gejagten."
Für seine These sieht Sussman gleich mehrere Belege: So will er an fossilen Zähnen ablesen, dass sie nicht zum Fleischverzehr taugten, sondern dem Genuss von Obst und Gemüse angepasst waren. Ein weiteres Indiz: Auch die heutigen Affen werden gefressen. Bei Schimpansen sind es sechs Prozent, immerhin soviel wie bei den Antilopen. Und da der Frühmensch etwa dieselbe Statur hatte wie ein Schimpanse, dürfte auch er auf dem Speisezettel von Riesenhyäne und Säbelzahntiger gestanden haben. Das Entscheidende: Laut Sussman soll die Rolle des Gejagten einen maßgeblichen Einfluss gehabt haben auf die menschliche Evolution. Der Grund:
" Eine der wichtigsten Strategien von Beutetieren gegen ihre Fressfeinde ist, sich zu Gruppen zusammenzuschließen. Und alle tagaktiven Primaten, inklusive der Mensch, leben in Gruppen. Und durch dieses Gruppenleben hat der frühe Mensch Mechanismen entwickelt, die seine Fähigkeit zur Kooperation stärkten, sein Sozialverhalten und seine Teamfähigkeit. Diese Mechanismen haben den Menschen kooperativ gemacht statt aggressiv."
Sein Schicksal als Beute hätte den frühen Menschen demnach maßgeblich geformt. Typische menschliche Eigenschaft wie Intelligenz und Teamfähigkeit wären Folge des Bestrebens, den bösen Fressfeinden möglichst ungeschoren zu entwischen. Der Vormensch sah sich gezwungen, wirkungsvolle Warn- und Fluchtstrategien zu entwerfen - und das ging am besten durch eine enge Zusammenarbeit mit den anderen. Das glaubt auch Augustin Fuentes von der University of Notre Dame. Er hat das Geschehen per Computer nachgebildet.
" Unser Modell zeigt auf eine sehr einfache Weise: Wenn die Vormenschen durch ihre Fressfeinde unter Druck geraten, dann haben schon kleinste Verbesserungen des Sozialverhaltens eine sehr positive Wirkung auf ihr Überleben. Sie kooperierten enger und tauschten mehr Informationen aus, und zwar auf eine Art und Weise, wie es anderen Primaten nicht möglich war. So begannen sie, immer stärker über Verwandtschaftsgrenzen hinweg zu kommunizieren, auch die Kooperation zwischen den Generationen und den Geschlechtern nahm zu. Dadurch nahm der Informationsaustausch immer weiter zu."
Erst später, mit der Erfindung der Waffen, wurde der Mensch zum Jäger und Fleischfresser. Sein soziales Verhalten - so die neue Theorie - hat er sich aber früher angeeignet, als er als kleines, wehrloses Vormenschlein merkte, dass es von Vorteil ist, den Fressfeinden als wohl organisierte und gut kommunizierende Gruppe auszuweichen. Für Robert Sussman jedenfalls verändert die neue Theorie auch das Bild vom modernen Menschen, von Homo sapiens. Er wäre dann von Natur aus weniger ein aggressiver Jäger, sondern eher ein Harmonie suchendes Herdentier.
" Ich behaupte ja nicht, dass wir von Natur aus nur freundlich und kooperativ sind. Wir haben natürlich auch die Fähigkeit uns zu verteidigen. Doch wenn wir durch New York spazieren, dann gehen die Leute dort trotz der Enge und der Hektik meist freundlich miteinander um und geben sich nicht ständig gegenseitig eins auf die Nase. Bei allem, was wir tun - wir tun es meist auf eine freundliche, kooperative Art."