"Congratulations" – "herzlichen Glückwunsch". So beginnt die E-Mail, die einige wenige Journalisten dieser Tage in Rio bekommen. Doch was klingt wie ein Geburtstagsgruß oder die Benachrichtigung über einen Lottogewinn, ist in Wahrheit nichts weiter als die Erlaubnis, seiner Arbeit nachgehen zu können. Schließlich stammt die Post vom nationalen olympischen Komitee der USA, dem USOC. Dieser koordiniert und verantwortet in Rio die wohl größte Show der Sommerspiele: die Auftritte der Basketballherren vom Team USA, den zwölf Stars aus der NBA.
Keine 24 Stunden nach Eingang der Mail stehen 80 handverlesene Pressevertreter in der streng bewachten und vornehmen Vereinsanlage von Flamengo Rio de Janeiro. "Ein Traum wird wahr, dass wir jetzt hier sind" oder "Rio ist so eine schöne Stadt, alles wird großartig werden", sind so Sätze, die sie dann von Spielern wie Harrison Barnes oder DeAndre Jordan kurz vor deren Training zu hören bekommen.
"Dies sind Profisportler"
Jerry Colangelo ist seit 2005 Vorstandsvorsitzender von USA Basketball und damit der wichtigste Mann der amerikanischen Delegation. Für ihn sind die strengen Zugangsregularien alternativlos, denn: "Bei allen potenziellen Gefahren, die es heutzutage nun mal gibt, ist es wichtig, dass wir als Verband die Kontrolle über alles haben, was mit der Mannschaft zu tun hat."
Und so werden die Basketballer gegen Terror und andere Bedrohungen hermetisch abgeriegelt. Statt im olympischen Dorf die spartanischen Zimmer zu beziehen, nächtigt das Team zusammen mit anderen US-Sportlern auf einem streng bewachten Kreuzfahrtschiff. Trainiert wird nicht im Athletenpark, sondern auf dem extra angemieteten Clubgelände von Flamengo, jede Busfahrt wird von Polizei eskortiert.
Jerry Colangelo verteidigt diese Vorsichtsmaßnahmen. Sein Argument: Das "Humankapital" im Kader. Allein in der kommenden Saison verdienen die zwölf Auswahlspieler zusammen 235 Millionen Dollar. "Dies sind Profisportler, die sehr hoch bezahlt werden. Wir müssen daher bei den Themen Sicherheit und Unterkunft extrem vorsichtig sein, unabhängig davon, wo die Olympischen Spiele stattfinden."
Zugeständnisse an Spieler
Den Spielern selbst scheint es recht zu sein. Das deutet zumindest der Pressesprecher von USA Basketball, Craig Miller, an, und widerspricht damit teilweise seinem Chef. "Die Spieler verbringen ihre Sommerpause bei uns. Für ihre Zusage machen wir ihnen daher auch Zugeständnisse, zum Beispiel, dass sie nicht im Olympischen Dorf schlafen müssen, um dafür bei ihren Familien und Freunden sein zu können."
Mit dem olympischen Gedanken "Dabeisein ist alles" hat das nur noch wenig zu tun. Auch wenn die Spieler betonen, dass sie natürlich im Olympischen Dorf vorbeischauen und sich Wettkämpfe anderer Sportler anschauen werden, lebt das Dutzend doch in einer Parallelwelt.
Die Fans stört das nicht. Die Partien der USA waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, die Goldmedaille scheint sicher. Ein perfektes Werbeumfeld für den Ausrüster, der pünktlich zu den Rio-Spielen Schuhe und Bekleidung mit dem Verbandslogo herausbrachte – weltweite Millionenverkäufe sind garantiert. Und das Beste für die Fans: Um die Sachen zu kaufen, brauchen sie keine Genehmigung von USA Basketball. Congratulations.