"Sie müssen immer im Ausland damit rechnen, dass sie abgehört werden", so Holger Stark, der stellvertretender Chefredakteur und Ressortleiter Investigation und Recherche bei der Wochenzeitung "Zeit". Es gebe nicht nur den Bundesnachrichtendienst (BND), sondern auch die Auslandsgeheimdienste anderer Länder wie die der USA, Chinas oder des Iran.
Investigative Arbeit – wie die Gespräche mit Regierungsmitarbeiterinnen oder Whistleblowern – könne in Ländern wie Afghanistan sogar "tödlich sein". Er selbst sei vor eigenen Recherchereisen "mehrfach von Geheimdienstlern gewarnt worden, dass ich aufpassen soll, was ich am Telefon rede", erinnerte sich Stark.
Grundsätzlich sei es für Reporterinnen und Reporter sinnvoll, auf verschlüsselte Kommunikation zurückgreifen. Doch dies sei bei Gesprächen mit Informanten nicht immer möglich. "Das heißt, das offene Telefonieren gehört zum täglichen Handwerkszeug."
Auch deshalb sei er froh, "dass die Richter hier ein Zeichen gesetzt haben", sagte Stark im Deutschlandfunk. Das Urteil sei ein "starkes Signal, weil es festhält, wie wichtig freie Presse ist".
Zufriedene Kläger
Das Bundesverfassungsgericht hatte geurteilt, dass sich der BND bei seinen weltweiten Überwachungsaktivitäten an deutsche Grundrechte halten muss. Das Fernmeldegeheimnis und die Pressefreiheit schützten auch Ausländer.
Die Richter gaben einer Klage unter anderem der Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen und mehrerer ausländischer Journalisten gegen das Ende 2016 reformierte BND-Gesetz statt. Das Gesetz muss nun bis spätestens Ende 2021 grundlegend überarbeitet werden.
Konkret geht es um die Vorschriften für die sogenannte strategische Fernmeldeaufklärung im Ausland. Dabei durchforstet der BND ohne konkreten Verdacht große Datenströme auf interessante Informationen.
Koordiniert hatte die Klage die Gesellschaft für Freiheitsrechte. Deren Vorsitzender Ulf Buermeyer erklärte: "Dass deutsche Behörden auch im Ausland an die Grundrechte gebunden sind, stärkt die Menschenrechte weltweit erheblich - und auch die Glaubwürdigkeit Deutschlands in der Welt."