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US-Anti-Doping-Chef Travis Tygart
„Leichtathletik ist momentan Vorbild für andere Sportarten“

Der Chef der Nationalen Anti-Doping-Agentur der USA zeigt sich zum Ende der Leichtathletik-WM in Eugene zufrieden mit den Anstrengungen der internationalen Leichtathletik im Kampf gegen Betrüger. Die Anti-Doping-Programme seien so gut, dass Travis Tygart glaubt: „Wer das versucht ist ein Narr.“

Travis Tygart im Gespräch mit Marina Schweizer |
Travis Tygart, Leiter der US-Anti-Doping-Agentur
Travis Tygart, Leiter der US-Anti-Doping-Agentur (picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Mit Blick auf den Anti-Doping-Kampf sagt Tygart im Dlf: „Die Leichtathletik ist momentan ein Vorbild für andere Sportarten.“ Erstmals fand die Leichtathletik-WM in den USA statt - und zwar in Eugene im Bundesstaat Oregon. Dort befindet sich auch das Hauptquartier von Sportartikelhersteller Nike. Dieser war namensgebend für das berüchtigte Nike Oregon Project – eine Trainingsgruppe für hochkarätige Leichtathleten, das 2019 geschlossen werden musste. Mitverantwortlich für die Schließung war damals Tygart mit seinen Ermittlungen. Er sagte damals: Dort seien Athleten für Erfolg misshandelt worden. Mitten in den USA. "Ein Journalist hat unsere Anstrengungen beim Nike Oregon Project glaube ich mal als so eine Art David gegen Goliath beschrieben", erinnert sich Tygart.
Leichtathletik-WM - Interview mit US-Anti-Doping-Chef Travis Tygart in Englisch
Unabhängige Integritäts-Einheit gegen Doping
Bereits 2015 deckten die Medien eine großen Bestechungs- und Vertuschungsskandal im Leichtathletik-Weltverband auf. Mit Blick auf die damals gezogenen Veränderungen äußert sich Tygart inzwischen besonders positiv über die unabhängige Integritäts-Einheit (Athletics Integrity Unit AIU), die 2017 in Folge des Korruptionsskandals gegründet wurde. Sie ist für den Anti-Doping-Kampf zuständig. Acht Millionen Dollar bekommt sie im Jahr vom Weltverband.
Aus Tygarts Sicht habe dies zu einem „Paradigmenwechsel“ geführt. Er beglückwünsche die heutige Führung im Leichtathletik-Weltverband: „Sebastian Coe, der damals zum Weltverbandspräsidenten gewählt wurde, ist damals aus meiner Sicht einen mutigen Schritt gegangen. Weil es schwer ist für Führungspersonen im Sport, die normalerweise die Kontrolle über die Marke und den Sport haben wollen, diese abzugeben und in unabhängige Hände zu legen.“
Bei den Weltmeisterschaften in Eugene kooperiert seine Agentur, USADA, beim Doping-Test-Programm mit der Athletics Integrity Unit. Die gemeinsame Arbeit vor Ort sei „ein wunderbares Beispiel, wie es richtig laufen kann.“
„Wer versucht zu betrügen, ist ein Narr“
Tygart glaubt, dass sich nach vielen Skandal-Jahren das Blatt zugunsten des Anti-Doping-Kampfes wendet: „Wenn dieses System mit dem Willen und der Entschlossenheit ausgeführt wird, saubere Athleten in unserem System zu schützen, dann wird jeder Athlet in diesem System, der versucht zu betrügen, entdeckt.“ Die Anti-Doping-Programme in der internationalen Leichtathletik oder nationalen Anti-Doping-Agenturen, wie der deutschen NADA, seien so gut, dass Tygart glaubt: „Wer das versucht ist ein Narr.“
Angesprochen auf die verhältnismäßig wenig positiven Befunde bei tausenden jährlichen Tests in der Leichtathletik verweist Tygart zum einen auf die abschreckende Wirkung des Testsystems und zum anderen auf zusätzliche „effektive Ermittlungseinheiten“.