Es war die prominentere Bühne der insgesamt 20 Kandidaten, die die Demokraten aufbieten. Oder besser: Noch aufzubieten haben. Unter ihnen Bürgermeister, Gouverneure, Abgeordnete, Senatoren – und ein ehemaliger Vizepräsident. Das verschaffte Joe Biden, dem ehemaligen Vize unter Präsident Obama, nicht nur den Prominentenbonus, mit dem er sich auch an die Spitze der Umfragen geschoben hat. Das brachte ihn auch immer wieder in Bedrängnis.
Joe Biden als Sparrings-Partner
Wer es wirklich ernst meinte mit seiner Bewerbung, der musste an diesem Abend Joe Biden angreifen, den demokratischen Favoriten. Den Anfang machte Kamala Harris, die Senatorin aus Kalifornien, die sich den 74-jährigen Politik-Senior schon im Juni als Sparrings-Partner ausgesucht hatte. Harris hat unlängst einen Plan für eine Gesundheitsreform vorgelegt – das Topthema in demokratischen Wählerkreisen. Dieser Plan versucht, die Idee der staatlichen Gesundheitsversorgung für alle zu kombinieren mit privaten Wahlmöglichkeiten. Krankenversicherung müsse ein Recht für alle sein – und kein Privileg für jene, die sie sich leisten könnten, sagte Harris. Biden konterte: 10 Jahre habe Kamala Harris zur Umstellung auf ihr System eingeplant. Viel zu lange. Und viel zu teuer.
Haris will Reformen. Biden will "back to normal": Zurück in die Zeiten Barack Obamas – er würde am liebsten Obamacare eins zu eins wiederbeleben. Den Fehler dabei analysiert Harris so: Biden lasse 10 Millionen unversicherte Amerikaner unberücksichtigt.
Der Schlagabtausch zwischen Kamala Harris und Joe Biden zog sich hin, da brachte Trumps Spitzenthema Immigration Fahrt in die Debatte. New Yorks Bürgermeister Bill De Blasio ging Joe Biden frontal an: man dürfe bei der Auseinandersetzung über die Einwanderung niemals vergessen, dass unter Obama mehr illegale Immigranten abgeschoben wurden als unter Donald Trump: Was habe Biden seinem Präsidenten damals geraten: Gut so?
Biden wehrte ab: Obama auf eine Stufe mit Trump zu stellen, sei ja schon fast bizarr, sagte er.
Doch de Blasio inistierte – er wollte partout wissen, welche Rolle Biden damals bei den Abschiebungsbeschlüssen Obamas gespielt habe. Die Antwort wirkte allzu defensiv – Joe Biden kam aus dieser Falle nicht mehr heraus. Er sei Vizepräsident und nicht dafür verantwortlich gewesen, sagte er. Und im Übrigen behalte er die privaten Gespräche mit dem Präsidenten für sich.
Doch de Blasio inistierte – er wollte partout wissen, welche Rolle Biden damals bei den Abschiebungsbeschlüssen Obamas gespielt habe. Die Antwort wirkte allzu defensiv – Joe Biden kam aus dieser Falle nicht mehr heraus. Er sei Vizepräsident und nicht dafür verantwortlich gewesen, sagte er. Und im Übrigen behalte er die privaten Gespräche mit dem Präsidenten für sich.
Cory Booker hat seinen "Breakout"
Das rief Cory Booker auf den Plan, den Senator aus New Jersey, bekannt für seine ausgleichende Art und seinen Politikstil a la love, peace und harmony: Plötzlich hatte er seinen Breakout, wie das in der Sprache der Wahlkampfmanager heißt: seinen Moment des Ausbruchs, der möglicherweise entscheidende Punkte bringt. Biden könne sich nicht auf das Vermächtnis Obamas berufen, wenn es ihm passe, und es ableugnen, wenn es ihm schade.
Da hatte sich auf einmal die politische Erfahrung, der Vorteil einer über Jahrzehnte währenden Politikerkarriere zum Nachteil verkehrt. Joe Bidens Senatorenvergangenheit wurde ihm zur Belastung. Es war wiederum Senator Cory Booker, der daran erinnerte, dass diese Debatte eine gefährliche Schlagseite habe – nütze sie doch vor allem Donald Trump. Man dürfe Trump den Triumph nicht gönnen, dass sich die Demokraten auf offener Bühne gegenseitig zerlegen.