Wenn Hollywood-Star Jane Fonda vor dem Kapitol in Washington zu ihren allwöchentlichen Klima-Demos ruft – und sich manchmal sogar festnehmen lässt, dann sind die US-Medien da und berichten ausführlich, manche live.
"Das ist Jane Fonda auf einem neuen Kreuzzug. Dieses Mal gegen den Klimawandel. Jeden Freitag in den vergangenen zwei Monaten hat die Oscar-prämierte Kult-Schauspielerin und lebenslange Aktivistin Demonstrationen in der Hauptstadt angeführt." (NBC News vom 06.12.2019)
"Das ist Jane Fonda auf einem neuen Kreuzzug. Dieses Mal gegen den Klimawandel. Jeden Freitag in den vergangenen zwei Monaten hat die Oscar-prämierte Kult-Schauspielerin und lebenslange Aktivistin Demonstrationen in der Hauptstadt angeführt." (NBC News vom 06.12.2019)
Wenn es aber um Inhalte geht, um die Ursachen für den Klimawandel und mögliche Lösungen, dann halten sich die US-Medien oft zurück. Als der Weltklimarat 2018 einen wegweisenden Sonderbericht zur Erderwärmung veröffentlichte, haben das gerade mal 22 der 50 größten US-Zeitungen berichtet.
Fakten zum Klimawandel fehlen
Talk Show-Moderator Chris Hayes vom Sender MSNBC hat es auf Twitter einmal so formuliert: Jedes Mal, wenn sein Sender über Klimawandel berichte, sei das ein echter Quotenkiller. Daher die mangelnde Begeisterung der Redakteure.
Ein Problem sei auch, dass in den US-Medien oft die Grundkenntnisse über das Thema fehlten, sagt David Romps. Er ist Klimawissenschaftler an der University of California in Berkeley und hat exemplarisch die Berichterstattung der "New York Times" von 1980 bis heute untersucht.
"Wir haben in der 'New York Times' nach den fünf wichtigsten Fakten zum Klimawandel gesucht und festgestellt, dass sie größtenteils fehlen. Die Tatsache, dass es einen Konsens der Wissenschaftler gibt, was den Klimawandel angeht, erscheint nur in vier Prozent der Artikel. Dass die CO2-Konzentration heute höher ist als jemals zuvor, erwähnt nur ein Prozent der Artikel. Ich denke, diese Mängel in der Berichterstattung verhindern, dass das amerikanische Publikum versteht, worum es geht und dass die Menschen etwas gegen den Klimawandel tun."
"Im Jahr 2019 gab es so viele Artikel wie fast noch nie"
Doch es gibt auch einen positiven Trend, berichtet Max Boykoff. Er leitet das Media and Climate Change Observatory in Colorado, das vor allem die Quantität der Klima-Berichterstattung weltweit untersucht.
"Die US-Berichterstattung ist tatsächlich über die Jahre stark angestiegen, und im Jahr 2019 gab es so viele Artikel wie fast noch nie. Wenn es allerdings darum geht, Klimawandel nicht nur als isoliertes Phänomen zu betrachten, sondern auch die Verbindungen aufzuzeigen zu politischen Überlegungen und sozialen Fragen wie zum Beispiel Migration, wie ist da der Zusammenhang zum sich ändernden Klima, da liegt noch Arbeit vor uns."
"Die US-Berichterstattung ist tatsächlich über die Jahre stark angestiegen, und im Jahr 2019 gab es so viele Artikel wie fast noch nie. Wenn es allerdings darum geht, Klimawandel nicht nur als isoliertes Phänomen zu betrachten, sondern auch die Verbindungen aufzuzeigen zu politischen Überlegungen und sozialen Fragen wie zum Beispiel Migration, wie ist da der Zusammenhang zum sich ändernden Klima, da liegt noch Arbeit vor uns."
"Das Klima-Schweigen in den USA zu brechen"
Um die Situation zu verbessern, hat Journalist Mark Hertsgaard zusammen mit einem Kollegen Ende 2018 "Covering Climate Now" ins Leben gerufen: Ein Zusammenschluss verschiedener Medienhäuser vor allem in den USA, aber auch weltweit, der sich vornimmt, mehr und besser über Klima zu berichten. In Deutschland sind unter anderem die "taz" und der "Stern" dabei.
Die Initiatoren beraten Redaktionen, Artikel werden ausgetauscht, im vergangenen September gab es eine "week of coverage", eine Art konzentrierte Aktion der Berichterstattung.
Mark Hertsgaard: "Wir haben es mit der Initiative geschafft, dass Journalisten, die in der Vergangenheit mit dem Thema Klimawandel nicht durchdrangen in ihren eigenen Redaktionen, jetzt mehr Gehör bekommen. Weil sie sagen können: 'Hier, guck mal, CBS News macht das, Reuters macht das auch, und AFP'. Unser erstes Ziel war es, das Klima-Schweigen in den USA zu brechen. Ich denke, das haben wir geschafft. Jetzt wird die Herausforderung sein, die Berichterstattung zu verbessern."
Einige große Medien wie die "New York Times" oder die "Washington Post" haben sich der Initiative nicht angeschlossen – sie wollen sich nicht dem Vorwurf des Aktivismus aussetzen. Mark Hertsgaard kann das nicht verstehen. Die Verpflichtung von Medien zum Abbilden beider Seiten einer Debatte ende dort, wo die eine Seite nicht den Stand der Wissenschaft respektiere, sagt er. So wie beim Klimawandel.