Die Stimmung ist aufgeheizt. Die Spannung groß. College-Basketball in Amerika im März: Das ist Inbegriff für ein sportliches Festival, bei dem es scheinbar nur um eines geht: um pure Emotion.
An diesem Wochenende findet das Viertelfinale statt. In einer Woche kämpfen die letzten vier um den Titel. Für die Spieler bedeutet es: Es geht um die Ehre und die Hoffnung auf eine Profikarriere in der NBA. Oder wenn das nicht klappt, wenigstens um einen Ring, wie ihn der Berliner Niels Giffey gewann, der zweimal mit der University of Connecticut Meister wurde.
Umsäze sprudel, Prämien fließen
Niels Giffey: "Der ist riesig. Fast schon ein bisschen klobig. Silbern. Mit Svarowski-Steinen verziert. An den Seiten ist halt mein Name eingraviert."
Für die Trainer bedeutet es mehr: Sie können zu den ohnehin üppigen Jahresgehältern im Millionenbereich noch ein paar Erfolgsprämien einstreichen. Die Größenordnung: Mehr als 100.000 Dollar für den Meisterschaftserfolg. Das Geld ist da. College-Basketball spielt jeden Winter mehr als eine Milliarde Dollar hauptsächlich aus Fernsehrechten ein.
Für die Trainer bedeutet es mehr: Sie können zu den ohnehin üppigen Jahresgehältern im Millionenbereich noch ein paar Erfolgsprämien einstreichen. Die Größenordnung: Mehr als 100.000 Dollar für den Meisterschaftserfolg. Das Geld ist da. College-Basketball spielt jeden Winter mehr als eine Milliarde Dollar hauptsächlich aus Fernsehrechten ein.
Einige bekommen den Hals nicht voll
Trotzdem bekommen einige den Hals nicht voll. Letzten September klagte die Bundesstaatsanwaltschaft im New Yorker Stadtteil Manhattan gleich mehrere Trainer an. Der Hauptvorwurf rückte aber auch einen deutschen Sportausrüster in ein schlechtes Licht: die Firma Adidas. Es sollen Bestechungsgelder geflossen sein.
Manager und Finanzberater hätten 18-jährige Talente wie hungrige Koyoten umschwärmt, meinte Bundesstaatsanwalt Joon Kim, als er verkündete, dass er insgesamt zehn Beteiligte vor Gericht stellen wird.
Korruption und eine Kultur illegitimer Verlockungen gehören schon länger zum Alltag des amerikanischen Collegesports. Die schmuddeligen Praktiken haben natürlich einen Grund. Denn während die Popularität der sportlichen Wettkämpfe enorm ist, werden die Sportler mit Stipendien abgespeist und dürfen kostenfrei im Studentenheim wohnen. Vom wahren Wert ihrer Leistung - laut Expertenschätzung in einem freien Markt mehr als eine Million Dollar pro Spieler und Saison - profitieren sie nicht.
Die Colleges zwingen Athleten sich wie lupenreine Amateure zu verhalten
Optionen gibt es keine. Wer mitmachen will, muss unterschreiben, dass er von niemandem auch nur ein kleines Honorar akzeptiert. Egal ob von einer Schuhfirma oder einem Sportagenten. Die Colleges zwingen Athleten als letzte Institution im Sport dazu, sich wie lupenreine Amateure zu verhalten.
Der Versuch einiger weniger, das System auf dem Rechtsweg umzukippen, macht bislang so gut wie keine Fortschritte. So scheiterte der ehemalige College-Basketballer Ed O’Bannon 2014 mit einer Forderung nach einer Abgeltung für Vermarktungsrechte.
O'Bannon: "Basketballspieler und Footballspieler sorgen dafür, dass die Colleges eine Menge Geld einnehmen. Davon sollten sie wenigstens einen gewissen Teil abbekommen."
O'Bannon: "Basketballspieler und Footballspieler sorgen dafür, dass die Colleges eine Menge Geld einnehmen. Davon sollten sie wenigstens einen gewissen Teil abbekommen."
Das Gericht sah es anders: "Um den Charakter und die Qualität des Produkts zu bewahren, dürfen die Sportler nicht bezahlt werden."
Die Gefahr für Manipulationen wird erhöht
Die Haltung eröffnet anderen die Chance, sich illegal einzuschleichen und Spiele zu manipulieren. Davor warnt der kanadische Journalist und Korruptionsexperte Declan Hill schon lange:
"Die USA erinnern mich an Deutschland um 2003 herum. Sie glauben einfach nicht, dass ihnen so etwas passieren wird. Sie denken, sie sind auf magische Weise gewappnet, weil Amerikaner ehrlicher sind als Bürger anderer Länder. Im Collegesport gibt es Footballspiele mit 100.000 Zuschauern in den Stadien und Millionen von Fernsehzuschauern. Sie werden auch auf Computern gespielt. Der Typ, der auf den Rängen die Hot Dogs verkauft, verdient mehr als die Athleten. Nicht zu reden von den Trainern, die Millionen bezahlt bekommen. Aus meiner Sicht steht die Tür für Korruption sperrangelweit offen. Offener geht gar nicht."
Urteil über Sportwetten steht aus
Obendrein ist die Sportwettkultur in Amerika extrem ausgeprägt. Legal darf man zwar nur in Nevada wetten. Aber dabei handelt es sich ohnehin nur um einen kleinen Teil des Marktes, der von Experten, die die illegalen Aktivitäten einrechnen, auf einen Umsatz von 400 Milliarden Dollar im Jahr geschätzt wird. Ein Betrag, der auch die Profiligen mit einschließt.
Zur Zeit steht eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Washington über die Frage aus, ob alle Bundesstaaten ganz legal Sportwetten durchführen dürfen. Die National Collegiate Athletic Association ist - aus moralischen Gründen - dagegen. Andere argumentieren vehement dafür: Sportwetten seien gut für den Collegesport, behauptete etwa ein Kolumnist im Dezember in der Zeitung USA Today. Sie steigerten das Interesse und die Popularität.
Den Aktiven dürfte ein solches Plus nicht viel nützen. Sie werden auf diesem Weg zwar nicht mehr ausgebeutet als bisher. Nur ist dann alles ganz legal.